LOCCUM (jan). Mit einem Gastmahl hat das Kloster Loccum sein diesjähriges "KlosterKlangFestival" eröffnet. Für vier Wochen steht das Kloster im Zeichen der Reformation – und hat zu Beginn des Veranstaltungsreigens Martin Luther und Lucas Cranach den Älteren zu Wort kommen lassen.
Von Luthers Tischreden bei seinen viel gerühmten Gastmählern ist immer wieder die Rede und leicht fällt es, sie nachzuvollziehen, da seinerzeit, vor rund 500 Jahren, stets aufgezeichnet wurde, was der Reformator an heimischer Tafel zu sagen hatte. Dass neben Studierenden der Theologie und Freunden der Familie manchmal auch andere wichtige Zeitgenossen an der Tafel saßen, ist ebenso überliefert – einer von ihnen war Lucas Cranach der Ältere, der unter anderem auch wegen seiner Porträts von Luther in die Geschichte einging. Diese beiden – Luther und Cranach – wollte Loccums Abt Horst Hirschler in den Mittelpunkt eines Gastmahls in Kloster stellen. Die Rolle des Dr. Martinus übernahm er gerne selbst, engagierte als Cranach Rainer Hauer, Schauspieler am Wiener Burgtheater, und schrieb einen Text, den beide inmitten von rund 100 Gästen an der Tafel im Refektorium des Klosters vortrugen. Die Gäste saßen unterdessen an weiß gedeckten Tischen bei Trauben, Brot und Käse, Wasser und Wein – und lauschten dem Gespräch, das ungefähr so 490 Jahre zuvor in Luthers Haus stattgefunden hatte, bei dem das Wüten der Pest theologische Fragen aufwarf, der Maler Cranach seine Kunst vorführte und auch so manches Buch Luthers, das durch die Vervielfältigung in Cranachs Druckerei erst unters Volk gebracht werden konnte, zur Sprache kam. Stimmungsvoll musikalisch untermalt haben zwei exzellente Musiker das Mahl: während Hans Bäßler an der Orgel saß, konnte Katharina Bäuml sich mit ihrer Schalmei auch zwischen den Gästen bewegen – und nutzte ab und an die Gelegenheit, das Wort zu ergreifen. Von der Möglichkeit, selbst Fragen vor- oder Einwürfe einzubringen, machten die Gäste unterdessen nur sehr spärlich Gebrauch. Erschöpfend waren wohl die Ausführungen, die dieser Luther und jener Cranach ihnen geboten hatten. Ein herzlicher Applaus zum Ende der Darbietung war allen Protagonisten gewiss. Foto: jan