BAD NENNDORF (jl). Während Tierschützer unermüdlich für das Wohl der Tiere kämpfen, verschenken es andere. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sie verscherbeln ihre Vierbeiner im Internet oder inserieren sie tatsächlich kostenlos. Dass die Fellnasen dadurch geradewegs in die Arme dubioser Menschen tapsen können, scheint ihnen nicht bewusst zu sein. Vielleicht wollen sie es auch nicht wahrhaben. Oder es ist ihnen egal. Gestern war Welttierschutztag.
Den internationalen Aktionstag nimmt Jutta Schneider vom Tierschutzverein Rodenberg/Bad Nenndorf zum Anlass, um einmal mehr mit einem traurigen Beispiel an die Vernunft mancher Tierhalter zu appellieren. Schließlich besiegeln die Vierbeiner in den seltensten Fällen selbst ihr Schicksal. Auch Emmy hat sich nichts zu Schulden kommen lassen. Jetzt sucht sie ein neues Zuhause. Es war die Blauäugigkeit ihres Frauchens und einer Bekannten, die es nur gut meinte und helfen wollte, dass sie ihr Dackeldasein beinahe unter widrigen Umständen hätte fristen müssen. "Ich weiß, das war dumm", sagt die 33-jährige Lauenauerin, die ihren Namen nicht genannt wissen möchte. "Den Fehler mache ich nie wieder!" Für eine schicksalsgeplagte Bekannte aus Hannover wollte sie die sechsjährige Mischlingshündin übers Internet in liebevolle Hände vermitteln. Dachte sie zumindest. Dort, wo Emmy aber in der Nähe von Gronau landete, hatte sie es nicht gut. Auf den ersten Blick habe alles in Ordnung ausgesehen. "Da habe ich aber auch die fünf Katzen noch nicht gesehen", erzählt die enttäuschte Helferin. Nach gut zwei Monaten wollten sich die neuen Besitzer – es gab weder einen Kaufvertrag noch eine Zahlung – Geld von ihr für einen vollen Napf und auch Kühlschrank erzwingen. Die Frau aus dem Flecken fragte Schneider um Rat. Etwas zu spät, wie diese heute moniert. "Das ist kein Einzelfall, was sie erlebt hat", sagt die Tierschützerin, die letztlich in Polizeibegleitung den kleinen Hund aus seinem neuen "Zuhause" herausholen musste. Sie appelliert an verzweifelte Halter, sich zuerst an den örtlichen Tierschutz zu wenden: "Wir können zwar nicht immer jedes Tier sofort aufnehmen, wir helfen aber und klären auf." Denn im Internet tummelten sich zunehmend schwarze Schafe, die die Vierbeiner kostenlos in ihre Obhut nehmen. Angeblich. Letztlich wollten sie aber nur Geld mit ihnen machen. Die Leidtragenden seien die Tiere. Oftmals würden sie auch von einer Hand in die nächste weiterverkauft. Von derartigen Machenschaften weiß Schneider auch im Landkreis Schaumburg. Diese auszumerzen, gehört ebenfalls zu den Aufgaben, um die sich der örtliche Tierschutz kümmert – neben der Aufnahme, Unterbringung und Vermittlung der Tiere. Schneider engagiert sich im Beirat des Dachverbandes, des Verbandes Niedersächsischer Tierschutzvereine (VNT). Einen gesetzlichen Riegel vor den Internethandel mit Haustieren zu schieben, sei nur ein verfolgtes Arbeitsziel. Tierschützer kämpfen eben in jeder Hinsicht unermüdlich für das Wohl unserer Tiere. Dafür gebührt ihnen Dank – nicht nur zum Welttierschutztag. Foto: jl