LINDHORST (bt). Bürgermeister Hans-Otto Blume hatte es kommen sehen. Zehnmal hatte der Kultur-Förderverein Schaumburger Bergbau in den vergangenen Jahren zum Fassanstich eingeladen. Neunmal hatte Blume in der Vergangenheit Erfahrungen beim Fassanstich sammeln können und jedes Mal mit Erfolg den Zapfen in das hölzerne Bierfass getrieben. Im letzten Jahr reichten, wie so oft davor, zwei Schläge. Dann floss das Bier in die Krüge.
Diesmal gab sich der Bürgermeister vor dem Schlag mit dem Holzhammer skeptisch. "Nicht dass ich an meinen Fähigkeiten zweifele," sagte er augenzwinkernd in seiner Begrüßungsrede an die "lieben Lindhorster Bierfreunde" gewandt. Der Anstich im letzten Jahr habe gezeigt, dass auch mal etwas daneben gehen könne. Blume spielte damit auf das vor einem Jahr ausgeschenkte saure, ungenießbare Bockbier an. In diesem Jahr reichten zwei Schläge nicht. Immer wieder führte Blume den hölzernen Hammer, zunächst recht sanft, dann immer heftiger gegen den metallenen Zapfhahn, bis das süffige Getränk nicht aus dem Hahn floss, sondern den Fassanstich zu einer spritzigen Angelegenheit werden ließ. Wilfried Pennekamp sprang dem Bürgermeister zur Seite. Mit vereinten Kräften gewannen sie den Kampf mit dem Fass und es gelang ihnen schließlich, das kohlesäurehaltige, würzige, leicht alkoholhaltige Getränk per Zapfhahn in die Krüge und Gläser zu leiten und an die durstigen Kehlen im voll besetzten Saal von Hof Gümmer zu verteilen. Das Lauenhäger Blasorchester stimmte dazu "Eins, zwei, g‘suffa . . ." an. Zusammen mit Landrat Jörg Farr, dem SPD-Landtagsabgeordneten Grand-Henrik Tonne, der SPD-Kreistagsabgeordneten Cerstin Beyer, der SPD-Kandidatin für die Wahl zum Bundestag im nächsten Jahr Marja-Lisa Völlers und Gunter Ludewig, dem Vorsitzenden des gastgebenden Vereins, prostete Blume gut gelaunt den rund 80 Besuchern zu. Unter ihnen sehr viele Frauen, über deren Anwesenheit sich Blume besonders freute. "Damit ist bewiesen, dass Biertrinken nicht nur Männersache ist", merkte er an. Seine Freude äußerte der Bürgermeister auch über die Teilnahme von "Dauergast Landrat Jörg Farr", der seit einigen Jahren regelmäßig zum Fassanstich nach Lindhorst komme. Farr lieferte prompt die Begründung nach. Es gebe Termine, die könne man getrost vergessen, führte er aus. Dann gebe es Termine, die sollte man besser nicht vergessen, wie beispielsweise den eigenen Hochzeitstag. "Dann gibt es aber auch Termine, die kannst Du gar nicht vergessen, weil Du Dich das ganze Jahr darauf freust und dazu gehört der Festbieranstich in Lindhorst mit seiner warmherzigen Atmosphäre", rief er in den Saal und erhielt dafür kräftig Beifall. Bei Haxen, Leberkäs‘ und Kraut feierten die Gäste in Bierlaune und in ausgelassener Stimmung den Festbieranstich bis in die späten Nachtstunden. Das Lauenhäger Blasorchester zündete dabei so manche musikalische Stimmungsrakete. Gunter Ludewig und seine vielen Helfer werden das Geschehen mit großer Freude verfolgt haben. Foto:bt