1. "Uhlenbusch" in der Nordtour

    Loccums Pingelkeerle im Zentrum eines Fernsehdrehs / Beitrag läuft am Sonnabend, 19. November, im NDR

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    LOCCUM (jan). Bekannt ist Loccum in erster Linie durch sein Kloster. Andere Seiten des Dorfes zeigen bei vielen Gelegenheiten aber Loccums Pingelkeerle – die als Gästeführer Gruppen mit Historie und Aktuellem vertraut machen. Einen Aspekt dieser Gästeführung hat nun der NDR aufgegriffen. Am Sonnabend, 19. November, 18 Uhr, zeigt die "Nordtour", was es mit Loccum und der Fernsehserie "Neues aus Uhlenbusch" auf sich hat.

    "Da war ich doch ganz perplex, als ich den NDR am Telefon hatte!" Als Pingelkeerl, der bis in die 1960er Jahre als Ausrufer in Loccum unterwegs war, spaziert Günter Wilkening seit 2012 durch den Ort und verbreitet "Löccer Norichten". Aber dass das Fernsehen sich dafür interessiert – das sei ihm noch nie passiert. Der Auslöser war ein kleiner Artikel in der Zeitung, mit der die Stadt nach alten Fotos von den Dreharbeiten zu "Neues aus Uhlenbusch" suchte. Eine der zentralen Erzählungen sind diese Dreharbeiten bei den Gästeführungen und das sollte mit einem Banner an historischem Ort noch mehr hervorgehoben werden. Fotos hat zwar niemand angeboten – der NDR wurde aber aufmerksam. "Dann haben wir schnell gehandelt", schmunzelt Michael Stahlhut, der wie Wilkening durch Loccum pingelt. Gemeinsam machten sie einen Drehtermin mit Moderatorin Annicka Erdmann ab, lasen gründlich alles noch einmal, was sie über "Neues aus Uhlenbusch" in ihrem Fundus hatten, und aktivierten einige der ehemaligen Akteure. Gut gerüstet trafen sie sich mit dem Fernsehteam – und wurden doch in mancherlei Beziehung noch überrascht. "Neues aus Uhlenbusch"– das war Ende der 1970er Jahre ein Straßenfeger. Als erste sozialkritische Fernsehserie für Kinder sorgten die Episoden für Furore – ob es nun das Schützenfest war, bei dem der beste Schütze nicht siegen konnte, weil er zu arm war, oder das Mädchen, das von seinem alkoholkranken Vater zu Oma Piepenbrinks Laden geschickt wurde, um ihm Bier zu holen. Das Haus, in dem dieser Laden war, steht noch heute an der Weserstraße Loccums, auch wenn mittlerweile eigentlich nichts mehr an jene Vergangenheit erinnert. Für die Pingelkeerle ist es aber nach wie vor der Ort, an dem sie Halt machen und von damals erzählen, "als ganz Loccum ein Fernsehstudio war und so ziemlich jeder im Dorf eine Rolle hatte". Von diesen vielen, die eine Rolle hatten, ist Matthias Graf bei der "Nordtour" dabei gewesen, denn er ist einer derjenigen, wegen derer die Serie erst entstehen konnte. Gemeinsam mit seinem besten Freund Michael Strube heckte er allerhand Streiche aus und erlebte mit ihm auch so manches als Kind auf dem Land. Strubes Vater schrieb über einige dieser Episoden ein Buch, das dem ZDF in die Hände fiel und dem Sender so sehr zusagte, dass daraus eine Fernsehserie wurde. Der fiktive Name "Uhlenbusch", den Loccum in jenem Buch hat, wurde auch für die Serie gewählt – aus dem Loccumer Platt übersetzt heißt es "Eulenbusch". Die Serie in Loccum zu drehen, war für das ZDF nur folgerichtig. Ein anderer Akteur, der die Tour begleitet hat, ist Rudi Korte. Er kam seinerzeit als Requisiteur mit dem Fernsehteam aus Berlin nach Loccum gereist. So gut gefiel es ihm dort, dass er blieb und auch seine Beziehung zu Oma Piepenbrinks Laden aufrechterhielt. Als dort der Verkaufstresen abgebaut wurde, machte er daraus die "Loc"– eine Szene-Kneipe mit wöchentlicher Live-Musik, in der damalige Größen wie Klaus Lage und "Geier Sturzflug" spielten und die Besucher selbst aus weitem Umkreis anzog. Die "Loc" ist mittlerweile ebenso Geschichte wie "Uhlenbusch"– wenngleich der Geist von beiden immer noch in Loccum lebt. So trägt etwa der Kindergarten des Dorfes diesen Namen. Und erzählen mögen viele ältere Loccumer immer noch gerne von jenen Tagen. Für Loccums Pingelkeerle bedeutete das, dass sie bei den Dreharbeiten zwar den Weg vorgeben konnten und die Rahmengeschichte erzählen – für Nostalgie auf dem Spaziergang sorgten aber das Dorf und seine Bewohner ganz ohne ihr zutun. "Was dort alles abgefilmt wird" staunten Wilkening und Stahlhut. Das Hängebauchschwein im Garten, die Wäsche an der Leine und der Loccumer, der das Herbstlaub zusammenrecht, sind nur einige Sequenzen, die auch den beiden Gästeführern vor Augen führten, dass die Zeit mancherorts in Loccum scheinbar stehen geblieben ist. Neugierig folgten sie dem ehemaligen Requisiteur auch an Orte wie die Werkstatt, in der seinerzeit der hölzerne Adler für die Schützenfest-Folge gezimmert wurde. Dort, wie an vielen anderen Stellen, machten Loccumer bereitwillig ihre Türen auf, um zu zeigen, wo Uhlenbusch einmal entstanden ist. In der "Nordtour" auf N3 wird die Zusammenfassung dieses Spaziergangs durch Loccum am Sonnabend, 19. November, 18 Uhr, gezeigt. Wer Loccums Pingelkeerle live erleben möchte und auf diesem Weg von Uhlenbusch erzählt bekommen, kann Führungen bei Judith Weber im Rehburg-Loccumer Rathaus unter der Nummer (0 50 37) 97 01 52 buchen - oder wartet bei zum kommenden Jahr, wenn die Pingelkeerle erneut zu öffentlichen Spaziergängen durch Loccum einladen. Am Sonntag, 23. April, 15 Uhr, erschallt das nächste Mal die Pingel auf dem Loccumer Marktplatz und lädt ein, sich die neuesten "Löccer Norichten" anzuhören. Foto: jan

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