RINTELN (km). Nach dem bundesweiten Tag des Handwerks feierte die Kreishandwerkerschaft wieder einen "Gildetag" in Kooperation mit der Schaumburg Lippischen Landeskirche und dem Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Grafschaft Schaumburg. Die Veranstaltung am vergangenen Sonntag begann mit einem Gottesdienst in der Nikolai-Kirche, der gemeinsam von Landesbischof Karl-Hinrich Manzke und Superintendent Andreas Kühne-Glaser geleitet wurde. Im Anschluss der Veranstaltung ging es im Hotel Stadt Kassel um die Frage der Integration von Flüchtlingen in den hiesigen Arbeitsmarkt.
Neben Kreishandwerksmeister Dieter Ahrens und Geschäftsführer Fritz Pape konnte Andreas Kühne-Glaser dabei unter anderem Landrat Jörg Farr und Bürgermeister Thomas Priemer sowie die Integrationsbeauftragte der Stadt Rinteln, Monika Matamu, begrüßen. Last but not least kamen schließlich auch einige junge Flüchtlinge zu Wort, die von ihrem Weg nach Deutschland und ihrer aktuellen Lebenssituation im Landkreis berichteten. "Das war bestimmt nicht umsonst," subsumierte Kühne-Glaser am Ende der Zusammenkunft im Hotel Stadt Kassel. Und in der Tat: Den rund 50 Teilnehmern an der Gesprächsrunde hatten sich nach rund zwei Stunden durchaus eine Vielzahl von konkreten Details offenbart. Zum Auftakt hatte Andreas Kühne-Glaser darauf hingewiesen, dass bei dem Bemühen, für Flüchtlinge Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu organisieren, "eine Vielzahl von Rädchen ineinander greifen müssen". Landrat Jörg Farr und Bürgermeister Thomas Priemer konnten mit diversen Zahlen aufwarten. Landkreisweit müssen demnach gut 2000 Flüchtlinge versorgt werden - davon seien "60 Prozent unter 25 Jahre alt und 40 Prozent davon unter 18". Schwieriger wird es bei der Erfassung der Bildungs- und Ausbildungsstände: Die Bandbreite erstreckt sich vom Analphabeten bis zum Akademiker. Um die Fähigkeiten und Talente der ganz jungen Leuten zu ermitteln, haben zum Beispiel die Berufsbildenden Schulen ihre Werkstätten und ihr Fachpersonal zur Verfügung gestellt, wie Schulleiter Herbert Habenicht und Stellvertreter Günter Potthast erläuterten. Und wenn sich der eine oder andere Kandidat als handwerklich besonders geschickt erweist, dann kann er hoffen. Einen Praktikums-Platz zu bekommen, so Kreishandwerks-Geschäftsführer Fritz Pape, sei überhaupt kein Problem - vorausgesetzt immer, es passt bei den sprachlichen Grundkenntnissen. Wie man dann aber konkret am Ende zu einem Arbeitsvertrag komme, wollte Andreas Kühne-Glaser am Ende wissen. "Das ist nicht einfach," klärte Thorsten Bockisch von der Flüchtlingshilfe Nienstädt auf: Man müsse zunächst "mit den richtigen Behörden in der richtigen Reihenfolge reden" - und nicht schon beim zweiten Antrag aufgeben. Bockisch hatte aus Nienstädt auch einige Flüchtlinge mitgebracht, die von ihrem Schicksal berichteten. Der 60-jährige Automechaniker Ahmad Alfarra etwa, der nach einem vierjährigen USA-Aufenthalt perfekt Englisch spricht und hierzulande schon oft als Dolmetscher ausgeholfen hat, der 25-jährige Familienvater Negirvan Mohammad, einer der ersten syrischen Flüchtlinge, die von der Agentur für Arbeit gefördert wurden, oder der fast 18 Jahre alte Shivan Mohammed, der regelmäßig in der Kleiderkammer der Gemeinde Nienstädt mitarbeitet. Die Bereitschaft, sich vor Publikum auf Deutsch zu präsentieren, befanden Andreas Kühne-Glaser und Dr. Karl-Hinrich Manzke unisono als "mutig" - zumal sowohl der Superintendent als auch der Bischof offen zugaben, dass sie sich schon beim Lernen von Französisch oder Italienisch gerade ein bisschen schwer tun. Foto: km