LAUENAU (al). Der Lauenauer Heimat- und Museumsverein hat einen Volltreffer gelandet. Sein Museumsmarkt zur Wiedereröffnung des umgebauten und in Teilen neu sortierten Gesindehauses stieß auf viel Anklang beim Publikum: Es gab nur positive Stimmen, von denen etliche sogar eine Wiederholung forderten.
Die Erlaubnis, Märkte abzuhalten, hatte Lauenau mit der Genehmigung zum Bierbrauen und der Befugnis des Bürgermeisters, kleine Rechtsverstöße selbst zu ahnden, im Rahmen der 1536 verliehenen Fleckenrechte erhalten. Weil das genau 480 Jahre her ist, wollte Vorsitzender Jürgen Schröder das dreifache Prädikat zu neuem Leben erwecken: Das Bier lieferte die örtliche Brauerei, und für den Markt fanden sich umgehend etliche Standbetreiber, die das komplette "Rundteil" ausfüll- ten. Den Clou aber sollte es zu jeder vollen Stunde geben: Vor einem eigens erstellten hohen Schandpfahl entschied ein historischer "Bürgermeister"über die Strafe der Delinquenten. So wurde ein nachlässiger Bursche in Ketten gelegt, der die Tür zum Schweinestall aufgelassen hatte. Ein Entendieb wurde am Schlafittchen gepackt. Und ein "notorischer Wiederholungstäter" erhielt endlich seine Strafe, weil er "seit 40 Jahren immer die gleichen Witze erzähle". Sogar eine junge Frau wurde dem Gespött der Leute ausgesetzt, weil sie angeblich jungen Männern den Kopf verdrehe. Für die größte Gaudi aber sorgte eine holländische Fahrradgruppe, aus deren Reihen ebenfalls ein Übeltäter den "Schandpaal" kennenlernen durfte. Weil dabei Arm- und Fußketten zum Einsatz kamen, fand Schröder ein werbendes Wort: "Das ist es, was uns an Lauenau so fesselt." Zwischendurch freuten sich Standbetreiber über viel Zuspruch. Ein Pferdegespann stand für eine Kutschfahrt bereit. Sogar Schafe blökten hinter dem Museumsgebäude, wie es früher der Fall gewesen sein muss, als hier noch das "Gesinde" des benachbarten Ritterguts lebte. Nur die große Burg aus Strohballen blieb meist unberührt. Kein Wunder: Nägel in dicke Balken schlagen oder dem Schmied bei seiner funkensprühenden Arbeit helfen, war an diesem Tag weitaus interessanter. Foto: al