1. "Wir brauchen die Schulsozialarbeiter"

    Förderschulen intervenieren beim Landkreis

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    REHBURG (jan). Schulsozialarbeit soll an Förderschulen gestrichen werden. Drei dieser Schulen im Landkreis Nienburg hoffen auf ein Einsehen aus dem Kreistag und auf Erhalt dieser Stellen.

    "Wir brauchen Schulsozialarbeiter. Wer – wenn nicht wir", sagt Jens Notzke. Seit rund vier Jahren hat die Rehburger Wilhelm-Busch-Schule, deren Leiter Notzke ist, einen solchen Sozialarbeiter mit halber Stelle. "Wer, wenn nicht wir", bezieht Notzke auf die Ausrichtung seiner Schule: als Förderschule für den Bereich "Lernen" hat er es häufig mit Schülern zu tun, die nicht nur eine Lernschwäche haben, sondern denen auch in anderer Beziehung Unterstützung gegeben werden muss – gerade in der Sozialarbeit. Auf "ihren" Sozialarbeiter Timo Bindseil würden alle Lehrer der Schule gerne zurückgreifen, sagt Notzke und schildert einige Situationen, die fast schon alltäglich sind und dessen Arbeit so notwendig machen. Die Schulverweigerer unter den Schülern sind eine Sache. Dort komme Bindseil insbesondere in der aufsuchenden Elternarbeit zum Einsatz. Die Eltern sensibilisieren, ihnen die Notwendigkeit des Schulbesuchs vor Augen führen oder ihnen darüber berichten, wie das Verhalten ihrer Kinder ist – das alles könne von den Lehrern nicht in diesem Umfang geleistet werden. Und dann die Situationen, wenn ein Schüler im Unterricht ausfallend werde. "Dann ist faktisch kein Unterricht mehr möglich", sagt Notzke. Und dann könne Bindseil eben gerufen werden, um sich mit dem jeweiligen Störer zurückzuziehen. Das komme der gesamten Klasse zugute, dann erst könne der Unterricht fortgeführt werden. Diese unterstützende Arbeit soll nun den Förderschulen im Landkreis Nienburg zum Ende dieses Jahres gestrichen werden. Rehburg ist davon ebenso betroffen, wie auch Nienburg und Hoya. Hatte der Landkreis in den vergangenen Jahren die Kosten für diese Stellen getragen – teilweise auch mit Landesmitteln – so sollen künftig die Schulsozialarbeiter direkt vom Land finanziert werden. 600 neue Stellen seien für Niedersachsen ausgeschrieben, sagt Notzke. Das klinge erst einmal richtig gut. Allerdings sei der überwiegende Teil dieser Stellen bereits vorhanden, insbesondere an den Haupt- und Oberschulen. Nur wenige neue Stellen würden geschaffen, die aber auch vornehmlich dort, wo in Ballungsräumen soziale Brennpunkte bekannt seien. Die Förderschulen "Lernen" würden dabei nicht berücksichtigt. Begründet werde das damit, dass sie schließlich im Zuge der inklusiven Beschulung auslaufen sollen. Tatsächlich hatte der Nienburger Kreistag zunächst beschlossen, die Wilhelm-Busch-Schule in 2018 zu schließen. Mittlerweile ist dieser Beschluss ausgesetzt worden, bis 2020 soll es in Rehburg noch weitergehen. So lange nimmt Rehburg noch Schüler ab der fünften Klasse auf. Und so lange wünscht sich Notzke auch einen Schulsozialarbeiter in der Schule. Diese Stelle jedoch vom Land genehmigt zu bekommen, hält er für illusorisch, hofft jedoch auf ein Einsehen des Kreistages. Im Kreistag wird demnächst die Schulsozialarbeit ein Thema sein – mit der Empfehlung der Kreisverwaltung, wegen sinkender Schülerzahlen die Sozialarbeiterstellen an den drei Förderschulen zu streichen. Eine schnelle Eingabe an den Kreis haben die Schulleiter aus Rehburg, Nienburg und Hoya formuliert und bitten darin inständig darum, auch sie und ihre Schüler angemessen zu behandeln. "Auch wenn der Landkreis gar nicht mehr zuständig ist, hoffen wir darauf, ihn für diese Aufgabe zu gewinnen." Foto: jan

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