STADTHAGEN/LANDKREIS (bb). Die Gerdes und Landwehr Unternehmensgruppe aus Sulingen nimmt das Projekt zum Aufbau eines Ärztezentrums auf dem Gelände mit dem ehemaligen Postgebäude in der Stadthäger Bahnhofstraße in Angriff. Die Gruppe vermeldete, das Grundstück erworben zu haben, um dort ein Gebäude von rund 5000 Quadratmetern Fläche zu schaffen, in dem etwa 20 Ärzte ihre Patienten behandeln sollen.
Am Mittwoch bestätigten die Investoren den Kauf des Grundstückes von der Next48 GmbH, am Dienstag zuvor hatten sie gemeinsam mit Projektentwickler Walter Vogelsang im Pressegespräch im Rathaus über die Planungen informiert. John Landwehr, Geschäftsführer des Gerdes und Landwehr Bau GmbH, erklärte dabei, in der Bahnhofstraße ein Vorhaben anzustreben, das auf einer "bundesweit in dieser Form einzigartigen Konzeption" beruhe. Rund elf bis zwölf Millionen Euro werde die Gerdes und Landwehr Bau GmbH in Stadthagen investieren, wie John Landwehr und Andreas Körner, Geschäftsführer der "Casa Baubetreuung GmbH", ein Unternehmen der Gerdes-Landwehr Gruppe, ausführten. Landwehr, Körner und Vogelsang verwiesen darauf, dass einerseits in der Region wie auch bundesweit zahlreiche Ärzte dem Ruhestand entgegengehen. Andererseits seien viele junge Ärzte nicht daran interessiert, als Selbständige in Praxen in ähnlicher Konstellation wie die ausscheidende Generation tätig zu sein. Vielmehr sei der Wunsch vorhanden, als Angestellte unter familienfreundlicheren Bedingungen zu wirken, mit geregelten Arbeitszeiten, Urlaubszeiten und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie einem geringeren bürokratischen Aufwand. Diesen Bedürfnissen soll das Ärztezentrum entgegenkommen, indem es Medizinern die Gelegenheit bietet, hier im Angestelltenverhältnis zu arbeiten. Anders als viele Medizinische Versorgungszentren, die an ein Klinikum angebunden sind, zielt das Konzept in Stadthagen jedoch auch darauf ab, Ärzte als Mitgesellschafter einzubinden. Auch zunächst angestellten Ärzten eröffne sich die Option, später als Gesellschafter einzusteigen. Bei der genauen Ausgestaltung der Gesellschaft sei man noch offen, wolle hier auch den Vorstellungen der Ärzte entgegenkommen. Es gelte nun, "mit dem guten Konzept die Ärzte abzuholen" und für das Projekt zu gewinnen, so John Landwehr. Walter Vogelsang habe in den vergangenen Jahren wichtige Vorarbeiten geleistet. Das ehemalige, denkmalgeschützte Postgebäude soll in einen größeren Neubau integriert werden. Die im rückwärtigen Bereich angefügten nicht denkmalgeschützten Gebäudeteile sollen abgerissen werden. Das eigentliche Facharztzentrum ist als kompletter Neubau nach modernen Standards vorgesehen, wie Vogelsang ausführte. Das integrierte historische Postgebäude soll als Standort für Café, Bistro, Seminarräume eventuell für Appartements für Patienten oder Medizinstudenten und ähnliche nicht im engeren Sinne medizinische Funktionen dienen. Mit dem modernen Bau und einem attraktiven Gesamtkonzept ziele man darauf ab, in Stadthagen ganz andere Potentiale an Ärzten anzusprechen als in vergleichbaren Mittelzentren. Das Zentrum sei attraktiv für junge Mediziner, die sich für ein Angestelltenverhältnis interessieren. Ebenso für niedergelassene Ärzte, die mit Praxen in älteren Räumlichkeiten etwa ohne barrierefreien Zugang oft kaum Möglichkeiten hätten, diese an einen Nachfolger zu verkaufen. Bei einem Wechsel ins Zentrum sei die Chance auf erfolgreiche Übergabe deutlich größer, wie Walter Vogelsang und John Landwehr ausführten. Bürgermeister Oliver Theiß und Walter Vogelsang betonten, dass die Entwicklung eines neuen Standortes in der Bahnhofstraße nicht als Konkurrenz zum Standort auf dem Krankenhausareal zu sehen sei. Vogelsang führte aus, dass er die dort niedergelassenen Praxen nie für das Projekt in der Bahnhofstraße habe gewinnen wollen. Der derzeit noch genutzte aber bald freiwerdende Krankenhaus-Baukörper eigne sich nicht für ein wie in der Bahnhofstraße geplantes Ärztehaus. Theiß ergänzte, dass der Landkreis einen Großteil der Gebäude weiter nutzen werde. Er sehe kein Problem darin, ein weiteres zusätzliches medizinisches Versorgungszentrum in der Bahnhofstraße zu entwickeln, das in Zukunft parallel zu den etablierten Praxen auf dem Krankenhausgelände existiere. Wichtig sei es, ein hohes Niveau ärztlicher Versorgung in Stadthagen zu erhalten. John Landwehr führte aus, dass die Grundproblematik der ärztlichen Versorgung außerhalb der Großstädte nahezu im ganzen Bundesgebiet ähnlich sei. Ziel sei es, in Stadthagen ein Modell zu etablieren, dass diese sichere. Gelinge dies, könne das Unternehmen dieses an andere Standorte übertragen. Seine Unternehmensgruppe wolle nicht dauerhaft als alleiniger Gesellschafter für das Ärztezentrum in Stadthagen fungieren, hierzu sollen Mitgesellschafter geworben werden. Hierfür kämen neben den Ärzten weitere Akteure in Betracht, vom Apotheker bis eben hin zur Kommune. Theiß erklärte zu diesem Punkt, dass zu einem eventuellen Engagement der Stadt Stadthagen zum entsprechenden Zeitpunkt politisch beraten werden müsse. Läuft alles glatt, könnten etwa im Frühjahr 2017 die Bauarbeiten zu dem Projekt beginnen, wie Landwehr und Körner ausführten. Die Initiatoren bemühen sich noch um den Kauf eines Nachbargrundstückes an der Bahnhofstraße. Gelinge mit dem Besitzer keine Einigung, werde man die noch benötigte Fläche auf dem hinter dem Postgebäude liegenden Telecom-Gelände erwerben. Dies würde den Baubeginn verzögern. Entscheidend für das Gesamtprojekt sei jedoch, ob es gelinge, genügend Ärzte vom Einstieg zu überzeugen. Scheitere dies, bestehe vielfältiges Interesse, dort andere Nutzungsformen wie etwa für den Einzelhandel zu etablieren. Die dazu nötige Bebauung werde dann allerdings nicht seine Unternehmensgruppe erstellen, so Landwehr, sondern das Areal weiterverkaufen. Foto: archiv bb