1. Auf der Walz von Trondheim nach Traunstein

    Junger Soldorfer berichtet über seine Wanderjahre auf vier Kontinenten / Im Norden Panamas gearbeitet

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    SOLDORF (al). Vier Jahre und einen Tag lang ist Dennis Röver auf Wanderschaft gewesen und hat sich seinem Heimatort nicht mehr als auf 60 Kilometer Distanz genähert. Von seinen Erlebnissen berichtete er jetzt in Wort und Bild. Seine 40 Zuhörer sind aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen.

    Es war nicht nur die Kluft, die das Interesse hervorrief. Der 29-Jährige erläuterte das als "Charlottenburger" oder "Charlie" bezeichnete Bündel mit den wenigen Habseligkeiten oder den "Stenz": Der Wanderstock könne durchaus auch als "Meinungsverstärker" dienen, grinste der gelernte Maurer und ließ das Publikum auch in sein Wanderbuch blicken, mit dem er sich überall legitimierte und das alle Stationen seiner Wanderschaft dokumentiert: "Nach einiger Zeit habe ich ja selbst nicht mehr gewusst, wann und wo ich mal war." Strenge Regeln gibt es für die Tippelei. So dürfe für Unterkunft und Verkehrsmittel kein Geld ausgegeben werden: Neben ortsüblichem Lohn sollte der jeweilige Meister für Kost und Logis sorgen. Strecken wurden zu Fuß oder als Anhalter zurückgelegt. Nur bei notwendigen Flügen ist ein Ticket erlaubt. Früher, so berichtete Röver, galt in Richtung Übersee noch das Prinzip "Hand gegen Koje". Im Zick-Zack führte sein Weg durch Deutschland – anfangs nach Wilhelmshaven und dann nach Fulda, über Braunschweig nach Hamburg und Amrum. Drei Monate arbeitete er in Norwegen, um vom dortigen Trondheim ins bayerische Traunstein zu wechseln und danach bei den Sorben und in Salzburg zu arbeiten. Über Hongkong und das australische Melbourne ging es nach Neuseeland. Dort wurde an einem Haus gebaut und ein Pizzaofen vervollständig. Lehmbau wartete nach der Rückkehr auch in Karlsruhe. Weil für Amerika das Geld nicht reichte, blieb Gran Canaria und die Baustelle auf einer Finca als Ersatz. Am Ende klappte es dann doch noch mit einer Reise über den Atlantik: Im Norden Panamas fand sich Arbeit an der Grenze zu Costa Rica. Oft wussten die Eltern gar nicht, wo ihr Sohn steckte. Denn ein Handy ist absolut verpönt. Trotzdem laufen die Kommunikationswege unter den wandernden Gesellen und bei notwendigem Bedarf auch zu den Angehörigen. Rövers Verband "Rolandschacht" hat über das Internet ein "Gästebuch" eingerichtet, das Informationen zulässt. Aber das ist so ziemlich das einzige Zugeständnis an das Elektronikzeitalter. An etlichen anderen Traditionen wird festgehalten – zum Beispiel an der blauen "Ehrbarkeit", der krawattenartigen Halszier. Und selbst die Kluft ist unverändert, auch wenn – wie Röver stöhnte – sie im Winter zu kalt und im Sommer viel zu warm sei. Foto: al

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