LOCCUM (jan). "Willkommen und Abschied" ist der Titel der Erzählung, aus der Autor Carlos Peter Reinelt am Donnerstag, 22. September, 19.30 Uhr, im Refektorium des Klosters Loccum liest.
Nur 18 Seiten sind es, die Reinelt gefüllt hat. Ein schmales Heftchen im Wallstein-Verlag ist der Erstling des 22-Jährigen, der noch studiert – Deutsch und Philosophie in Salzburg – mit "Willkommen und Abschied" aber schon einen Förderpreis bekommen hat. Viele Worte macht er nicht in seiner Geschichte, umso eindringlicher ist aber jeder Satz. Da ist dieser Mann aus Syrien, dessen Gedanken der alleinige Inhalt sind. Er denkt nach vorn – nach Österreich, wohin ihn seine Reise führt. Er denkt auch zurück – nach Syrien, dem Land aus dem er floh, in dem er sah, wie Freunde ermordet wurden und wo er um sein eigenes Leben bangte. Von dort der Abschied, am Ziel das Land, das ihn willkommen heißen wird. So hat es doch überall in den Medien geheißen. Während ihm die schlimmen Momente ebenso durch den Kopf gehen wie auch die kleinen Anekdoten seines alten Lebens, freut er sich auf das Willkommen – und darauf, sich drei Kübel mit Wasser über den Kopf gießen zu können. Das ist es, was er zuallererst will, wenn er aus der qualvollen Enge des Lkw herauskommt, in dem er schon seit vielen Stunden gemeinsam mit 59 weiteren Flüchtlingen steht. Eine Pause, geöffnete Türen – das wäre jetzt das Richtige. Dann könnten sie alle wieder durchatmen. Sie, die sie dort dicht an dicht stehen. Was folgt, kann sich der Leser leicht ausmalen. Schließlich haben wohl alle im vergangenen Jahr fassungslos den Erstickungstod von 71 Flüchtlingen in solch einem Lkw wahrgenommen. Wie es einem jener Flüchtlinge ergangen sein könnte – das hat Reinelt in "Willkommen und Abschied" beschrieben. Die kurze Erzählung, die so sehr unter die Haut geht, stellt der junge Autor im Refektorium des Klosters Loccum innerhalb einer Tagung des Religionspädagogischen Instituts Loccum vor. Die Lesung ist jedoch nicht nur den Tagungsteilnehmern vorbehalten – jeder Interessierte ist bei freiem Eintritt willkommen. Foto: Janina Heinzle