STADTHAGEN/LANDKREIS (bb). Jörg Dahle von der Investmentgesellschaft J.P. Morgan Asset Management hat bei einer Veranstaltung der Volksbank Hameln-Stadthagen zur Präsidentenwahl in den USA vorgetragen. Dahle richtete den Blick dabei über die beiden so unterschiedlichen Kandidaten Hillary Clinton und Donald Trump hinaus intensiv auch auf die Strukturen des politischen Systems und die Entwicklung der Volkswirtschaft in den Vereinigten Staaten.
Die Gäste der Veranstaltung in der Hauptgeschäftsstelle am Markt in Stadthagen hatten bei einigen Fragen die Möglichkeit, mit Hilfe eines kleinen Gerätes per Knopfdruck ihre Einschätzungen abzugeben. 83,3 Prozent tippten bei einer dieser "Abstimmungen" auf einen Sieg Clintons bei den nahenden Wahlen. 16,7 Prozent vermuteten, dass Trump den Sieg davontragen werde. Dahle erklärte, dass Clinton in Umfragen mittlerweile einen deutlichen Vorsprung erreicht habe. Zumeist sei ein Kandidat mit einem derartigen Vorsprung dann auch als Sieger aus den Wahlen hervorgegangen. Endgültig entschieden sei das Rennen jedoch noch nicht. Sowohl Clinton als auch Trump seien so unbeliebt wie noch nie ein Präsidentschaftskandidat seitdem dies in Umfragen ermittelt wird. Trump spreche mit seiner Selbstdarstellung als Kandidat des Anti-Establishments Wählerschichten an, die von der gesellschaftlichen Entwicklung verunsichert seien. Sieben von zehn Amerikanern würden sich mit der volkswirtschaftlichen Erholung nach der Finanzkrise nicht zufrieden zeigen. Trump verspreche, das nach seiner Darstellung aus dem Ruder gelaufene System wieder auf die Füße zu stellen. Die staatsmännische, politisch erfahrene Clinton gelte als Repräsentantin eben dieses Systems. Trump stoße viele mit seinen Ressentiments schürenden Tiraden ab. Clinton werde häufig als zu karriereorientiert, unnahbar und auch unehrlich wahrgenommen. Von Clinton, Vertreterin der Demokratischen Partei, sei zu erwarten, dass sie die Politik von Barack Obama in ihren Grundlinien fortsetze. Der Republikaner Trump sei mit seinen unsteten, teils kruden Ankündigungen schwer einzuschätzen. Sollte er tatsächlich die Wahl gewinnen, gehe dies sicherlich mit einer gewissen Verunsicherung der Wirtschaft einher. Dabei sei jedoch im Blick zu behalten, dass der Präsident im politischen System der Vereinigten Staaten zwar weitreichendere Befugnisse habe, als etwa der Kanzler in der parlamentarisch verfassten Bundesrepublik. Aber auch er sei durch verschiedene Kontrollinstanzen eingebunden, beispielsweise auf die Zusammenarbeit mit den Parlamentskammern angewiesen. Entsprechend wäre auch ein Präsident Trump zu Kompromissen gezwungen, ebenso wie eine Präsidentin Clinton. Entgegen der Stimmungslage in breiten Teilen der Bürgerschaft der USA sei die wirtschaftliche Entwicklung relativ robust. Die Nettovermögen seien hoch, die Konsumenten entsprechend ausgabefreudig, so dass die Konjunktur stabil sei. Es sei nahezu Vollbeschäftigung erreicht und langsam zeichne sich auch ein Anstieg der Löhne ab. Entsprechend sollten Anleger den amerikanischen Aktienmarkt nicht vernachlässigen. Foto: bb