LINDHORST (bt). 41 Jahre ist es her, dass Lindhorster Geschäftsleute den Handel- und Gewerbeverein (HGV) aus der Taufe hoben. Jahrzehntelange glänzte der Verein, indem er vor Ort mit Weihnachtsmarkt und Sommerfest den Bürgern attraktive Veranstaltungen anbot und den Ort damit in der näheren und weiteren Umgebung bekanntmachte.
Seit Anfang dieses Jahres weist der HGV Krisensymptome auf. Weihnachtsmarkt und Sommerfest wurden ersatzlos gestrichen. Auf der Jahreshauptversammlung vor einigen Monaten fand sich kein Mitglied, um als 1. Vorsitzender den Verein zu führen. Der vorherige Vorsitzende André Treichel stand für eine erneute Kandidatur nicht zur Verfügung. Der Verein wird seitdem von einem Rumpfvorstand geführt. Diesem gehören Frank Krüger als 2. Vorsitzender, Jürgen Widdel als Schatzmeister und Torsten Schmidt als Schriftführer an. Eine kürzlich einberufene außerordentliche Mitgliederversammlung war mit dem Ziel anberaumt worden, einen neuen Vorsitzenden zu finden. Nach Aussage Krügers waren im Vorfeld alle Mitglieder angeschrieben worden, mit der Bitte, sich um die Neubesetzung des Vorstandspostens Gedanken zu machen und eventuell selbst zu kandidieren. Einige Mitglieder, so Krüger, seien auch direkt auf die Übernahme von Verantwortung im Verein angesprochen worden. Die Resonanz war nach den Worten des 2. Vorsitzenden erschreckend schwach. 12 der 46 Mitglieder erschienen im Versammlungslokal am Marktplatz. Drei oder vier hatten sich im Vorfeld abgemeldet. Niemand war zu einer Kandidatur für das Amt des Vorsitzenden bereit. Auch der 2. Vorsitzende nicht. Er begründete dies auf Nachfrage damit, er sei dafür nicht der richtige Mann. Krüger kündigte an, dass er als stellvertretender Vorsitzender nicht mehr zur Verfügung stehe, wenn sich auf der turnusmäßigen Versammlung im Februar oder März des nächsten Jahres kein Mann oder keine neue Frau für den Posten an der HGV – Spitze fände. Die Not im Verein ist groß. Zwar kann der HGV auch mit einer Notbesatzung von nur zwei Vorstandsmitgliedern weiter existieren und seine Rechte formal ausüben und wahrnehmen. Allerdings muss das Amt des Kassenwarts satzungsgemäß im Frühjahr per Wahl neu besetzt werden. "Ich weiß nicht, ob ich dann bei der gegenwärtigen Situation weitermache", erklärt Widdel. "Es tut sich im Verein gar nichts", klagt er und weist auf das für ihn deutlich werdende Desinteresse der Mitglieder hin. Für ihn liegt die HGV – Zukunft im Dunkeln. "Wie geht es mit dem Verein weiter, wenn sich niemand bereit erklärt, Verantwortung zu übernehmen", fragt er sich. Noch aber geht es weiter. Die Vorbereitungen für die Durchführung des Adventskalenders auch ohne Weihnachtsmarkt sind angelaufen. Ebenso nimmt die Einrichtung des Wunschbaums zu Weihnachten frühe Formen an. Aber es scheint, als ob erste Töne des Totenglöckleins, die das Ende des HGV ankündigen, bereits aus der Ferne zu vernehmen sind. Sollte sich kein neuer 1. Vorsitzender finden und sollten auch die Ämter des 2. Vorsitzenden und des Schatzmeisters nicht besetzt werden können, kann der Schriftführer allein den Verein nicht mehr weiterführen. "Sollte dies eintreten", so kündigt Krüger an, "droht dem Verein nach dann 42 Jahren die Auflösung". Noch aber haben die 46 Mitglieder Zeit, das Totenglöcklein verstummen zu lassen. Foto:bt