Lemgo (nr). Der erste Eintrag stammt von Willy Brand im Jahr 1978. In beinahe 40 Jahren hat das Goldene Buch der Alten Hansestadt Lemgo unzählige bedeutende Namen gesehen. Frei sind nur noch wenige Seiten. Anfang dieser Woche hat die Stadt das Folgeexemplar vorgestellt, das die Lemgoer Buchbindemeisterin Martina Begemann in präziser Feinarbeit angefertigt hat.
Mit 400 Blatt Inhalt – entsprechend 67 Heftlagen, einer ungewöhnlichen Größe von 31 mal 39 Zentimetern und jeweils 5 Millimeter dicken Buchdeckeln sind beide Exemplare imposant und nicht gerade leicht. Doch während das alte Goldene Buch mit großen Namen, wie Willy Brand, Horst Köhler, Queen Elisabeth oder Lemgos Ehrenbürgerin Karla Raveh gefüllt ist, wird das neu angefertigte Unikat noch eine kleine Weile auf den ersten Einsatz warten müssen. "Bei einem Einsatz von fast 40 Jahren hat der erste Eintrag ja auch noch Zeit", so Bürgermeister Dr. Reiner Austermann, der sich beeindruckt zeigte von der filigranen Arbeit der Buchbindemeisterin. Inklusive der Aufnahme der Eckdaten für das neue Exemplar, sind etwa 8 Wochen mit rund 20 Arbeitsstunden angefallen. "Dabei habe ich mich am bereits vorhandenen Buch orientiert", erklärte Martina Begemann in einem Pressegespräch. Verwendet hat sie Zerkall Echt Bütten Papier mit einem Gewicht von 170 Gramm und echtem Wasserzeichen. "Dieses Papier hat die höchste Alterungsbeständigkeit", wie die Buchbinderin zu berichten wusste. "Die unregelmäßig aussehenden Papierränder sind ein wichtiges Merkmal echten Büttenpapiers." Der Buchdeckel ist aus pflanzlich gegerbtem Rindsleder gefertigt. Ihn ziert in Echtgold das Wappen der Alten Hansestadt, so wie auch die erste Seite. Der erste Blick auf die offene Seite des Buches zeigt, mit welcher Kunstfertigkeit die 400 Papierblätter gebunden worden sind. Anders als das alte Exemplar, hat Martina Begemann aber keine Schließe angearbeitet. "Das ist dem Umstand geschuldet, dass ich im Rücken einen sogenannten Ausgleich eingearbeitet habe, um ein ‚Froschmaul’ zu vermeiden", erklärte sie. Zu jedem Namenseintrag gehöre in Lemgo auch ein eingeklebtes Foto dazu, was letztendlich natürlich dazu führt, dass sich das Buch irgendwann nicht mehr schließen lässt. Im Fachjargon spreche man dann von einem "Froschmaul". Um das neue Goldene Buch zu schützen, hat sie extra eine Buchkassette gefertigt. Mit extra starker Pappe und Rohleinen bezogen, wird sie das neue Exemplar schützen. Die Entscheidung darüber, wer sich in das Goldene Buche der Stadt eintragen darf, obliegt dem Bürgermeister. Ungefähr alle zwei Monate gibt es einen neuen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Inzwischen sind es aber nicht nur mehr hochrangige Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft oder Sport, denen die Ehre zuteil wird, ihren Namen mit in die Stadtgeschichte einfließen zu lassen. "Ich habe die Einträge um die Menschen erweitert, die sich in besonderer Weise um die Stadt verdient gemacht haben", so der Bürgermeister. "Alle Einträge sind ein Stück deutscher Geschichte und mit vielen Emotionen und Erinnerungen verbunden." Grundsätzlich verbleibe das recht unhandliche und schwere Buch im Rathaus, aber unter besonderen Umständen würde das Buch auch mal zu einem Außentermin mitgenommen. So gab es bereits Einträge von Peer Steinbrück im Lemgoer Forst oder Gerhard Schröder an der Weser. "Es ist schon etwas Besonderes, solch ein ungewöhnliches Buch anfertigen zu dürfen", sagte Martina Begemann. "Dies auch noch für meine Heimatstadt tun zu können, macht mich besonders stolz. Es wird hoffentlich das Gefühl bleiben, bei jedem einzelnen Eintrag ein kleines bisschen dabei gewesen zu sein."