1. Mit Fräulein Loretta mitten ins spukende Chaos

    Ein Besuch bei der Theaterkiste und ihrer Premiere von "Villa oder Villa nicht?" lohnt sich in jedem Fall

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    WALTRINGHAUSEN (jl). Es ist Sonntagvormittag und ein Dorf steht Kopf: Während draußen Novemberwetter herrscht, scheint im Gasthaus Götze in Waltringhausen die Sonne. Zumindest gefühlt. Aufgeregtes Gemurmel erfüllt den großen Saal, es duftet nach Kaffee und Brötchen. Kerzenlicht flackert auf den Tischen und tanzende Strahlen lenken die Blicke der 100 Gäste zur Bühne. "Theater, Theater, der Vorhang geht auf", ertönt aus den Lautsprechern. Während Katja Ebstein davon singt, dass die Bühne zur Welt wird, spukt auf einmal von eben dort ein Gespenst durchs Publikum. Es ist das adrett gekleidete Gespenst Dubidu (Chefin Petra Röhrbein), das seine Geschichte erzählen will. Nach 45 Jahren der Leere kehrt wieder Leben in seine Villa "Schauinsland" hoch oben auf dem Galenberg mit Blick auf Bad Nenndorf – und zwar zunächst mit der herrischen Loretta, pardon, mit Fräulein Loretta ("Das klingt so einzigartig"). Die ältere Schwester der beiden Villaerbinnen, herrlich gespielt von Martina Kriege, entlockt dem Publikum vielfach ein Lachen. Für Ordnung soll zunächst eine Putzkolonne sorgen, die aber mehr mit tänzerischem Talent als mit Sauberkeit überzeugt.

    Insgesamt lebt das Stück von Heimatgefühl, zweideutigen Wortspielen ("Ich bin entrüstet", sagte der Ritter, als er nackt war") und vielen einzelnen Passagen, in denen so manch komischer Kauz auftaucht: zum Beispiel ein sprechender Papagei oder ein fanatischer Hippie, der mit seinen drei Fischen im Aquarium die tierische Formation der "Beatles" bildet. Korrespondierende Musikeinspieler – von Westernhagens "Wieder hier" bis zum Beatle-Hit "Love me do"– animieren zum Mitsingen und Klatschen. Sogar live gibt es etwas auf die Ohren. Und auch der eine oder andere politische Seitenhieb lässt sich zwischen den Zeilen finden, wenn etwa Loretta bei ihrer Rückkehr im Jahre 2016 staunt: "Das Kurhaus sieht ja immer noch so aus." Oder wenn sie sich in Merkel-Pose zuversichtlich gibt, alleine in dem großen Haus zu wohnen: "Ich schaffe das!" Im Verlauf kommen zum Glück immer mehr Personen in das Anwesen. Eine Wohngemeinschaft ist das Ziel, und die Wiese will das hiesige Damenfußballteam für sein Training nutzen. Dann die alles entscheidende Frage an jeden Interessenten: "Will er (Villa) oder will er (Villa) nicht?" Die Antwort: an diesem Sonnabend, 12. November, um 19 Uhr. Das ist die einzige Vorstellung, für die es noch Karten gibt (Telefon 05723/3888). Foto: jl

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