1. "Mit durchwandernden Wölfen ist hier zu rechnen"

    Nabu informiert über Wölfe / "Die Ansiedlung eines festen Rudels ist in Wunstorf eher unwahrscheinlich"

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    WUNSTORF (gi). "Eine große Mehrheit der Bundesbürger (80 Prozent) findet es erfreulich, dass der Wolf wieder Bestandteil von Natur und Landschaft in Deutschland ist. Jeder Zweite (54 Prozent) verbindet mit dem Wolf positive Gefühle, während bei nur zwölf Prozent negative Empfindungen zum Tragen kommen. "Dieses sind Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage in Deutschland, die das Meinungsforschungsinstitut forsa im Herbst 2015 im Auftrag des NABU durchgeführt hat", sagte der Nabu-Vorsitzende aus Wunstorf, Karl-Heinz Nagel. Dennoch gäbe es immer noch zu viele Sorgen, die umso mehr wüchsen, je näher das nächste Wolfsvorkommen am heimischen Wohnort liege. In einer Vortragsveranstaltung informierte der Nabu Wunstorf interessierte Bürger über den Wolf. Als Referent wurde der örtliche Wolfsberater Helge Stummeyer aus Neustadt eingeladen. Da viele Meldungen über die Beobachtungen auf Verwechslungen mit Haushunden basierten, ging Stummeyer zu Beginn des Vortrages auf die Kennzeichen des Wolfs ein. Die Zuhörer waren sichtlich erstaunt, wie leicht eine Verwechslung mit einigen Hunderassen oder Mischlingen möglich sei, insbesondere wenn nur wenige Augenblicke Zeit bestehen, sich das beobachtete Tier genauer anzuschauen.

    Der Referent betonte das sehr soziale Verhalten eines Rudels, welches in intakten Familienverbänden ohne größere Aggressivität innerhalb des Rudels lebe. Da die vorjährigen Jungtiere zum Ende des zweiten Lebensjahres vor Einsetzen der Geschlechtsreife das Rudel verlassen, komme es zu Wanderbewegungen und der Bildung neuer Reviere. Dadurch hätten sich in Niedersachsen Stand Oktober 2016 acht Rudel und zwei stationäre Einzeltiere angesiedelt. Deutschlandweit gibt es 57 Rudel, ein Wolfspaar sowie acht territoriale Einzeltiere. Nach Ansicht von Stummeyer würden in das Gebiet der Stadt Neustadt bestenfalls drei Rudel passen. Karl-Heinz Nagel hält die Etablierung eines festen Rudels auf Wunstorfer Stadtgebiet aufgrund der wenigen ungestörten und geeigneten Flächen sowie der zahlreichen Störungen auf absehbare Zeit für unwahrscheinlich. Mit durchwandernden Wölfen ist jedoch auch hier zu rechnen. Die Wölfe in Deutschland ernährten sich überwiegend von den häufigen Schalenwildarten Rot-, Reh- und Schwarzwild, wobei allein das Rehwild 50 Prozent ausmache. Ferner würden in sehr geringem Umfange auch Hasen, Kaninchen und Kleinnager und sogar Früchte verzehrt. Aas runde die Speisekarte ab. Nutztiere fielen prozentual nicht ins Gewicht, auch wenn das Echo in den Medien manchmal einen anderen Eindruck hinterlasse. Der Mensch gehöre nicht zum Beutespektrum des Wolfes. Europaweit gäbe es seit Jahrzehnten nur vereinzelte Todesfälle bei Menschen, welche entweder durch tollwütige Wölfe oder durch Hund-/Wolfsmischlinge verursacht worden seien. Die Tollwut sei in Deutschland seit der Impfung der Füchse quasi ausgerottet. Mischlinge habe es in Niedersachsen noch nicht gegeben. Da der Wolf Nahrungsopportunist sei, möglichst energiesparend und risikoarm an Beute komme, vergreife er sich auch an Nutztieren. In der Zeit vom 9. November 2008 bis zum 30. September 2016 wurden in Niedersachsen 318 Fälle von getöteten und verletzten Haustieren (Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde) gemeldet. Dem Wolf eindeutig zugeordnet werden konnten nur 46 Prozent der Fälle. In 30 Prozent sei der Wolf als Verursacher eindeutig oder mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen. Bei weiteren 19 Prozent der gemeldeten Fälle sei der Wolf als Verursacher nicht nachweisbar und nicht wahrscheinlich als Verursacher anzunehmen. Es lägen in der Regel keinerlei Hinweise auf Beteiligung von Wölfen vor. Insbesondere bei jungen Lämmern könne auch der Fuchs als Verursacher in Betracht kommen, der ja bekanntlich auch Rehkitze reißt, sofern die Ricke das zuließe. Besorgniserregend sei der Anteil von circa fünf Prozent der Nutztierrisse, welche eindeutig auf wildernde Haushunde zurückzuführen seien. Abschließend ging der Wolfsberater auf den möglichen Schutz von Herden ein. Die bisher von Schafhaltern üblicherweise aufgestellten Zäune reichen von der Höhe nicht aus. Die Zäune sollten daher eine Mindesthöhe von 120 Zentimeter haben, besser sogar 140 Zentimeter. Neben diesen elektrisch abgesicherten Weidezäunen kommt auch der Einsatz von Herdenschutzhunden in Betracht. Die Aufgabe dieser Hunde sollte von Außenstehenden beachtet werden. Foto: gi

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