RINTELN (ste). Es ist ein umfangreiches Thema, mit dem sich jetzt die Berufsbildenden Schulen Rinteln befassten und dazu als Referentin Prof. Dr. Kirsten Diehl von der Universität Flensburg einluden. In Deutschland leben 10 Millionen Menschen mit Behinderung, also etwa 12,2 Prozent der Gesamtbevölkerung.
In einer Vereinbarung der Vereinten Nationen ist sichergestellt, dass dieser Personenkreis ohne Diskriminierung und gleichberechtigt mit anderen Menschen Zugang zur (Berufs-)Ausbildung hat. Auch im deutschen Sozialgesetzbuch ist die Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen verankert. Trotzdem können nur wenige Betroffene hierzulande eine Regelschule besuchen. Damit nimmt Deutschland europaweit einen der letzten Plätze ein. Um diese Situation zu ändern und bestensfalls zu verbessern, müssen für Menschen mit Behinderungen angemessene Vorkehrungen getroffen werden, wie zum Beispiel die Lehreraus- und -fortbildung sowie die Schaffung angemessener personeller, sächlicher und räumlicher Ausstattung. Die öffentlichen Schulen sollen somit allen Schülern einen barrierefreien und gleichberechtigten Zugang ermöglichen und damit inklusive Schulen werden. Dazu sind spätestens ab Schuljahrgang 2018/19 auch die berufsbildenden Schulen verpflichtet. Zur Vorbereitung dieser nicht leicht zu bewältigenden Herausforderung haben die Berufsbildenden Schulen Rinteln bereits im letzten Schuljahr eine Expertengruppe für das Thema Inklusion unter der Leitung von Oberstudienrätin Dorothee Keller und als Mitglied der Schulleitung Studiendirektorin Sabine Nolte eingesetzt. Eine der Fragen war beispielsweise, welche Bildungsangebote die BBS anbieten kann und muss und ob sie ausreichen, ob neue Konzepte erstellt werden müssen und wenn wie sie umsetzbar sind. Zur wissenschaftlichen Unterstützung dieses Vorhabens berichtete Prof. Dr. Kirsten Diehl von der Europa-Universität Flensburg über ihre Abteilung "Inklusion und pädagogische Entwicklungsförderung" am Institut für Sonderpädagogik. Frau Prof. Diehl nahm am Vormittag zunächst an der schuleigenen Expertenrunde teil und machte sich ein Bild von den bisherigen Arbeitsergebnissen. Der sich anschließende Vortrag vor allen Bildungsgangleitern hatte den Titel "Inklusion in der Berufsausbildung" und setzte sich kritisch mit den politischen wie schultechnischen Fragen dieses brisanten Themas auseinander. Dabei referierte sie über neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die unter anderem aus ihren eigenen Forschungsarbeiten hervorgegangen sind. Dass die berufliche Inklusion noch weitgehend am Anfang steht, beruhigte die anwesenden Lehrerinnen und Lehrer nur wenig. Am Nachmittag wurde die konzeptionelle Arbeit des Inklusionsteams der BBS Rinteln mit Unterstützung von Frau Prof. Diehl fortgesetzt. Nach dem Vortrag bestand die Gelegenheit zur Diskussion, die von vielen Zuhörerinnen und Zuhörern intensiv genutzt wurde. "Dass nicht für Jeden alle Fragen zufriedenstellend geklärt werden konnten, war bei dieser Thematik, die nicht selten als Problematik bezeichnet wird, zu erwarten", so Dr. Uwe Förster. Foto: privat