1. "Du machst das Land voll Früchte"

    Zehn Tage Sommerpilgern auf dem Sigwardsweg / Pilgergruppe legt rund 180 Kilometer zurück und besucht Kulturstätten

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    LANDKREIS (gr). Nach zehn Tagen waren sie wieder in Minden. Etwa 180 Kilometer pilgerten sie zu Fuß den gesamten Sigwardsweg über Petershagen, Loccum, Bergkirchen, Apelern, Obernkirchen und Bückeburg. In Porta Westfalica erreichten sie die letzte der Tagesetappen von etwa 20 Kilometern. Die Wetterprognosen hatten regnerische Tage angekündigt, doch die Pilgergruppe schaffte es bis auf den vorletzten Tag, jeweils trocken die nächste Unterkunft zu erreichen. "Insgesamt ist es jedes Mal ein Abenteuer besonderer Art", weiß Irene Esser, die bereits das fünfte Mal auf dem gesamten Weg unterwegs war, der dem Mindener Bischof Sigward gewidmet ist. Dieser hatte sein Amt von 1120 bis 1140 inne und baute sich in Idensen am Steinhuder Meer eine Eigen- und Grabeskirche, welche im nordeuropäischen Raum mit ihren romanischen Fresken als kulturelle Kostbarkeit gilt. Am fünften Pilgertag war diese Kirche Anlaufpunkt der zwölf-köpfigen Pilgergruppe, die die sogenannte "Nordroute" des Sigwardsweges für die erste Hälfte gewählt hatte. "Dann konnten wir uns im Flachland entlang der Weser schon einmal einlaufen, um die Höhenzüge der "Südroute" um Bückeburg und Obernkirchen und an der Porta besser zu bewältigen", meint Uwe Marczinzik, Pfarrer i.R. und seit wenigen Monaten neu gewählter Vorsitzender des Sigwardswegvereins, sowie Synodalbeauftragter für Pilgerwege im Kirchenkreis Minden. Zusammen mit der Pilgerbegleiterin Ulrike Odenhausen ergänzte er das Leitungsteam, das im Vorfeld sowohl die Unterkünfte als auch einen Gepäcktransport mit Ehrenamtlichen organisiert hatte. Die Pilgernden hatten jeweils einen Tagesrucksack selbst zu tragen und konnten sich jeden Tag von einer anderen Übernachtungsmöglichkeit überraschen lassen. Diese gestalteten sich von einfachen Pilgerherbergen, so Schlüsselburg und Kloster Loccum, über ein Hotel und Ferienwohnungen bis hin zu kirchlichen Tagungsstätten wie dem Stift Obernkirchen. Anders als auf dem traditionellen Jakobsweg liegen bei den modernen Pilgerwegen die Herbergen nicht am Weg, wissen die Pilgerbegleiter aus Erfahrung. Doch bereichernd für das geistliche Leben beim Pilgern sind auf dem Sigwardsweg, neben Besonderheiten wie der Alten Synagoge Petershagen und den Dinosaurierspuren im Obernkirchener Sandsteinbruch, die alten romanischen Kirchen, die unter anderem entlang an der Weser liegen, so Ovenstädt, Buchholz und Heimsen.

    Irene Esser freut sich, dass sie in den Gesprächen über das Pilgern und den persönlichen Glaubensweg immer auch die Geschichte des heimischen Christentums aufnehmen kann, wozu die Taufe der Sachsen in Folge von Widukinds Bekehrung gehört. Was und wie glaubten die Menschen vor über tausend Jahren und wie ist es heute? Erstaunlich häufig diskutierte die Pilgergruppe in diesem Jahr über die anstehenden politischen und gesellschaftlichen Fragen von Gewalt, Flucht und Kriegserfahrungen. Die Pilgertage beginnen und enden mit einer Andacht. Auch tagsüber lädt manche Kirche oder Kapelle Besucher und Besucherinnen zur Besinnung ein, beispielsweise auch die Fachwerkkapelle in Nammen, die am vorletzten Tag besucht wurde. "Du machst das Land voll Früchte" lautete das Thema der diesjährigen Pilgertage. Der Schöpfungspsalm 104 wurde immer wieder ganz oder in Teilen gelesen und bereicherte das Nachdenken der Gruppe, die Gespräche und die gemeinsam gesungenen Lieder. Auch der Austausch über das beste Blasenpflaster und wie verlorene Pilger wieder gefunden werden können im Funkloch der Obernkirchener Berge gehören im Nachhinein zum Ganzen. Alles in allem freuten sich alle am Ende über das gemeinsame abschließende Abendmahl mit Weintrauben und Weißbrot in der historischen Kapelle zu Barkhausen. Nähere Informationen zum Pilgern auf dem Sigwardsweg sind im Pilgerbüro im Haus der Kirche, Rosentalstraße 6, Minden, unter 0571/837440 oder unter pilgerbuero@sigwardsweg.de erhältlich. Foto: privat

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