1. Wenn ein "Rasenmäher" Verborgenes sichtbar macht

    Geountersuchungen auf der Museumsinsel / Fund uralter Relikte erhofft / Untersuchungen vom Denkmalschutz bezuschusst

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    RODENBERG (jl). Von weitem hätte es auch ein ungewöhnlicher Rasenmäher sein können, den Torsten Riese da über die Museumsinsel schob. Es war aber ein Bodenradar im Preissegment eines Mittelklassewagens. Nicht mehr als zehn von diesen Geräten dürfte es in Deutschland geben, erzählte der hochgewachsene Mann mit der Pudelmütze, während er es mit wenigen Handgriffen montierte. Es geht um geophysikalische Untersuchungen, Riese ist Mitarbeiter der Prospektions-Firma Posselt & Zickgraf aus Marburg. Sein Auftrag in der Deisterstadt: Relikte uralter Mauern und Türme aufspüren. Dadurch erhofft sich Bernd Zimmermann eine Vervollständigung der Restdokumente aus dem 19. Jahrhundert. "Wir wünschen uns vollkommen unberührte Reste aus noch älteren Zeiten zu finden", sagte der Vorsitzende des Museumsvereins. Schließlich dürfte die Burganlage im Mittelalter noch gänzlich anders ausgesehen haben, wie Kommunalarchäologe Jens Berthold ergänzte. Entsprechende Beweise schlummerten womöglich bis zu zwei Meter unter dem Boden. Zu wissen, wo genau, sei auch mit Blick auf einen eventuellen modernen Anbau am Ständehaus (das SW berichtete) relevant.

    Im Gegensatz zu Grabungen geht mit geophysikalischen Untersuchungen alles komplett zerstörungsfrei und mit einem geringen personellen Aufwand vonstatten. Der finanzielle Einsatz hingegen ist nicht ganz unerheblich. 5.000 bis 6.000 Euro lässt sich der Museumsverein das "Unter-die-Erde-schauen" kosten. Neben der Stadt Rodenberg bezuschussen auch die Denkmalpflege des Landkreises und die Schaumburger Landschaft das Vorhaben. Zwei Tage ging Fachmann Riese die gut 3.000 Quadratmeter nach einem Raster buchstäblich Zentimeter für Zentimeter ab. Um einen komplexen Höhenplan erstellen zu können, misst das rasenmäherähnliche Gefährt alle zweieinhalb Zentimeter 512 Werte in die Tiefe – eine ziemlich große Datenmenge, die da zusammenkommt. Neben dem Bodenradar kam noch die Geomagnetik zum Einsatz, die ein Flächenbild liefert. Das sei vergleichbar mit einer Graurasteraufnahme wie bei beim Ultraschall oder Röntgen –"nur statt Knochen sieht man Mauerreste", schmunzelte Kommunalarchäologe Berthold. Damit die Technik störungsfrei arbeiten konnte, hatten Bauhofmitarbeiter sogar Kanone, Glocke und Fahnenmasten kurzweilig entfernt. Noch in diesem Jahr soll die Öffentlichkeit anschauliche Einblicke in die Ergebnisse erhalten. Foto: jl

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