BAD REHBURG (jan). "Leidenschaft" ist das Thema der Niedersächsischen Literaturtagen der VGH-Stiftung in diesem Jahr und leidenschaftlich ist es auf einem Sofa in der "Romantik Bad Rehburg" zugegangen. "Die Verzauberung der Welt" zur Zeit der Romantik hat im Mittelpunkt des Abends gestanden.
Das Sofa mitten auf der Bühne gehörte nicht zu den Requisiten, die die VGH-Stiftung mitgebracht hatte, sondern vielmehr zum Inventar der "Romantik Bad Rehburg". Nahezu erstaunt nahmen dort die Schauspieler Annett Renneberg und Wanja Mues Platz, wippten entzückt ein wenig auf den ausgeleierten Federn und legten zu einem Reigen mit Texten aus der Zeit der Romantik los, der viele, sehr viele Facetten der Leidenschaft offenbarte. Novalis haben sie vorgetragen – natürlich. Schließlich ist es die von Novalis beschriebene "Blaue Blume", die als Sinnbild der Romantik in die Geschichte eingegangen ist. In der Romantik sollte doch das Leben mit dem Geist der Poesie gefüllt werden, sagte Renneberg und setzte mit zartem Stimmchen an zu singen: "Wenn ich ein Vöglein wär…". So ähnlich hatte sich dessen Dichter Heine die Präsentation seines Werkes vermutlich gewünscht. Etwas Gewöhnung hätte Heine wahrscheinlich aber angesichts der Interpretation von Mues gebraucht. Der nämlich stimmte das Lied davon, was er täte, wenn er ein Vogel wäre, als Rap an. Ähnlich spannungsgeladen war das weitere Programm. Süßliche Texte von Liebe und Natur gehörten selbstverständlich hinein. Andere leidenschaftliche Seiten der Romantik zauberten die Schauspieler aber ebenso aus ihrem Textbuch. Unheimlich und schaurig wurde es bei E.T.A. Hoffmanns "Der Sandmann", den die Vorleser auch genau so zu rezitieren wussten. Die Glocke auf dem Türmchen des gegenüberliegenden Badehauses stimmte in ihre Erzählung passgenau mit ein: acht Schläge inmitten der Geschichte ließen für kurze Zeit die Schauspieler verstummen. Doch waren die beiden auf dem Sofa ohnehin nicht allein auf der Bühne. Wie hätte wohl das Knarren der Haustür, wie hätten die dröhnenden Schritte auf der Treppe besser untermalt werden können, als von dem Cello, das Stephan Braun spielte. Zupfen, streichen, schlagen, sein Cello liebkosend zu süßen Klängen bringen oder eben auch zu disharmonischen Tönen – das verstand der Cellist meisterhaft, stimmte hier zu einer erotischen Passage von Heine Tango-Klänge an und begleitete gefühlvoll das Lied "Wenn alle Brünnlein fließen…" zum Abschluss. Das sang tatsächlich der komplette Saal mit – aus Lust und Laune an der Romantik und vermutlich auch als Dankeschön an die hervorragenden Protagonisten sowie das exzellente Manuskript. Foto: jan