1. Leben statt Leerstand an der Langen Straße

    Vermehrte Eigentümerwechsel sorgen für eine schlagartige Geschäftsbelegung in der Stadt

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    RODENBERG (jl). An der Langen Straße herrscht viel Bewegung. Und damit ist nicht der alltägliche Verkehr gemeint. Wer an der ehemaligen Stummeyer & Helle-Filiale vorbeiflaniert, stellt fest: Hier passiert etwas. Gleiches gilt für eine Handvoll weiterer Läden. In nicht einmal vier Wochen, voraussichtlich ab dem 16. Dezember, können die Dei-sterstädter tatsächlich wieder Süßes und Deftiges an dem etablierten Bäckerstandort genießen. Es ist die Traditionsbäckerei Hünerberg aus Barsinghausen, die dort ein Zweiggeschäft eröffnet. "Wir hoffen, dass unser Laden zu einem kleinen Treffpunkt bei Kaffee und Klönschnack wird", sagt Geschäftsführer Hendrik Mordfeld. Die Deisterstadt passe zur Firmenphilosophie, die auf kurze Wege setze. Derzeit lasse der Eigentümer die Immobilie aufwendig sanieren, von der Verkabelung bis zum Sanitärbereich. "Solche Vermieter hätte ich gerne öfter", lobt Mordfeld. Sein Betrieb müsse sich "nur"– die Investition bewege sich im sechsstelligen Bereich – um die Ladenfläche kümmern. In anderen Leerständen herrscht bereits wieder Leben, wie zum Beispiel in der Hausnummer 41. Seit fast zwei Wochen ist hier "Angelika’s Haarstudio" zu Hause. "Ich fühle mich in diesem Ambiente der Innenstadt hundertprozentig wohl", sagt Inhaberin Angelika Weinhold, die ihr Geschäft zuvor am Netto hatte. Der Umzug ins Zentrum ermögliche ihrem Friseursalon neue Chancen. Eine Nachnutzung für die frei gewordene Fläche gibt es auch schon. Dort zieht "Dein Friseur einfach anders" ein, wie Inhaberin Anke Heidenreich bestätigt. Die Eröffnung ist bereits am kommenden Dienstag. Was mit den dann leeren Räumlichkeiten neben dem Freibad geschieht, ist noch offen. Niedergelassen haben sich auch der Finanz- und Immobiliendienstleister G.E.S.S sowie der Handel Fenster-Türen-Bauelemente. Und wo einst die Deisterbuchhandlung ansässig war, machen frisch angebrachte Schilder Appetit auf edle Tropfen. Hier zieht derzeit die Weinhandlung "Tröpfchen & Co." ein. Hinzukommt eine Rarität für den ländlichen Raum: Voraussichtlich Mitte Februar wird der Patisserie-Service "CakeArtists" im einstigen Maasch-Domizil eröffnen. Dahinter steht Barbara Belka aus Apelern. Auf Anfrage erklärt sie: "In dem Laden werde ich vorwiegend für Hochzeiten zum Beispiel Torten, Cupcakes und Cakepops machen, ‚Cakedummys‘ ausstellen und Kunden beraten."

    Es sind aber nicht nur diese sechs Gewerbeansiedelungen, die Georg Hudalla freuen. "Im Kernbereich der Langen Straße steht nicht eine einzige Immobilie mehr zur Verfügung", sagt der Stadtdirektor. Dieses offenkundig große Interesse passt so ganz und gar nicht zu einem "Aussterben der Langen Straße", wie es in jüngster Zeit in Verbindung mit den Volksbankplänen oftmals propagiert wurde. Müssten die aktuellen Entwicklungen nicht vielmehr die Kritikpunkte schmälern? Auf jeden Fall, meint Günter Ebertz: "Das ist eine sehr positive Sache." Der Vorsitzende des Rodenberger Gewerbevereins mahnt dennoch zur Weitsicht. Ein Gesamtkonzept für die Innenstadt bleibe unumgänglich. Zu glauben, dass das geplante Volksbankgebäude die gesamte Innenstadt belebe, sei ein Trugschluss. Aus seiner Sicht muss weiterhin die Befürchtung bestehen, dass dessen Belegung zu Verlagerungen und damit zu erneutem Leerstand an der Langen Straße führe. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass dort neuer Handel einziehen wird", so Ebertz. Anders sieht das Stadtdirektor Hudalla, der auf weitere Gewerbetreibende verweist, die Interesse hätten sich im Stadtkern zu erweitern. Die Nachfrage könnte durchaus das Volksbankobjekt in spe bedienen. Trotz aller Euphorie werde es an der Langen Straße nicht "wie früher" sein, mit einem bunten Schaufenster nach dem anderen. Stattdessen fruchteten neue Strategien, zum Beispiel mit internetbasiertem Handel und Dienstleistungen. Die schlagartige Belegung der Leerstände sieht der Verwaltungschef im Zusammenhang mit generationsbedingten Eigentümerwechsel, die es in jüngster Zeit vermehrt gegeben hätte. Aber auch die gute Konjunktur spiele eine Rolle. "Und dann kommt noch der Zufall dazu", so Hudalla. Rodenbergs "städtische Struktur mit ländlichem Charakter" war im Fall der Hünerberg-Bäckerei – neben den Voraussetzungen für die Firmenphilosophie – der ausschlaggebende Grund für die Ansiedelung. Geschäftsführer Mordfeld spricht von einer Umgebung, die einladend sei. Das liegt aus seiner Sicht nicht zuletzt an dem "belebten Zentrum". Foto: jl

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