Lemgo (pro). Es muss wahrscheinlich Anfang des vierzehnten Jahrhunderts gewesen sein, gerade als das Regenstor erstmalig urkundlich erwähnt wurde: Ab diesem Zeitpunkt zierte das so genannte "Agnus-Dei-Relief" das Lemgoer Stadttor. Mit dem Abriss der Tore und einem Großteil der Stadtmauer 1876 zog das Relief 1883 um, an die westliche Fassade des Vereinshauses des Lutherischen "Männer- und Jünglingsvereins"– heute besser bekannt als das CJVM-Hauptquartier. "Hier musste es 2011 auf Grund starker Verwitterung ausgebaut werden", berichtete Werner Kuloge, der sich im Verein Alt Lemgo engagiert, bei der Vorstellung des inzwischen restaurierten "Lamm Gottes" im Hexenbürgermeisterhaus. Als Ersatz hatte der CVJM 2013 eine Replik aus Sandstein erhalten. "Unser Verein als Hausbesitzer war 80 Jahre lang stolzer Gastgeber, und nun geben wir das Original gerne zurück in städtische Hände", bekräftigte Vorstandsmitglied Olaf Tigges bei der Übergabe des restaurierten Kunstwerks. "Dieses Projekt hat bereits einige Zeit auf seine Umsetzung gewartet", freute sich Teda Wellmer, langjährige Vorsitzende der Frauen für Lemgo. Die Kulturinitiative, die seit diesem Jahr als "Neue Frauen für Lemgo" weitergeführt wird, hat die Finanzierung durch ihr Engagement gestemmt. "Schon 2014 hatte ich die Anfrage auf dem Tisch, und daraufhin einen Kostenvoranschlag nach Inaugenscheinnahme ausgestellt. Als dann 2016 plötzlich die Mail eintraf, war ich zugegebenermaßen überrascht!", blickte Bildhauer und Restaurator Roland Höft zurück. "Das Relief befand sich in einem angegriffenen Zustand, und wurde bei den mehrfachen Ein- und Ausbauten erheblich in Mitleidenschaft gezogen", so Werner Kuloge. Deshalb seien die Möglichkeiten der Instandsetzung auch nicht sofort klar gewesen. "Letztendlich habe ich mich entschieden, reine Puzzlearbeit zu leisten", beschrieb Roland Höft seine Vorgehensweise. "Einzelne Fragmente waren an falschen Stellen scheinbar wieder angeklebt worden, manche blieben leider ganz verschollen. Fremde Elemente einzufügen hätte die ursprüngliche künstlerische Handschrift verfälscht – also beließ ich es bei der reinen Konservierung." Nach mehreren Dutzend Stunden Arbeit über drei Wochen hinweg war Höft mit dem Ergebnis zufrieden – und die Frauen für Lemgo, Alt Lemgo und Museumsleiter Jürgen Scheffler stimmen ihm zu. Jetzt steht das "Agnus Dei" im Hexenbürgermeisterhaus. Im Rahmen der Ausstellung zum 500. Reformationsjubiläum wird ebenfalls eine Fotodokumentation über den Restaurierungsprozess präsentiert.
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Relief vom Regenstor restauriert
Vorstellung des Agnus-Dei-Reliefs im Hexenbürgermeisterhaus
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