1. Lügder lassen Obst entsaften

    Mobile Mosterei war in Falkenhagen zu Gast

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    Falkenhagen (afk). Erstmals hat auf Lügder Stadtgebiet für einen Tag eine mobile Mosterei Station gemacht. Zahlreiche Interessenten brachten Äpfel, Birnen und Quitten zum Festplatz in Falkenhagen. Jeder erhielt am Ende ausschließlich den Saft der eigenen Früchte.

    "Der traditionelle Streuobstanbau, die Baum- und Streuobstwiesenpflege sowie die Verwertung des Obstes in der Erntezeit ist die Grundlage für das Mosten in unserer Region", erklärt Wolfgang Diekmann aus Bad Salzuflen. Er hat zusammen mit seinen Kindern die hochmoderne, 200.000 Euro teure, zwei Tonnen schwere mobile Mostereianlage aus Aluminium gekauft, mit der er derzeit in Lippe unterwegs ist. Motiviert hat Diekmann vor allem ein ökologischer Aspekt: "Ohne attraktive und wirtschaftliche Verwertungsmöglichkeiten für die anfallenden Früchte werden wertvolle, alte Streuobstbestände nicht mehr gepflegt und Neuanlagen können nicht mehr entstehen." Deshalb fährt die Mosterei auch Vereine, Kirchengemeinden, Schulen, Kindergärten und Obsthöfen der Region an, um vor Ort zu pressen. Jetzt in der Erntezeit hat die Mosterei natürlich Hochkonjunktur: Von Anfang September bis Ende November fährt Diekmann mit der auf einen Anhänger montierten Anlage zu 60 Pressterminen wie in Falkenhagen. Die Organisation lag in den Händen des Heimat- und Verkehrsvereins. Alle Interessenten hatten vorab beim Vorsitzenden Jörg Schrader ihre Anlieferungsmenge angemeldet. So hatte es auch Ingrid Fränzke gemacht, die zur Mittagszeit mit rund 50 Kilogramm Äpfel aus ihrem Garten an der "Mostmanufaktur" aufkreuzte. Ohne Wartezeit konnten ihre Äpfel in den Einfülltrichter geschüttet werden, von wo aus ein Förderband die Früchte in die Presse zog. Mit einem Druck von vier Bar drücken die Walzen den Saft aus Äpfeln, Birnen und Co. Der Rest, der knochentrockene Trester, wird in die Auffangschaufel eines Baggers befördert. "Wir haben zwei Jäger, die uns diesen Trester für die Winterfütterung ihres Wildes abnehmen", berichtet Jörg Schrader. Ingrid Fränzke nimmt am Ende 40 Liter Saft nach Hause. Insgesamt rund 2,5 Tonnen Obst brachten die Lügder zum entsaften. Für die Anlage kein Problem: Sie kann stündlich circa 750 Kilogramm Kernobst verarbeiten. Daraus fließen bis zu 550 Liter Saft pro Stunde. "Die Saftausbeute ist abhängig von der Obstsorte und dem Reifegrad. Sie liegt durchschnittlich bei 65 bis 75 Prozent", sagt Wolfgang Diekmann. "Und das Attraktive daran ist, dass jeder auch am Ende garantiert auch den Saft aus seinen eigenen Früchten mitbekommt. Das wollen die Menschen auch so." Die Anlieferer müssen zudem nicht lange auf ihren Saft warten: Bereits 15 Minuten nachdem die Äpfel in die Presse geschüttet wurden, hat das Früchteextrakt die Filterung und das Pasteurisieren bei 78 Grad in den Kesseln hinter sich und fließt in die bereitliegenden PE-Beutel, aus dem der Saft später kinderleicht gezapft werden kann. "Da kein Lufteintritt möglich ist und der Saft zudem in einer  Box aus Pappe dunkel gelagert wird, verdirbt er nicht", versichert Diekmann. Bis zu 18 Monate hält er sich dann. Für das Mosterei-Team ist nach Pressschluss noch nicht Feierabend: "Hygiene ist bei uns oberstes Gebot." Nach jedem Tageseinsatz wird jedes Teil der Anlage von Grund auf gereinigt. Mit Jörg Schrader zieht Diekmann ein positives Fazit des Premierenbesuchs in Falkenhagen. "Das ist hier ein Knaller gewesen", lobt der Salzufler die Vorbereitung durch den Heimat- und Verkehrsverein, der mit gerillten Würstchen aufwartete. "Die Leute auf dem Dorf wie hier machen aus diesen Pressterminen häufig und gern ein Fest." Die Falkenhagener werden auf jeden Fall im kommenden Jahr wieder die Moster zu Gast haben. Der Termin steht bereits: Am 13. und 14. Oktober 2017 wird die Presse wieder im Lügder Ortsteil Station machen.

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