In der in Sachsen-Anhalt gelegenen Lutherstadt hatte der Mönch Martin Luther vor genau 500 Jahren, am 31. Oktober 1517, seine 95 Thesen als Kritik gegen den katholischen Ablasshandel an der dortigen Schlosskirche angebracht. Nun schickt sich die Evangelische Kirche Deutschlands an, dem Jubiläum einen besonderen Rahmen zu geben. An der geplanten "Weltausstellung" beteiligt sich die hannoversche Landeskirche mit Ansichten zum Thema "Taufe". Eigens dafür wurde ein leerstehendes Ladengeschäft angemietet, in dem Videowände, Panoramabilder und weitere Exponate sich dem Betrachter bieten. Letzte Station des Rundgangs soll der Hülseder Taufstein sein. Der Ortschronist und ehemalige Kirchenvorsteher Eckhard Arndt ist voller Euphorie über die sich anbahnenden Ereignisse. Nachdem der Kirchenvorstand sein Ja-Wort zur ungewöhnlichen Tournee des 500 Kilogramm schweren Monstrums gegeben hatte, legte Arndt den Zollstock an. Das vermutlich aus dem 12. Jahrhundert stammende Kunstwerk hat eine Höhe von gut einem Meter und einen Durchmesser von 95 Zentimetern. Der von Ranken und Ornamenten umgebene Bottich fasst nach Berechnungen Arndts rund 100 Liter Wasser. Die Größe war für Taufbecken jener Zeit nicht unüblich: In ihm wurde regelmäßig Wasser für sakrale Handlungen geweiht. Arndt wird den Spezialtransport, den ein Fachbetrieb aus Hessisch Oldendorf wohl besorgen könnte, nach Wittenberg begleiten und den dortigen Aufbau auch dokumentieren. Das Steinmetzunternehmen aus der Weserstadt hat ohnehin einen engen Bezug zu dem Taufstein. Zuletzt war er 1999 in der Werkstatt gewesen, um dort restauriert und von einer großen Schadstelle befreit zu werden. "Seither wissen wir, dass sich das Becken auch transportieren lässt", freut sich Arndt. Denn die Skulptur besteht aus einem vollen Natursteinfuß und dem eigentlichen Aufsatz. Beide sind etwa 250 Kilogramm schwer. Voraussichtlich im März soll der Ortswechsel stattfinden. Beim Gottesdienst am kommenden Sonntag um 10 Uhr wird auch Pastorin Heike Köhler erwartet, der die bevorstehende Berühmtheit des Steins aus der kleinen Dorfkirche zu verdanken ist. Die frühere Seelsorgerin der Gemeinde Kathrinhagen-Rolfshagen leitet derzeit in der Landeskirche das Referat, in dem das Wittenberger Projekt koordiniert und realisiert wird. Arndt indes rät, die Feierlichkeiten als einmalige Gelegenheit für einen Besuch in Wittenberg zu nutzen und sich dann auch die vom 20. Mai bis 10. September dauernde Ausstellung anzusehen. Dann könne jeder selbst ermessen, wie "unser großer Taufstein Exponat einer Veranstaltung der Zeitgeschichte sein wird". Der vorübergehende Standortwechsel schadet übrigens hiesigen Täuflingen nicht. Denn schon seit dem 17. Jahrhundert gibt es einen zweiten Taufstein direkt im Altarbereich. Dieser wurde 1671 in der Amtszeit von Jacob Vordemann gestiftet. Regelmäßige Gottesdienstbesucher werden sich erinnern: Vordemann und dessen Bindungen zu Hülsede und Hattendorf waren im vergangenen Jahr Gegenstand ausführlicher historischer Betrachtungen gewesen, zu denen die Musikerin Christina Ziegler geraten hatte. Foto: al
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Hülseder Taufstein steht bald in Wittenberg
Das gotische Becken wird zum Schauobjekt beim Reformationsjubiläum / "Abschied" zur Ausstellung erfolgt am Sonntag
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