1. Raus aus der "Komfortzone"

    Unternehmer-Netzwerktreffen nimmt veränderte Arbeitswelten in den Blick / Bedingungen verändern sich ständig

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    BÜCKEBURG (sk). "Fachkräfte binden – Karriere gestalten" war das Thema des 16. Unternehmer-Netzwerktreffens der Koordinierungsstelle "Frau und Wirtschaft" der Weserbergland AG. Rund 25 Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung setzen sich während der Veranstaltung mit aktuellen gesellschaftlichen Trends und deren Auswirkungen auf die moderne Arbeitswelt auseinander.

    Wie wird Karriere heute aus unterschiedlichen Perspektiven verstanden? Ist sie lediglich eine Abfolge verschiedener Berufspositionen oder vielleicht eine universelle Lebensform in der Paare inzwischen ihre Karriere gemeinsam planen ("Dual Career")? Wie können Unternehmen ihr Personal in allen Lebensphasen immer wieder zu hohen Leistungen motivieren und in Zeiten des Fachkräftemangels binden? Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigen sich die Teilnehmer in Form von Impulsreferate und anschließenden Workshops. Nach der Begrüßung durch Kirstin von Blomberg (Projektleiterin) und Rüdiger Maxin (Schulleiter der Schulen Dr. Kurt Blindow) sprach sich Ludwig Schätzl (Amt für Wirtschaftsförderung im Landkreis Schaumburg) dafür aus, die Weiterbildung als lebenslange Herausforderung zu begreifen. Die Unternehmenslandschaft sowie die Arbeitswelt seien durch einen neuen Strukturwandel geprägt. Schätzl forderte daher von allen angesichts der Veränderungen nicht den Kopf in den Sand zu stecken und sich an die Gegebenheiten anzupassen. Was sich in den vergangenen Jahrzehnten in der Arbeitswelt verändert hat, zeigte Hans-Ludwig Meyer von der Hochschule Weserbergland auf. Durch unterschiedliche gesellschaftliche Entwicklungen, vor allem durch die Digitalisierung, sei die gesamte Welt immer schneller, komplexer und unsicherer geworden. "Wir leben in einer VUCA-Welt." Dieser aus den USA stammende Begriff beschreibt eine Welt mit sich ständig verändernden Rahmenbedingungen. Sie ist geprägt von "Volatility" (Unberechenbarkeit), "Uncertainty" (Ungewissheit), "Complexity" (Komplexität) und "Ambiguity" (Mehrdeutigkeit). Oder einfach ausgedrückt: Selbst wenn wir noch bis ins kleinste Detail planen und alle Eventualitäten miteinbeziehen, kommt es doch meistens anders, als wir denken. "Das ist ein gesellschaftliches Phänomen, welches uns alle betrifft", sagte Meyer. Um zukunftsfähig zu bleiben, müssten die Unternehmen daher ihre Strukturen besser an den neuen Verhältnissen orientieren, um möglichst schnell und flexibel reagieren zu können. Ebenfalls anpassen müssten sich die Unternehmen an veränderten Ansprüche der jungen Fachkräftegeneration: Die sogenannte "Generation Y". Geboren zwischen 1980 und 1999 sind diese Jahrgänge mit der Digitalisierung groß geworden und haben ganz andere Werte als noch die älteren Generationen von Arbeitnehmern. Sie stellen oft bestehende Hierarchien infrage und fordern für ihren Arbeitsalltag Selbstbestimmung, Sinnhaftigkeit und vor allem Spaß. "Die wollen Montags gerne zur Arbeit gehen und sich dort kreativ entfalten." Für die Unternehmen bedeuteten all diese Entwicklungen große Herausforderung. Sie müssten sich überlegen, wie sie die Arbeitswelt für ihre Mitarbeiter attraktiver gestalten könnten. Was für die Zukunft nicht mehr tragfähig sei, müsse in Frage gestellt werden. "Das bedeutet, dass die Unternehmen ihre Komfortzone verlassen müssen. Hier heißt es Vertrauen haben und die Menschen machen lassen. Sonst kann nichts Neues entstehen." Heike Schildmeier vom Sparkassenverband Niedersachsen dagegen referierte über die Veränderungen, welche die Arbeitswelt noch in Sachen Frauenförderung vor sich habe. Zwar sei in den letzten Jahren bereits einiges auf diesem Gebiet erreicht worden, so die Gleichstellungsbeauftragte und Dozentin für Führungs- und Verkaufstraining. Oft stünden dem Weiterkommen von Frauen aber immer noch vorhandene Handlungs- und Denkmuster im Wege. Und das auf beiden Seiten. So wären Vorgesetzte häufig der Ansicht, Frauen wollten eigentlich keine Karriere machen, da sie nicht so präsent seien wie ihre männlichen Kollegen. "Frauen sind aber anders sozialisiert als Männer", erläuterte Schildmeier. Sie seien bescheidener, hätten andere Bedürfnisse an die Arbeitswelt und ihnen falle das Netzwerken in der Regel deutlich schwerer. Und Frauen müssten sich immer noch zwischen Karriere und Leben entscheiden. "Diese Sachen spielen sich für Frauen oft auf zwei verschiedenen Inseln ab. Das muss aber auf einen gemeinsamen Kontinent verlagert werden." Die Karrierewelt sei immer noch eine Männerwelt, in der vor allem Verfügbarkeit und Lebensläufe ohne Unterbrechungen vorherrschten, sagte Schildmeier. Diese Prioritäten müssten stärker in Frage gestellt werden. Weiterhin forderte sie, dass sich nicht die Frauen gänzlich an die Karrierewelt anpassen, sondern sich die Gesellschaft verändern müsste. "Ohne einen Kulturwandel wird es nicht weiter gehen." Weitere Themen waren neben Personalentwicklung noch Unternehmenskultur und Führung. Hierüber tauschten sich die Teilnehmer mit Führungskräften und Personalentscheidern aus und teilten Erfahrungen und Ideen für zukunftsorientierte und betrieblich umsetzbare Personalentwicklungsstrategien. Foto: sk

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