Eine schwarze Bergkette entwirft ein bizarres Muster. Dahinter erwächst die nächste schroffe Bergformation. Eine sich ins Unendliche staffelnde zerklüftete Felskette, farblich in sämtliche Grauschattierungen getaucht. Ein monumentales Gebirgspanorama, das den Betrachter magisch in das kolossale Schauspiel hineinzieht. Trotz der Massivität der Berge, trotz der Bedrohlichkeit, die von diesen Felswänden ausgeht, wirken sie wie schwerelos schwebende Giganten. Peter Mathis hat die spektakuläre Gebirgslandschaft der Cadini di Misurina, der südlichen Abschluss der Sextener Dolomiten, in eine großformatige Fotoarbeit gebannt. Von Ferne wirkt die Fotografie eher wie eine Druckgrafik oder Malerei. Doch es ist ein Foto. Ein Foto, das unter Extrembedingungen entstanden ist. Unter herausfordernden Mühen steigt Mathis mit schwerer technischer Ausrüstung in die Bergmassive der Alpen. Durch seine lange Berg-Erfahrung hat er Zutritt zu Regionen, die den meisten Menschen völlig unzugänglich sind. Für die in der Ausstellung gezeigten Fotografien benötigt es einerseits jahrelange Kenntnis der Gebirgswelt, des Weges, Wetters, von einer guten Bergsteigerausrüstung einmal völlig abgesehen, um zur richtigen Zeit, am richtigen Ort zu sein. Mit Geduld wartet er stunden- oder tagelang auf den einen Moment. Dann drückt er den Auslöser. Mathis fängt die Essenz eines flüchtigen Momentes in der Landschaft ein. Es sind keine bloßen Landschaftsaufnahmen, vielmehr dramaturgisch durchdachte Momentaufnahmen der Bergwelt. Sie sind Kunstfotos, die den einen, den wahren Moment abbilden. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen die am Bildschirm Motive durch künstliche Effekte korrigieren und verändern, arbeitet er mit äußerster Perfektion bereits bei der Aufnahme des Fotos und vermeidet darüber den späteren "Kunstgriff" am Computer. Im Weglassen der Farbe und der Fokussierung auf eine Struktur in der Landschaft, reiht sich Mathis in die Tradition der klassischen Landschaftsfotografie. Mathis’ Bilder bleiben dem Motiv treu. Diese Motive sind Sinnbilder für den Berg oder das Gebirge als solches. "Mein großes Interesse an der Fotografie betrifft den Maßstab", so der Künstler. "Man kann den imposantesten Berg besteigen, um auf dessen monumentale Größe hinzuweisen. Aber gelegentlich genügt sogar ein kurzer Blick durch eine kleine, nasse Fensterscheibe, um einen außergewöhnlichen Aspekt der natürlichen Welt geschickt festzuhalten.” Das Faszinosum liegt im Kleinen verborgen, im einzelnen Motiv. Mathis schafft es, in seinen Fotos das Muster und den Rhythmus einzufangen, die der winterlichen, alpinen Landschaft eingeschrieben sind. Dabei setzt er auf starke Kontraste, die er in der Schwarzweiß-Fotografie findet. Die Bilder erreichen damit eine Abstraktion und sind weniger gegenständliche Naturabbildung oder hochglänzende Katalogfotografie, sondern Kunst. Mathis Arbeiten befreien die Fotografie von einer rein mechanischen und profanen Angelegenheit und hauchen ihr etwas Transzendentes ein: die Wahrheit der Natur. In einer Welt, in der jeder ständig und überall mehr oder minder gehaltvolle Schnappschüsse produzieren kann, wird das Berufsbild des Profi-Fotografen so gut wie zu Grabe getragen. Bei den Fotoarbeiten von Peter Mathis wird allerdings deutlich, dass es doch einige Voraussetzungen für qualitätsvolle Fotokunst gibt. Der Betrachter dieser Fotos kann sich nur ehrfurchtsvoll verneigen vor der außergewöhnlichen Schönheit der Alpenlandschaft, die Peter Mathis eingefangen hat.
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Schönheit der Bergmassive
Alpine Landschaftsfotografie von Peter Mathis
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