1. Guter Rum braucht seine Zeit

    Auf Kuba lässt sich die Geschichte der karibischen Spirituose schmecken

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    Kuba mag im Ausland für vieles bekannt sein – Revolution, Sozialismus, Fidel Castro, US-Embargo. Über allem stehen beim Durchschnittstouristen aber zwei Dinge: Rum und Zigarren. Und tatsächlich wird auf der Karibikinsel beides häufig konsumiert, von Einheimischen wie Reisenden. Was den Rum betrifft, gibt es auf Kuba am häufigsten eine auch hierzulande bekannte Marke: Havana Club. Um etwas über deren rund einhundertjährige Geschichte zu erfahren, ist das gleichnamige Museum in der Altstadt Havannas erster Anlaufpunkt. Die dortigen Führerinnen wissen zum Beispiel zu erzählen, dass der Ursprung von Havana Club in der Rumdestillerie La Vizcaya in Cárdenas liegt, die José Arechabala 1878 gründete. Im Jahr 1935 wurde dort erstmals Rum unter dem heute bekannten Markennamen verkauft. Nach der Verstaatlichung des Betriebs 25 Jahre später – die Eigentümerfamilie wurde enteignet – wurde die Destillation nach Santa Cruz del Norte verlagert. 2007 kam eine Destillerie in San José hinzu, die als eine der größten der Welt gilt. Kuba bietet eine Mischung von Klima und Boden, auf der Zuckerrohr ideal gedeiht. Für einen guten Rum wählen die "Maestros Roneros”, wie es bei Havana Club seit 46 Jahren José Pablo Navarro Campa ist, daraus die frischeste Molasse oder "Mieles" ("Honig") aus. Gemischt mit Hefe und Wasser wird diese dann einige Tage fermentiert. Das auch "Baticion” genannte Resultat wird in Kolonnen zu "Aguardientes" destilliert. Nach der Destillation durchlaufen diese die Phasen der Alterung, des Blendings und der Auswahl, um zu der Rumbasis zu werden. Mit frischem Zuckerrohrdestillat vermischt wird daraus wird der "Ron Fresco", der sukzessiv gealtert und neu gemischt wird, bis der Maestro entscheidet, dass er perfekt für die jeweilige Rumklasse ist. Das letzte Vermischen wird auch als "Toque” bezeichnet – der letzte Schliff. Während des Reifeprozesses ist die Auswahl der Fässer von großer Bedeutung, da das Holz dem Getränk Farbe, Aroma und Ausdruck verleiht. Der Maestro wählt alte, weiße Eichenfässer, damit der Rum atmen kann, und jüngere Fässer für die Gerbung des Rums. Havana Club wird heute weltweit in 125 Länder vertrieben. Mittlerweile hat sich Deutschland zum Hauptabnehmer entwickelt, am weitesten verbreitet ist hier die dreijährige Variante (Añejo 3 Años). Doch gibt es deutlich mehr Sorten: Añejo Blanco, Añejo Especial, Añejo Reserva, Añejo 7 Años, Selección de Maestros, Añejo 15 Años – und der Maximo Extra Añejo, dessen Preis allerdings im niedrigen vierstelligen Bereich liegt. Natürlich ist Havana Club aber nicht der einzige Rum von der Insel. Alternativ sind Sorten wie Ron Caney, Cubay oder aber auch Ron Santiago de Cuba empfehlenswert, welche sich in der Regel durch einen milden Geschmack auszeichnen und entweder pur oder gemischt genießen lassen. Dasselbe gilt auch für die Havana-Club-Rums. Gerade zu einem puren Rum passt wunderbar eine Zigarre – in Kombination entfalten beide ein völlig neues Aroma. Dabei muss er gar nicht die klassische Cohiba sein. Generell gilt: je hochwertiger der Rum, desto hochwertiger sollte auch der Tabak sein. Bestellt man in einer kubanischen Bar einen Rum, gibt es übrigens ein besonderes Ausschank-Ritual: die ‚Lágrima‘ (Träne). Der Kubaner gießt von jeder neu geöffneten Flasche zunächst einen Tropfen Rum aus der Flasche auf den Boden, als Dank und Opfergabe an die Geister, und füllt erst dann sein Glas. So weit muss man es Zuhause aber nicht treiben – schließlich sind in der Regel nicht mehrere dutzend Flaschen auf Lager. Foto: tr

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