Horn-Bad Meinberg (nr). Nach dem Anpfiff dauert es Sekunden, dann fliegen massenhaft Schaumstoffdarts quer durch die Turnhalle. Sie mit dem Auge zu verfolgen wäre zwecklos. Wer getroffen ist, hebt den "Blaster" in die Luft und geht für 15 Sekunden in die Zeitzone, bevor es wieder ins Spiel geht. "Blastersport" ist schwer im Kommen. Beinahe jede Familie mit Kindern hat den einen oder anderen "Blaster" zuhause. Sie können pistolenartig sein oder auch als größere Variante Gewehren ähneln, haben im Magazin aber nur Schaumstoffdarts. "Blastersport" hat häufig einen faden Beigeschmack, wenn die Blaster als Waffe oder der Sport als gewaltverherrlichend beschrieben wird. Was in der Turnhalle der Grundschule in Horn-Bad Meinberg zu sehen ist, gleicht aber eher den Spielen, die Kinder überall auf der ganzen Welt spielen – und es scheint viel Spaß zu machen.
Der Name "Nerf" ist eigentlich ein Akronym, dass das Material beschreibt: "Non-Expanding Recreational Foam" - auf deutsch so viel wie: formfestes Schaumstoff-Spielzeug. Gemeint sind hier die unterschiedlichsten Blaster, die in jedem Spielzeugladen zwischen 10 und 150 Euro verkauft werden und alle erdenklichen Formen und Farben haben können. "Es ist super wichtig, dass ihr immer wieder in Deckung geht", sagt ein Steppke, der gleich zwei Blaster mitgebracht hat und mit seinem Team noch darauf wartet, ins Spiel zu kommen. Da wird es natürlich "battle" genannt. Das Team fachsimpelt über die unterschiedlichen "Blaster", das Verhalten an der "Base" und die Taktik, um an die Fahne der anderen Mannschaft zu kommen. Schutzbrillen sind Pflicht. Sie sollen die Augen schützen, wenngleich man die Darts oft nicht einmal merkt, wenn man getroffen wurde. Die Waffen? "Solche Begriffe benutzen wir nicht", erklärt Thomas Fenske von der Nerf-Community. "Alles, was begrifflich irgendwie mit Krieg, Gewalt oder Waffen in Zusammenhang gebracht werden kann, ist bei uns tabu. Es geht allein um den Sport, den Spaß und um die Fairness." Und das klappt. Während die Schaumstoffdarts durch die Halle fliegen, gehen immer wieder freiwillig Arme mit den Blastern hoch; keine Diskussionen, ob man getroffen wurde, oder nicht. Und es geht rasant zu. Da wird gerannt, in Deckung gegangen oder ausgewichen. 7 Minuten dauert das Spiel. Zweimal hat eine Mannschaft es geschafft, die Fahne des Gegners zu ergattern, dann geht es weiter. Team gegen Team, bunt zusammengewürfelt. "Inzwischen hat unsere Community 55 Mitglieder und 60 wechselnde Tagesgäste", so Thomas Fenske. "Bei uns machen viele Kinder und Jugendliche mit, aber auch etliche junge Erwachsene oder auch mal ältere Semester." Dabei ist die Nerf-Community bisher die einzige und größte deutschlandweit, die sich zu einem Verein zusammengeschlossen hat. Das war im Februar diesen Jahres. Die "Battles" in der Turnhalle der Grundschule in Horn-Bad Meinberg finden bisher einmal im Monat statt und sind mittlerweile heiß begehrt; so heiß, dass die Community händeringend nach weiteren Spielmöglichkeiten sucht. Es sind keine festen Teams, die teilnehmen. Die Teilnehmer finden sich eher zufällig zu Teams zusammen – auch das macht die Faszination des Blastersports aus, der allerdings noch nicht als offizielle Sportart angesehen wird. Die nächsten "Battles" sind am 6. November und 4. Dezember jeweils um 14 Uhr in der Sporthalle der Grundschule, am Müllerberg 5 in Horn-Bad Meinberg. Mehr Informationen gibt es im Internet unter "www.owlnerfcommunity.de".