MÖLLENBECK (ste). Uta Weiner-Kohl vom Landesamt für Straßenbau in Hameln, Maik Beermann als Bundestagsabgeordneter der CDU für den hiesigen Wahlkreis, Dr. Joachim Steinbeck als städtischer Jurist und Ortsbürgermeister Thorsten Frühmark als einladender Gastgeber der Informationsveranstaltung zu den Planungen für eine Möllenbecker Umgehungsstraße standen den zahlreich erschienenen Besuchern im Kloster Rede und Antwort zu den vielen offenen Fragen. Das Thema: Ortsumgehung B 238 und wie kam sie in den vordringlichen Bedarf des am Wochenende verabschiedeten Bundesverkehrswegeplans? Frühmarks Eindruck: "In vielen Gesprächen bin ich zu der Auffassung gelangt, dass die Möllenbecker/innen nicht ausreichend informiert darüber sind!" Ihn eingeschlossen, gab Frühmark zu, der sich verwundert zeigte, warum die Stadt Rinteln eine Stellungnahme zu einer möglichen Ortsumgehung abgab, obwohl das Thema im Bauausschuss oder im Rat nie auf der Tagesordnung stand: "Damit sollte sich auch ein Ortsrat beschäftigen, nicht nur mit Licht an oder aus im Ort!" Im Ort gäbe es viele Ängste und Fragen, ob sich Investitionen am jeweiligen Standort noch lohnen und wie es um den Wert von Immobilien stehe. Was passiert mit dem Sportplatz, wie sieht es mit dem Kloster aus und wird Hessendorf "abgeschnitten"? Fragen, die in der Info-Veranstaltung geklärt werden sollten. Für Maik Beermann eine ungewöhnliche Situation: "Eigentlich denkt man, mit einer Umgehungsstraße tut man den Möllenbeckern einen Gefallen!" Von den 2.300 eingereichten Projekten im Bundesverkehrswegeplan schafften es etwa 1.200 in den Plan: "Doch das ist erst der erste Schritt, ein Bau geht immer nur unter Einbeziehung der Menschen im Ort", so Beermann. Denn der vom Bund verabschiedete Plan sorgt nur dafür, dass Geld für die Projekte bereitgestellt wird. Das Land ist für die Planungen zuständig, die dann vom Straßenbauamt vorgenommen werden. Für diese Behörde stellte Uta Weiner-Kohl fest: "Das Verfahren steht ganz am Anfang, die eingezeichnete Linie ist nur ein erster gedanklicher Entwurf und hat nichts mit der abschließenden Planung zu tun!" Genau an dieser "Roten Linie" auf dem Plan entzündete sich der Zorn der Möllenbecker: "Hessendorf wird abgeschnitten bei dieser Planung", war nur ein Argument, mit dem das Dorf nicht leben kann und will. Knackpunkt dabei. Noch vor 30 Jahren, so erinnerte sich Pastor Roland Trompeter von der reformierten Gemeinde in Möllenbeck, war die Planung über drei Kilometer lang und führte hinter Hessendorf durch die Feuchtwiesen und das Wassergewinnungsgebiet. Die Wassergewinnung ist mittlerweile Geschichte, doch die Probleme, unter anderem für das Kloster bei einer Linienführung im Norden, seien geblieben. Uta Weiner-Kohl hatte einen schweren Stand. Immer wieder lieferte die fiktive rote Linie Zündstoff für neue Fragen und Ängste. Diese Linie, jetzt 1,8 Kilometer lang und vor Möllenbeck rechts abzweigend Richtung Kloster und Sportanlage, ist zwar nur ein Referentenentwurf ohne Bindung, dennoch sind die Befürchtungen groß, dass eine eventuelle Planung sich eben an dieser Linie orientiert: "Die ist nämlich billiger als die ursprüngliche Planung", hieß es aus den Reihen der Besucher.
Lehren aus dieser offensichtlichen Ungewissheit und dem Mangel an Informationen werde die Stadt Rinteln ziehen, versprach Dr. Joachim Steinbeck: "Möllenbeck wird künftig in besonderem Maße und ausreichend informiert über alle Schritte in dieser Planung!" Aufgabe des Ortsrates und der Stadt wird es nun sein, den Willen der Bürgerinnen und Bürger des Dorfes zu ermitteln: "Danach entscheidet sich, ob wir auf Gas oder Bremse in Sachen Ortsumgehung drücken", so Dr. Steinbeck. Im Anschluss stellte sich sehr deutlich heraus, dass viele Möllenbecker zwar eine Umgehungsstraße wollen, eine Linienführung wie im Bundesverkehrswegeplan jedoch ablehnen. Sehr deutlich machten das die Anlieger der Lemgoer Straße, die am meisten vom durchfließenden Verkehr gebeutelt sind. Bei steigender Verkehrsbelastung dürfe man keinesfalls die Chance aus der Aufnahme in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans vergeben, so Marco Baschin. Denn während die meisten älteren Möllenbecker den Bau einer Umgehungsstraße in 15 oder 20 Jahren vielleicht gar nicht mehr genießen können, geht es um die junge Generation im Ort um langfristige Lebensqualität. Karl-Heinz Buchholz, ehemaliger Bürgermeister Rintelns und selbst Möllenbecker, riet dazu: "Wir sollten die Tatsache der Aufnahme in den Plan erst einmal hinnehmen, dann in die Planung einer Strecke gehen und diesen roten Strich vorerst ignorieren und in der echten Planung verwerfen!" Der Ortsrat, so Thorsten Frühmark, werde sich jetzt seiner Verantwortung stellen und ermitteln: "Will Möllenbeck eine Ortsumgehung, Ja oder Nein, und wenn, wo soll sie langgeführt werden?" Für das Kloster, so Roland Trompeter, sei eine Führung der Umgehungsstraße im Norden des Klosters entlang "unverantwortlich": "Schon jetzt hat das Kloster Risse durch den ungleichen Untergrund und bei riesigen Erdbewegungen für eine Umgehungsstraße befürchten wir Schlimmes!"Foto: ste