1. Die große Frage nach der Unsterblichkeit

    Thea Dorn liest im "Winterforum" aus "Die Unglückseligen"

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    BAD REHBURG (jan). Das "Bad Rehburger Winterforum" ist mit einer Lesung in seine nächste Saison eingestiegen. In der "Romantik Bad Rehburg" hat die Schriftstellerin und Philosophin Thea Dorn ihren Roman "Die Unglückseligen" vorgestellt.

    Schon als Schülerin, so erzählt Thea Dorn, habe sie sich in den Faust-Stoff verliebt. Und als eine Aufführung in der Schule geplant war, sah sie sich bereits in Strumpfhosen über die Bühne hüpfen und die Sätze des Mephisto deklamieren. Dass sie dann die Rolle des Gretchens bekam, habe sie tief gekränkt. Ihre mephistophelische Seite kann sie nun aber ausleben mit Lesungen aus ihrem Buch, mit dem sie die Geschichte des Faust in die Neuzeit übertragen hat. So, wie sie vorliest - die Silben exakt aneinander gereiht, mit leicht rollendem "R" und mit Leidenschaft – nimmt ihr das Publikum sowohl den Faust als auch den Mephisto ab. Obwohl es manches Mal gar nicht so einfach ist, ihren Sätzen zu folgen. Einen guten Teil ihres Buches hat sie nämlich in altertümlichem Deutsch geschrieben. Irgendwo zwischen Romantik und Barock angesiedelt, in freien Reimen – ungewohnt ist das zu hören, noch ungewohnter zu lesen. Die Kritik, dass ihr Buch nicht leicht zu lesen sei, die habe sie sich bereits einige Male angehört, sagt Dorn. Das sei aber auch gar nicht ihr Anspruch gewesen. Müsse Literatur denn immer einfach sein? Sie meine nicht. Gelegentlich könne dem Leser ruhig etwas zugemutet werden. Das tut sie eben mit ihren "Die Unglückseligen". Und gibt den Lesern den Tipp, sich die gereimten Passagen selbst laut vorzulesen. Das komme dem Verständnis nur zugute. Nicht weniger als die Frage danach, ob die Unsterblichkeit das ist, wonach gestrebt werden soll, hat sie in den Mittelpunkt ihres Romans gestellt. Die Protagonisten sind eine Molekularbiologin, die an der Formel für die Unsterblichkeit arbeitet, und ein Physiker, der im 18. Jahrhundert geboren wurde und dessen größtes Leid genau diese, seine eigene Unsterblichkeit ist. Den Physiker, berichtet sie, habe es wirklich gegeben. Johann Wilhelm Ritter habe sein Leben zwar mit rund 30 Jahren ausgehaucht und sei in einem Armengrab beigesetzt worden. Er sei für sie nach langer Suche aber der ideale Kandidat für ihren Faust gewesen, ein radikaler Grenzüberschreiter, wie sie ihn sich gewünscht hatte. Zwischen dem Vorlesen einzelner Kapitel kommt Dorn ins Philosophieren und auch ins Plaudern. Wie ist das mit dem guten Gott und dem bösen Teufel? Ist das wirklich richtig so? Kann man den Gott gut nennen, der zulässt, dass sein Sohn ans Kreuz genagelt wird? Und hat der Teufel gute Seiten? Ist er womöglich der eigentlich Gute? In diese Richtung gehen auch einige Abschnitte, die sie vorliest. Im Paradies schafft sich Gott den Menschen, um Spaß an diesem merkwürdigen Wesen mit dem starken Hirn und den geringen körperlichen Fähigkeiten zu haben. Den Teufel dauert das. Mitleid packt ihn mit dieser Kreatur. Ist er der einzige, den die Liebe zum Menschen antreibt? Dass es nicht einfach ist, ihr Buch zu lesen, dass es ein wenig Geduld erfordert, ist allen Gästen im Saal der "Romantik" nach zwei Stunden mit Thea Dorn klar. Dass so mancher es dennoch versuchen wird ebenso. Foto: jan

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