1. Detektivische Akribie in der Wissenschaft

    Dr. Katharina Kagerer referiert über alte Inschriften / Buch über die Schaumburger Häuserinschriften geplant

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    RINTELN (km). Rund 740 Inschriften bis zum Jahr 1650 hat Dr. Katharina Kagerer von der Akademie der Wissenschaften in Göttingen bis dato im Landkreis entdeckt. Die Wissenschaftlerin ist für die Arbeitsstelle "Die deutschen Inschriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit" tätig und erfasst, entziffert und interpretiert derzeit alle Schaumburger Inschriften von 1650.

    Einige der markantesten Beispiele präsentierte Dr. Kagerer jetzt bei einem Vortragsabend im Museum - zum Beispiel die Hausinschriften Bäckerstraße 12 und Krankenhäger Straße 13 sowie das Taufbecken und die Emporen in der Nikolaikirche. Unter dem Titel "Vom Kuhstall bis zur Schlosskapelle: Ein Werkstattbericht über die Erfassung der Schaumburger Inschriften" kamen dabei auch einige kuriose Details zur Sprache. Besonders deutlich wurde die fast detektivische Akribie, mit der die Wissenschaftler vorgehen. Viele Inschriften sind nicht nur wegen verschärfter Verwitterung kaum zu entziffern, auch der "Platzmangel" auf ihren Objekten hat zahllose Steinmetze und Graveure zum Improvisieren genötigt. So gibt es zum Beispiel viele Abkürzungen, die selbst den Experten gelegentlich vor Rätsel stellen können. Warum die Zahlen unter der Kuppel im Chorraum der Nikolai-Kirche etwa spiegelverkehrt sind, ist bislang nicht zu erklären. Die könne man, verdeutlichte Katharina Kagerer, nur von oben richtig lesen. Eher eindeutig sind dagegen diverse sprachliche Holprigkeiten in Zeiten des Übergangs vom Mittelhochdeutschen ins gerade erst von Martin Luther "erfundene" Hochdeutsche. Diverse, zum Teil recht grobe Fehler konnte Dr. Katharina Kagerer besonders im Bereich der lateinischen Sprache offenbaren. Was zum Beispiel in der Krankenhäger Straße 13 fast korrekt buchstabiert ist (Verbum domini manet in eternum - Das Wort des Herrn währt ewiglich), das fand die Expertin an einem Haus in Wiedensahl als "Werbom dommeini..." in einen Balken gemeißelt. Im nächsten Jahr soll ein Buch erscheinen, in dem Dr. Katharina Kagerer, sämtliche im Landkreis Schaumburg entdeckten Inschriften vorstellen wird. Foto: km

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