Studien belegen, dass bundesweit 37 Prozent aller Frauen ab 16 Jahren schon einmal Gewalt in der Beziehung erfahren haben, ein Teil von ihnen wurde vergewaltigt. In Niedersachsen wurden im letzten Jahr 32 Tötungsversuche erfasst, wobei der Großteil weiterhin im Dunkelbereich liegt. Oft geht ihnen Jahre andauernde Gewalt voraus. Dabei bedeutet ein Tötungsversuch nicht zwingend das Beziehungsende. Viele Frauen können das Geschehene nicht richtig wahrnehmen und kennen neben der gewaltbereiten Seite ihres Partners noch eine andere, liebevolle Seite. Insbesondere bei gemeinsamen Kindern besteht zudem der Wunsch, die Beziehung zu retten und die Furcht, dass sich bei Verlassen des Partners dessen Gewalt auf den Nachwuchs übertragen könnte. Auch langjährige Drohungen können zum Bleiben beitragen, zumal das Risiko des Todes für Frauen bei einer Trennung am höchsten ist. Ganze 14 Prozent berichten von ernstzunehmenden Morddrohungen. Hinzu kommen das Empfinden von Scham und Mitschuld, das Verlieren des Selbstbewusstseins während der Beziehung, sowie die Angst vor dem Existenzverlust zu stehen. In eher ländlichen Regionen ist die Hemmschwelle zu einer Trennung noch einmal größer, weil in diesen das Bild nach außen oftmals einen höheren Stellenwert hat.
Die männlichen Täter sind im Alltag schwer zu erkennen, da sie jeder Kultur, jeder Schicht und jeder Altersgruppe angehören. Unter ihnen sind laut BASTA besonders Männer zu finden, die über wenig Empathie und ein empfindliches sowie fragiles Ego verfügen. Auch die Opfer häuslicher Gewalt sind weit gestreut. Betroffen sind sowohl verunsicherte, als auch starke und fürsorgliche Frauen, die bereit sind, das Leid für ihre Familie zu ertragen. Je früher eine Frau Gewalt erlebt hat, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich länger der Situation aussetzt. Meist wurden Betroffene vorher isoliert und haben daher keinen Kontakt mehr zu Freunden oder ihrer ursprünglichen Familie. Einrichtungen wie der BASTA, das Frauenhaus Schaumburg und die BISS-Beratungsstelle unterstützen die Frauen zwar, sehen es aber als den falschen Weg an, ihnen vorzuschreiben, was sie als nächstes tun sollen. "Das ist immer die eigene Entscheidung der Frau", sagt Ingetraud Wehkening, Diplom-Pädagogin beim BASTA. Die Behörden informieren die Mitarbeiterinnen nur im Falle einer Kindeswohlgefährdung, Suizidgefahr oder wenn eine klare Straftat vorliegt. Obwohl das Thema durch den Vorfall in Hameln gerade wieder in den Vordergrund gerückt ist, passiert häusliche Gewalt ständig, bleibt aber meist unentdeckt. Erst seit 2011 werden überhaupt Daten zu Tötungsdelikten an Frauen durch den Lebenspartner erhoben. Betroffene können sich beim Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen unter 0800/0116016 mehrsprachig beraten lassen. Foto: Fotolia