Dörentrup (jn). Die Dörentruper und ihre Verwaltung, das ist eigentlich eine eingeschworene Gemeinschaft, in der man Vertrauen zueinander hat. Doch aktuell ist etwas aus dem Gleichgewicht geraten in dieser Verbindung, im Begatal machen sich Ängste und Mutmaßungen breit.
Schuld daran ist die beschlossenen Verschiebung des Tiefflugkorridors für nächtliche Übungsflüge der Bundeswehr-Hubschrauberstaffel in Bückeburg. Die Dörentruper Verwaltung und die Bürgervertreter im Rat hatten diese Verschiebung nach vielen Diskussionsrunden mit großer Einigkeit beschlossen - bis auf zwei Ratsmitglieder hatten alle zugestimmt. Und dass, obwohl sie selbst als Dörentruper mit höchster Wahrscheinlichkeit innerhalb der verschobenen Zone leben. Warum? Sie hatten eingesehen, dass sich für sie rein gar nichts ändern wird. Denn tatsächlich besteht der Tiefflugkorridor des Bundeswehrstandortes in Bückeburg schon über 30 Jahre. Und er ist nur einer von insgesamt neun Tiefflugkorridoren, die sternförmig von Bückeburg ausstrahlen. "Wir mussten ja gar nichts von der Existenz eines Korridors, bis wir im Frühjahr 2016 begonnen haben, uns mit dem Thema Windenergie zu beschäftigen", sagt Dörentrups Bürgermeister Friedrich Ehlert. So lange man zurückdenken könne, habe sich nie jemand über Hubschrauberlärm oder Ähnliches beschwert, man habe es noch nicht einmal bemerkt. Die Bundeswehr wurde nur kontaktiert, weil die Gemeinde zuerst alle Eigentümer und Interessengruppen zu möglichen Einwänden befragen musste, bevor sie sich an die Ausweisung von Konzentrationsflächen für die Windenergie machen durfte. Und dabei meldete sich die Bundeswehr mit dem Anliegen, dass jetzt in Dörentrup für Ärger sorgt. Denn die Bundeswehr will ihre Piloten nicht über Windräder fliegen lassen, auch wenn die Mindesthöhe der Übungsflüge bei 90 Metern liegt. Die Bückeburger tragen die Verantwortung gegenüber den Menschen, über deren Köpfe sie hinwegfliegen. Alle Risiken sollen deshalb von Seiten der Bundeswehr ausgeschlossen werden - was in der Vergangenheit auch bestens funktioniert hat. Die Dörentrup Verwaltung wiederrum war aber gezwungen, Windenergieflächen ausweisen. Weil das Land NRW 2011 in ihrem Klimaschutzgesetz samt "Winderlass" festgelegt hatte, dass jeder Bürger auf seinem Land, ob nun mitten im Ort oder an ungeeigneter Stelle, eine oder mehrere Windkraftanlagen bauen darf- solange die Gemeinden dem nicht einen Riegel vorschieben und selbst mögliche Windkraftflächen ausweisen. Die Verwaltung hatte also nur eine Möglichkeit, um Wildwuchs mit verstreuten Windrädern zu verhindern: Nach gründlicher Priorisierung blieb die "Fläche 9" in Sibbentrup als bestgeeignete Fläche für Windenergie. Und nun schließt sich der Kreis: Aus diesem Grund war die Verschiebung des Korridors um 1,5 km nach Westen unumgänglich. Was ändert sich denn tatsächlich für die Bürger? Bauamtsleiter Dirk Süllwold: "Der Korridor ist insgesamt 3 km breit und deckt damit seit mehr als 30 Jahren ohnehin fast das gesamt Gemeindegebiet ab. Mit der Verschiebung ändert sich für Bega und Humfeld absolut nichts!" Weil die Bundeswehr schriftlich bestätigt hat, dass sie ihr Flugverhalten der letzten Jahrzehnte nicht ändern wird, bleibt es auch für die Ortsteile, die nun dazukommen, ruhig und sicher.