1. Die Röcke lüpfen für Neugierige

    Tag der Tracht präsentiert heimische Traditionen / Bückeburger Hauben fallen aus der Reihe

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    BÜCKEBURG/LOCCUM (jan). Zum ersten Mal hat der Landestrachtenverband Niedersachsen zu einem "Tag der Tracht" eingeladen. Mit vielen Gästen und Besuchern ist dieser auf dem Gelände des Loccumer Klosters gefeiert worden – und mit vielen Trachtenträgern aus nah und fern. Nach freundlicher Aufforderung lüpfen die Damen der Volkstanz- und Trachtengruppe Börde Lamstedt gerne ihre Kleidung: die Schürze, den Rock und den Unterrock. Als darunter der ordentlich gestärkte "Schinkenbüddel"– die bis über das Knie reichende Unterwäsche früherer Zeiten – zum Vorschein kommt, lachen sie herzhaft. Und erzählen danach ein wenig mehr zu ihrer Tracht und ihrem Verein. Viele der Kleidungsstücke sind von etlichen Generationen getragen worden. "Schauen Sie mal – die Schürze ist schon ganz durchsichtig", sagt eine der Frauen und hebt den dunklen Stoff mit dem zarten Blumenmuster gegen die Sonne. Die Röcke, ja, die würden vererbt, wirft einer aus der Gruppe ein. Nur die Blusen, die müssten oft neu genäht werden. Weil die Mädchen heutzutage doch viel größer seien als die Frauen damals, als in der Börde Lamstedt noch solche Trachten getragen wurden.

    Viel größer – das hängt auch damit zusammen, dass jener Verein sich keine Sorgen um seinen Nachwuchs machen muss. Am Tisch neben dem Himmelzelt im Loccumer Kloster sitzen etliche junge Frauen und Männer einträchtig mit den Älteren zusammen. Zwei der Frauen leiten eine Kindertanzgruppe – das sei es, wodurch sie immer wieder Lamstedter für ihren Verein begeistern und später auch dabei behalten könnten. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass das Dorf aus dem sie kommen, auf der Geest liegt. "Geest-Bauern waren schon immer arm", sagt Udo Falkenhain, der wie er betont, immer mit der Gruppe unterwegs, aber nicht im Vorstand ist – da rückten sie wohl näher zusammen. 150 Kilometer Anfahrt hatte diese Gruppe von ihrem Dorf im ehemaligen Kreis Land Hadeln bis nach Loccum. Das war aber noch nicht einmal die weiteste Tour, die Trachtenträger auf sich nahmen, um beim "Tag der Tracht" dabei zu sein. Einige Frauen mit weißem Haar und weißen Häubchen kommen aus Ostfriesland. Rosetten sind an deren Häubchen befestigt, auf die mit winzigen Stichen Rosen gestickt wurden. Als "Häubchen" hingegen lässt sich der Kopfschmuck der Bückeburger Frauen keineswegs bezeichnen. Das riesige schwarze Gebilde auf ihrem Kopf, erklärt eine von ihnen, habe seinen Ursprung in Haarschleifen. "Dann waren die Frauen aber wohl eitel", lacht sie – so wurden die Schleifen größer und größer und sind nun ausgewachsene Hauben. Dass die Schaumburger Trachten besonders reichhaltig sind – und nicht nur die Bückeburger Hauben – darauf hat in seinem Grußwort auch Schirmherr Alexander Graf zu Schaumburg-Lippe hingewiesen. Vermutlich sei das so, da die Steuerlasten für die Bauern in Schaumburg gering waren – so wurde das Geld in Trachten investiert. Schmunzelnd erzählt er das, kann er doch schließlich die geringen Steuern seinen eigenen Vorfahren zuschreiben. Dass Tradition und Brauchtum von manchen heutzutage benutzt würden, um auszugrenzen und dass dadurch leicht ein schaler Beigeschmack bleiben könne, sagt der Schirmherr auch. Das sei hier jedoch nicht so, betont er mit Blick auf die Vielfalt – wer sich hier auf seine regionale Identität besinne, freue sich auch über die Traditionen anderer. Gutes Gelingen und mehr als nur diesen einen – ersten – Tag der Tracht in Niedersachsen wünschten dem Landestrachtenverband noch zahlreiche Redner. Danach standen beim Flanieren, bei Diskussion und nicht zuletzt bei Tänzen nur noch die Trachten und ihre Träger selbst im Mittelpunkt. Foto: jan

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