BÜCKEBURG (wa). Mit 22 Jahren und vier Jahre nach seinem Studienbeginn, wurde Thomas Abbt 1760 als außerordentlicher Professor an die preußische Universität Frankfurt/Oder berufen. Abbt, ein deutscher Schriftsteller und Philosoph der Aufklärung, gestorben am 3. November in Bückeburg erlebt aktuell eine Huldigung im Staatsarchiv am Schloss Bückeburg. Bei der offiziellen Eröffnung vergangene Woche hielt Dr. Stefan Brüdermann einen Vortrag über das Leben und Wirken von Abbt. Zuvor hatte die Präsidentin des Niedersächsischen Landesarchivs, Dr. Christine van den Heuvel von Justus Möser erzählt. Zurück zu Abbt: Dieser machte sich als Publizist, besonders mit den Schriften "Vom Tode für das Vaterland" und "Vom Verdienste" einen Namen. 1761 wurde er als Mathematikprofessor an die Universität Rinteln berufen. Doch mit dem ländlichen Leben konnte er wenig anfangen: "Soviel weiß ich beinahe, dass Lehrer und Lernende hier sind, aber keine Musen", zitierte ihn Dr. Brüdermann in seinem Vortrag. Abbt resümierte: "Mein übriges Leben kriecht so unschmackhaft dahin, daß ich nicht davon sagen mag; außer daß ich seitdem wieder ein halbes Jahr verlohren habe." Er beklagte die Trennung zwischen Lebenswelt und Studierstube, aus der für ihn die Verkümmerung des Geistes, die Vereinsamung des Gelehrten und die Verfälschung des Wissens folgte, weil es kein lebensweltlich vermitteltes Wissen mehr war. Da ihm vor Ort adäquate Diskussionspartner fehlten, war für Thomas Abbt in Frankfurt/Oder wie in Rinteln der Briefwechsel intellektuelle wie existentielle Notwendigkeit. Abbt wechselte mit seinen Briefpartnern Empfindungen, Stimmungen, Ängste, Anschauungen und Gedanken über eigene Arbeiten. Abbt empfand besonders seine Freundschaft mit Mendelssohn und Justus Möser als stabilisierend und anregend. Für Abbt entstand gegen Ende des Jahres 1765 eine komfortable Entscheidungssituation. Es boten sich ihm drei sehr unterschiedliche Möglichkeiten. Fast gleichzeitig erhielt er einen Ruf an die Universität Halle als Professor der Philosophie und nach Marburg als Professor der Mathematik. Wenig später bot Graf Wilhelm ihm an, als schaumburg-lippischer Hof-, Regierungs- und Konsistorialrat und Schulinspektor nach Bückeburg zu kommen. Abbt wurde dieser hohe Verwaltungsposten angeboten, obwohl er kein Jurastudium absolviert hatte. Abbt reizte daran einerseits Glanz und Macht seiner Position, andererseits die damit verbundene Möglichkeit, etwas Gutes zu bewirken. In Bückeburg ist von Abbt meist nur die Rede als demjenigen, nach dessen Tod dann Johann Gottfried Herder berufen wurde. In gewisser Weise hat Herder – der von Abbt seine ersten literarischen Anregungen erhielt – dessen Namen vor völliger Vergessenheit bewahrt. "Damit wird man aber Abbts Bedeutung unter den Aufklärern und in der Schaumburger Geschichte nicht gerecht, weshalb es richtig ist, an Thomas Abbt in seinem 250. Todesjahr zu erinnern", sagte Dr. Brüdermann. Foto: wa Die Ausstellung im Niedersächsischen Staatsarchiv mit Außenstelle Bückeburg ist noch bis zum 10. Januar zu sehen. Foto: wa
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Eine steile Karriere hingelegt
Staatsarchiv widmet Thomas Abbt und Justus Möser eine Sonderausstellung
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