Kreis Lippe. Die lippischen Landwirte blicken zum Erntedankfest auf eine "durchwachsenes" Jahr zurück. Der Vorsitzende des Lippischen Landwirtschaftlichen Hauptvereins, Dieter Hagedorn, bilanziert eine "unterdurchschnittliche Erträge bei nicht zufriedenstellenden Preisen". Die Ergebnisse würden allerdings in der Region sehr stark variieren, einige Landwirte könnten aber nicht zufrieden sein. "Das Wetter hat uns wieder einmal gezeigt, dass die Landwirtschaft der Berufszweig ist, der in und mit der Natur arbeitet", erklärt der Vorsitzende. Nach einem milden Winter sei es zuerst lange kühl, dann trocken und schließlich zu feucht gewesen, vor allem zur Erntezeit des Hauptgetreides Weizen. Dann folgte eine lange Trockenphase im Spätsommer. Witterungsmäßig sei es bisher ein ungewöhnliches Jahr gewesen. "Da vielerorts die Sonne im Juni zur Kornfüllungsphase fehlte, sind die Getreidekörner kleiner ausgefallen", so Hagedorn. Dadurch hätten sie einen geringeren Rohproteinanteil und eine schlechtere Backqualität. "Die Gerste konnte zu guten Bedingungen gemäht werden", schildert der Vorsitzende. Der Ertrag sei knapp durchschnittlich, allerdings mit großer Spreizung. Beim Raps sei der Ertrag in diesem Jahr rund 20 Prtozent geringer. Auch hier würden die Ergebnisse sehr stark variieren. Bei den Roggen-, Triticale- (Kreuzung aus Weizen und Roggen) und Haferbeständen, die bis Juli bei gutem Wetter gedroschen werden konnten, seien die Bauern mit der Ernte zufrieden. Danach führten immer wiederkehrende Regenfälle zu erheblichen Qualitätseinbußen. Der Vorsitzende berichtet weiter: "Vor allem der Weizen hat unter den schlechten Witterungsbedingungen gelitten." Die Erträge seien unterdurchschnittlich und die Backeigenschaften ließen zu wünschen übrig. Hochwertigen Brotweizen habe es kaum gegeben. Der Weizen könne vorwiegend nur als Futterweizen verwendet werden. Nicht zufriedenstellend sei zudem die Preissituation. "Grund dafür sind nicht zuletzt Rekordernten in der Ukraine, Russland und den USA", erklärt Hagedorn. Da die Vorratsspeicher weltweit gut gefüllt seien, würden die Erzeugerpreise entsprechend niedrig ausfallen. "In Verbindung mit den geringeren Erntemengen und -qualitäten bei uns führt dies zu einer angespannten wirtschaftlichen Lage", so der Vorsitzende. Auch für die Pflanzen, die jetzt noch auf den Feldern stehen oder bei denen die Ernte begonnen hat, habe sich das Wetter ausgewirkt. Die Kartoffelernte sei unterdurchschnittlich. Man habe aufgrund der feuchten Witterung und geringen Sonneneinstrahlung vor allem Probleme mit Krautfäule, einer Pilzkrankheit, gehabt. Zudem hatten schlechte Erntebedingungen durch Trockenheit und Hitze zu ungewöhnlich hohen Sortierungsverlusten geführt. Weiter habe die Maisernte etwa zwei Wochen früher als in den vergangenen Jahren begonnen. Die Trockenheit im Spätsommer habe dem Mais zugesetzt und zu einer schnellen Abreife geführt. Die Bauern sprechen von einer deutlich unterdurchschnittlichen Ernte. "Für die Zuckerrüben hingegen war die Sonnenperiode im August und September sehr gut", erzählt Hagedorn, "sie lagern gerade bei Sonnenschein viel Zucker ein." Hier rechnen die Bauern mit einer gut durchschnittlichen Ernte und guten Zuckergehalten. Aktuell sei es derzeit viel zu trocken. "Wir brauchen dringend Regen für die anstehende Gerstenaussaat", unterstreicht der Vorsitzende. Zu Erntedank bereite den Landwirten die Preislage insbesondere für die Milch große Sorgen. Unter der Krise würden vor allem Höfe leiden, die in eine artgerechte Haltung investiert hätten. "Wir rechnen mit einer langsamen Verbesserung des Milchpreises zum Jahresende", berichtet Hagedorn. Bei den Schweinehaltern habe sich die Lage entspannt. Nach einer längeren Durststrecke können sie endlich bessere Preise verbuchen. Sie liegen auf einem nicht hohen, aber ordentlichen Niveau. "Wir hoffen, dass diese Preissituation noch länger anhält, damit finanzielle Löcher gestopft werden können", so der Vorsitzende. Nach wie vor große Sorgen bereitet den Bauern der Regulierungsdruck. Immer dichter werde der Dschungel an Verordnungen, Gesetzen und Anforderungen des Lebensmitteleinzelhandels. Stetig wachsende Auflagen und immer höher werdende Bürokratie würden zu mehr Wettbewerbsverzerrungen führen und den Strukturwandel noch mehr beschleunigen. Trotz alldem sei die Stimmung zum Erntedankfest von Dankbarkeit geprägt, so Hagedorn. "Wir konnten alle Felder ernten und sind von Unwettern, Starkregen und Überschwemmungen wie am Niederrhein im Frühsommer verschont geblieben. Die Bauernfamilien konnten zwar nicht die erhoffte Ernte einfahren. "Doch Erntedank bedeutet für uns auch Dankbarkeit für eine gesicherte Lebensmittelversorgung bei uns in Deutschland und auch für sichere Lebensumstände, dass wir hier in unserer Heimat in Frieden und Freiheit leben können", unterstreicht der Vorsitzende.
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Landwirte blicken auf Ernte zurück
Unter durchschnittliche Erträge bei nicht zufriedenstellenden Preisen
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