BÜCKEBURG (sk). Mit dem Vortrag der Bundesbildungsministerin Johanna Wanka hat die Senioren-Union Bückeburg ihre Reihe der gut besuchten Veranstaltungen erfolgreich fortgesetzt. Hocherfreut war Unions-Vorsitzender Friedel Pörtner über den "rappelvollen" Le-Theule-Saal am vergangenen Donnerstagabend. Und das trotz drückender Hitze bei 33 Grad. Auch die Ministerin zeigte sich erstaunt über das große Interesse am Thema "Bildung und Forschung als Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands" bei derart hohen Temperaturen. Die Einladung nach Bückeburg habe sie sehr erfreut, so die studierte Mathematikerin, die Region sei ihr aus ihrer Zeit als niedersächsische Wissenschafts- und Kulturministerin noch gut bekannt. Im Mittelpunkt ihres Vortrages standen das Duale Ausbildungssystem, die Förderung der Forschung sowie die Integration junger Flüchtlinge in Leben und Beruf.
Deutschland sei zwar ein recht kleines Land in dem nur etwa ein Prozent der Weltbevölkerung lebe, sagte Wanka, aber trotz alledem die viertstärkste Industrienation. "Innovationskraft, Entdeckerfreude und unsere in vielen Bereich gut ausgebildeten Fachkräfte haben uns stark gemacht", so die Ministerin. Mit dazu beigetragen hätten vor allem das duale Ausbildungssystem. Auch wenn die OECD das deutsche Modell lange Zeit nicht gewürdigt hätte, in der Welt genieße es großes Ansehen. Viele Länder interessierten sich für das System und wie es adaptieren könnten. Nichtsdestotrotz müsse für die duale Ausbildung in Deutschland verstärkt Werbung gemacht werden, mahnt die Bundesministerin. Viele Jugendliche hätten keine Lust mehr auf eine Lehre und strebten nach der Schule lieber in eine einfache Beschäftigung. Im Augenblick befinde sich Deutschland in einer wirtschaftlich guten Lage, da erscheine diese Möglichkeit attraktiv. "Was die spätere Lebensplanung angeht, stehen sie aber deutlich schlechter da als beruflich gut Ausgebildete", warnte die CDU-Politikerin. Sie appellierte an die Anwesenden, den Jugendlichen bei ihren Entscheidungen beratend zur Seite zu stehen. Laut Umfragen hätten neben den Eltern besonders die Großeltern mit den größten Einfluss. Um die Attraktivität der kombinierten Ausbildung in Betrieb und Berufsschule zu stärken, seien bislang 1,2 Milliarden Euro für Beratungsprogramme vom Ministerium investiert worden. Hier setze man auf ein Angebot von individueller und präventiver Beratung in den verschiedenen Schulformen, um die Schüler bei ihren Entscheidungen zu unterstützen. "Nicht jeder hat die entsprechenden Noten, um ein Studium zu beginnen." Aber oft fänden sich Ausbildungsalternativen, die zu den jeweiligen Interessen und Fähigkeiten passten. Insgesamt werde zudem versucht, die Durchlässigkeit zwischen dualer und akademischer Ausbildung weiter zu stärken. Dies solle sich ebenfalls positiv auf Entscheidungen für die duale Ausbildung auswirken, da die Jugendlichen sich nicht mehr früh im Leben für eine Richtung entschließen müssten. Als Beispiel nannte Wanka die in Niedersachsen abgebauten Hürden für den Beginn eines Studiums (statt dem Abitur qualifizieren jetzt eine berufliche Ausbildung und einige Arbeitsjahre, zusätzlich entfällt die Eignungsprüfung). Weiterhin würden mit dem neuen Meister-Bafög interessierte Handwerker deutlich mehr unterstützt. Im Bereich von Hochschule und Forschung stünde Deutschland ebenfalls gut da, so die Ministerin. Durch die Exzellenz-Initiative hätte die Universitäten in den vergangenen zehn Jahren deutlich an Wettbewerbsfähigkeit zugelegt. Im Vergleich mit Einrichtungen wie Harvard oder Oxford erhielten deutsche Universitäten immer noch weniger Fördergelder. Deutsche Hochschulen seien aber durch die gezielte Förderung deutlich im Ansehen gestiegen. Mittlerweile kämen wieder viele ausländische Forschern und Studenten ins Land. Weiterhin habe Deutschland, auch durch die Einrichtung von Gesundheitszentren, inzwischen einen Spitzenplatz in der Krebsforschung und speziell in der Kinderkrebsforschung erreicht. Bestimmte Institute erforschten gezielt die sogenannten Volkskrankheiten wie neurologische Degeneration, Herzkreislauf- und Lungenkrankheiten oder Diabetes. Mit der steigender Lebenserwartung der Bevölkerung gelte es auch zu erforschen, wie mit mit Krankheiten besser umgegangen werden könne oder wie sie sich verzögern ließen. Im Rahmen der anschließenden Diskussionsrunde kam unter anderem die Frage nach der beruflichen Flüchtlingsintegration auf dem Tisch. Hier räumte die CDU-Ministerin zwar ein, über die Hälfte der geflüchteten Menschen seien jünger als 25 Jahre. Die Vorstellungen der Wirtschaft, dass damit der Fachkräftemangel gelöst sei, bezeichnete Johanna Wanka aber als "illusorisch". Denn ein Großteil dieser Menschen seien Analphabeten oder besäßen nur eine geringe Ausbildung; sie könnten nicht einfach so in die Betriebe starten. Die Jüngeren erhielten zwar eine schulische Bildung, für die 18- bis 25-Jährigen gelte dies aber nicht. "Als erstes müssen diese jungen Leute unbedingt Deutschkenntnisse erwerben", stellte die Politikerin fest. Für entsprechende Kurse und niederschwellige Integrationsangebote gebe die Bundesregierung bereits Millionen aus. Wenn entsprechende Kenntnisse vorhanden seien, versuche man den jungen Flüchtlinge eine handwerkliche Ausbildung zu vermitteln. Sowohl Betriebe als auch die Auszubildenden müssten dabei zusätzlich begleitet und betreut werden. Aber: "Wir müssen nicht nur fördern, wir müssen auch fordern und konsequent sein." Es sei ein langer Weg, aber so hätten die jungen Menschen eine Chance auf Integration und eine eigene Zukunft.Foto: sk