1. Viele Nationalitäten auf dem Pfarrhof

    "Kochen mit Flüchtlingen" als Angebot von Loccums Kirchengemeinde / Viele Nationen und Sprachen an einem Ort

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    LOCCUM (jan). Zum gemeinsamen Kochen und Essen auf dem Platz zwischen Pfarrhaus und Gemeindehaus hat die Kirchengemeinde Loccums Flüchtlinge und deren Begleiter eingeladen. Ab und zu und wie es eben in den Zeitplan aller Helfer passt, wird von der Gemeinde ein "Kochen mit Flüchtlingen" ausgerichtet.

    "Das hätte sich von uns auch niemand träumen lassen, dass wir hier im Pfarrhof einmal mit so vielen Nationalitäten gemeinsam feiern." Eine der ehrenamtlichen Begleiterinnen der Rehburg-Loccumer Flüchtlingsfamilien hat diesen Satz irgendwann an jenem Abend unter dem großen Walnussbaum gesagt und ihn mit einem kleinen, zufriedenen Seufzer enden lassen. Zu diesem Zeitpunkt hatten bereits alle ihre Teller von sich geschoben beziehungsweise in die Küche gebracht. Von den Kartoffelpuffern, die Karl-Wilhelm Janus-Leifert auf riesiger Pfanne unter dem Baum gebraten hatte, war kein Stückchen mehr übrig, die Schüsseln mit dem Apfelmus waren ebenfalls leer gekratzt. Ein einfaches Mahl war es, das Loccums Pastoren Corinna und Joachim Diestelkamp gemeinsam mit einem Vorbereitungs-Team aus der Gemeinde geplant hatten – das aber nicht nur von den vielen Kindern, die auf dem Hof herumwuselten, mit Begeisterung aufgenommen wurde. "Hmm, lecker - Kartoffeln", meinte die kleine Rabah, während sie sich damit abmüht, Puffer-Stückchen von der Gabel in den Mund zu führen. "Potatoes", fügt sie dann noch hinzu. Nicht nur auf Deutsch, auch ein wenig auf Englisch redet die Fünfjährige. Ihre Muttersprache ist Arabisch. So viele Nationen, wie sie den Flüchtlingen bereits auf der Flucht und nun in ihrer neuen Heimat in Rehburg-Loccum begegnet sind, erfordern auch von Kindern schon ein breites Repertoire an Sprachkenntnissen. Antonio, dessen Vatersprache Tigrinya ist, redet mit Ahmed aus Syrien auf Arabisch. Am Nachbartisch wird Farsi gesprochen. Doch zu diesem Zeitpunkt spielt Sprache ohnehin keine Rolle mehr, denn einer der Männer beginnt, zu orientalischen Klängen zu tanzen. Rhythmisches Klatschen begleitet seinen Beitrag, Lachen und Applaus von allen Seiten gibt es hinterher – da wollen dann auch einige der Ehrenamtlichen aus der Stadt zeigen, wie hier bei ihnen üblicherweise getanzt wird und schwenken sich gegenseitig herum. Die Kinder werden unterdessen von Joachim Diestelkamp mit einem Angel-Spiel unterhalten. Am Haken hängt ein Weingummi – das gilt es von schwankender Schnur mit dem Mund zu erhaschen. Es dauert reichlich lange, bis jedes der Kinder sich seine Süßigkeit gefischt hat. Nach dem Kochen, Essen, Spielen, Tanzen und Singen wird gemeinsam aufgeräumt. Der Himmel hat mittlerweile eine tief dunkelblaue Färbung angenommen. Kinder zupfen mit spitzen Fingern kleine Stückchen aus ersten reifen Walnüssen, die Erwachsene ihnen von dem Baum gepflückt haben. Dann folgt das Winken zum Abschied. "Tschüß" und "Danke schön" können auch diejenigen der mehr als 60 Gäste schon sagen, die erst seit kurzer Zeit in Rehburg-Loccum sind. "Das machen wir gelegentlich wieder", sagt Corinna Diestelkamp. So geht ein schöner Spätsommerabend im Pfarrhof zu Ende. Foto: jan

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