BAD NENNDORF (jl). Sie treffen sich zum Nähen und Kreativsein. Aber eben nicht nur. Sie klönen auch und einige lernen dadurch ganz nebenbei die deutsche Sprache. "Für mich persönlich ist das gelebte Integration", sagt Marlies Matthias, während sie in dem lichtdurchfluteten länglichen Raum im Untergeschoss der Flüchtlingsunterkunft in der Horster Straße zehn Nähmaschinen koordiniert. Die CDU-Stadtverbandsvorsitzende hat gemeinsam mit Karin Zarth und Nafija Grünsel vom gleichnamigen Nähatelier sowie mit der Unterstützung der Awo das Projekt "Nähen für Frauen jeder Nationalität!" im April dieses Jahres initiiert. Was als Workshop für Flüchtlinge und Nichtflüchtlinge mit handwerklichem Geschick im "Haus der Begegnung" begonnen hat, mauserte sich zu einer Nähwerkstatt und zog in die neuen Räume in der Horster Straße. Es gibt Probleme – die Maschinen springen nicht an, auf den Steckdosen ist kein "Saft". Hausmeister Stephan Pisalski kümmert sich und erklärt: "Die letzten Steckdosen haben wir erst vor zwei Wochen aktiviert." Der gesamte Raum sei nach Absprache mit dem Vermieter eigens für die Nähwerkstatt mit Mobiliar aus dem Gebäude ausgestattet worden.
Heute soll unter Anleitung ein beschwertes Nadelkissen samt Tasche für Stoffreste entstehen. "Ein anderes Mal könnt ihr natürlich auch das nähen, was ihr möchtet", so Matthias. Die Frauen gemischten Alters verstehen, sie lachen und nicken. Sie kommen aus Afghanistan, Ägypten und dem Irak. Zweimal im Monat, jeweils den ersten und dritten Freitag (16 bis 18 Uhr), wollen sie künftig gemeinsam Kreativsein. Nicht nur beim Nähen, sondern auch beim Deutschlernen. Denn das funktioniert wunderbar. Ein Beispiel: Beim Durchforsten des passenden Stoffes hält eine sechsfache Mutter auf einmal ein Bettlaken in der Hand – ihr Vokabular ist um ein Wort reicher. Der nächste Termin ist der 16. September. Nähmaschinen, Stoffe und Garne sind dank zahlreicher Spenden vorhanden. Anmeldungen sind bei Marlies Matthias (05723/4133) oder im Nähatelier Grünsel (05723/9084595) möglich. Foto: jl