LANDKREIS/STADTHAGEN (bb). Der Verein "Ehemalige Synagoge Stadthagen" holt für sein diesjähriges Herbstprogramm die Ausstellung "Kicker, Kämpfer, Legenden. Juden im deutschen Fußball" nach Schaumburg. Diese wird von Montag, den 19. September, bis Freitag, den 30. September, im Forum der IGS Schaumburg in Stadthagen zu sehen sein und von einer Vortragsreihe begleitet.
Klaus Reinartz-Franke, Vorstandsmitglied des Fördervereins ehemalige Synagoge, erklärte im Pressegespräch, dass sich der Verein für sein diesjähriges Herbstprogramm für ein Thema entschieden habe, dass sich stärker als die vorherigen auf den Alltag jüdischer Bürger in Deutschland beziehe. Die Ausstellung zeigt die Bedeutung auf, die jüdische Fußballer, Trainer, Journalisten und Funktionäre für die Entwicklung dieses Sports in Deutschland hatten. In der Phase dessen Etablierung spielten viele jüdische Bürger eine Pionierrolle. Die Ausstellung erinnert an diese Protagonisten, wie etwa Walther Bensemann, beteiligt an der Gründung des Deutschen Fußballbundes sowie mehrerer Vereine, Organisator des ersten internationalen Spieles in Deutschland und Gründer der Fußballzeitschrift "Kicker". Ebenso beispielsweise an den Spieler Julius Hirsch, der mit dem Karlsruher FV Deutscher Meister wurde und für das Nationalteam auflief. Oder an Kurt Landauer, den jüdischen Vereinspräsidenten des FC Bayern München, in dessen Amtszeit die Elf um den jüdische Trainer Richard Dombi 1932 den ersten Meistertitel zum FC Bayern holte. Die Ausstellung ziele drauf ab, diese Fußballpioniere, einst in der deutschen Öffentlichkeit respektiert und umjubelt, wieder in Erinnerung zu rufen, wie Klaus Reinartz-Franke erklärte. Ihre Verdienste sind nämlich bis heute verdrängt und weitgehend vergessen. Karrieren und Wirken der Akteure wurden nach 1933 unter dem NS-Regime beendet. Sie wurden aus dem Sport und dem öffentlichen Leben ausgegrenzt und teilten das Schicksal aller europäischen Juden, wurden verfolgt und viele ermordet. Auch dies ist Thema der Ausstellung. Klaus Reinartz-Franke erklärte, dass die Ausstellung mit ihrem Bezug zum Sport nicht "von Anfang an diese Schwere mitbringe", wie die bisherigen des Vereins "Ehemalige Synagoge Stadthagen". Auch wenn das Thema der Verfolgung und Ermordung der Juden nicht ausgeblendet wird. So hoffen die Organisatoren, möglicherweise auch andere Publikumskreise anzusprechen. Dieter Fischer, Vorsitzender des die Ausstellung unterstützenden Kreissportbundes Schaumburg, wies auf den Gegenwartsbezug hin. Er hob das Potential des Sports hervor, Menschen zu integrieren. Grundlage des Sports seien Toleranz und Internationalität, im Sport sei der Gegner immer auch Partner. Die Ausstellung ist außer an den Wochenenden jeweils von 8 Uhr bis 16 Uhr vom 19. September bis zum 30. September im Forum der IGS zu sehen. Auch Gruppen, etwa Klassen oder Vereinsmannschaften, sind zur Besichtigung eingeladen, müssen sich allerdings im Sekretariat der IGS voranmelden (05721/972801). Über das begleitende Vortragsprogramm informiert der nebenstehende Überblick. Der Synagogenverein präsentiert die Ausstellung in Kooperation mit der IGS und der Landeskirche Schaumburg-Lippe.Foto: bb