REHBURG-LOCCUM (jan). In den Bundestag möchte Marja-Liisa Völlers für die SPD im kommenden Jahr einziehen. Doch wer ist diese junge Frau aus dem Nienburgischen Dorf Münchehagen überhaupt? Ein kleiner Einblick in das Leben vor der Wahl.
Schuhe stehen in langer Reihe vor dem Wohnzimmerschrank. "Das sieht nicht immer so aus", sagt Marja-Liisa Völlers entschuldigend. In zwei Tagen fahre sie aber mit ihrer Mutter in die Toskana. Die Schuhe sind erste Reisevorbereitungen. Ein Familienmensch ist die 31-Jährige, wohnt mit ihren Eltern und Großeltern in einem Haus und fühlt sich rundum wohl dabei. Nur während ihres Studiums und Referendariats – Geschichte und Englisch auf Lehramt - hat sie das heimische Münchehagen verlassen, sich nach bestandener Prüfung an Schulen in der Umgebung beworben und zugeschlagen, als sie eine Stelle an der IGS Schaumburg angeboten bekam. Leute mit Qualifikation, sagt sie, müssten doch zurück in die Dörfer. Außerdem verstehe sie sich mit ihrer Familie gut und auch ein großer Teil ihrer Freunde lebe in Münchehagen. Der Zusammenhalt in der ländlichen Umgebung ist das, was sie besonders gern hat. Und das kleine Drumherum, das dazu gehört, wie etwa die Schützenfeste. In Münchehagen ist sie immer dabei, feiert ein Wochenende lang mit. Und das nicht nur, weil sich das für ein Ortsratsmitglied so gehört. "Ich liebe Dorffeste", sagt sie. In dörflicher Gemeinschaft ist sie manches Mal auch zupackend unterwegs – ob es nun die Essensausgabe beim Jugendfeuerwehrzeltlager ist oder das Einweisen von Parkplätzen beim Rehburg-Loccumer KulTour-Verein. Wenn sie dann aber darüber nachdenkt, wie sie ihr Leben gestaltet, meint sie, dass das keine allzu bunte Vielfalt sei. "Im Moment bin ich ein Workaholic", bekennt sie. Ihre Arbeit als Lehrerin füllt sie aus. Und seit einigen Monaten eben auch das Bestreben, einen Sitz im Bundestag zu bekommen. Seit feststeht, dass sie als Kandidatin für die SPD in das Rennen um das Direktmandat im Wahlkreis Nienburg-Schaumburg geht, hat sie kaum noch eine freie Minute für sich. Der Wahlkampf hat für sie längst begonnen, obwohl der konkrete Termin für die Bundestagswahl noch nicht einmal feststeht. September 2017 wird es werden. Das steht fest und bis dahin will sie weit über die Grenzen Münchehagens bekannt sein, will mit vielen Menschen reden, denen ihre Ziele erklären und dann darauf hoffen, dass sie deren Stimmen bekommt. Erste Erfolge auf dem Weg dahin hat sie bereits eingeheimst – mit Sitzen in Münchehagens Ortsrat, Rehburg-Loccums Stadtrat und Nienburgs Kreistag bei den Kommunalwahlen. Nette Abende bei gutem Essen mit Freunden geraten über allen Terminen derzeit ins Hintertreffen und auch zum Tischtennis spielen kommt sie nur noch sehr sporadisch. So versiert, wie sie in Geschichte ist, hat sie viele Jahre Führungen für Gruppen durch die "Romantik Bad Rehburg"übernommen. Wenn Not an der Frau sei, könne sie dort immer noch einspringen, meint sie, weil sie auch eine wirkliche Liebe zu dem Ensemble entwickelt hat. Allzu groß ist die Wahrscheinlichkeit aber nicht, dass sie dazu Zeit hat. Reisen mag sie und erinnert sich gerne an die drei Wochen in den USA, die sie als Lehrerin einer Austauschmaßnahme begleitet hat – ebenso wie an die acht Monate, die sie als Schülerin in Brasilien verbrachte. Die Zeit in Brasilien, sagt Völlers, habe sie persönlich sehr voran gebracht. Vorher sei sie sehr verschlossen gewesen. "Dort habe ich kommunizieren gelernt." Musik hört sie von AC DC bis Puccini, bevorzugt italienisches Essen, trinkt Wein oder Bier je nach Anlass und gibt ihr Geld momentan in erster Linie für Berufskleidung aus. Bei diesem Thema seufzt sie ein wenig. Männliche Politiker müssten gerade einmal ihre Krawatten wechseln – von den Frauen werde aber erwartet, dass sie immer einmal wieder in neuem Outfit auftreten würden. Diesem Zwang beugt sie sich und gesteht außerdem ihr einziges Laster: "Tonnen von Kaffee!" Das, fügt sie hinzu, sei das einzige in ihrem Leben, das schwarz sei. Foto: jan