1. Eine "Zwangsmaßnahme" bereichert das Stadtbild

    Ehepaar stiftet Kunstwerk der Stadt / Neue Skulptur am Sablé-Platz

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    BÜCKEBURG (sk). Ab sofort ist die ehemalige Residenzstadt um ein kulturelles Gut reicher. Wer am Sablé-Platz die Fahrradabstellanlage passiert, kann dort die Skulptur "Zwangsmaßnahme" des Künstlers Volker Dierkes bewundern. Das Kunstwerk zierte viele Jahre den Garten der Eheleute Ursula und Wilhelm Gerntrup (ehemalige Galerie Gerntrup). In der neu bezogenen Wohnung des Ehepaares ließ sich das voluminöse und vor allem schwere Werk aber leider nicht mehr unterbringen. Da kam die Idee auf, der Stadt einmal etwas Gutes zu tun. "Man kann ja schließlich nicht immer nur von Stadt und Staat nehmen, sondern muss auch einmal etwas zurückgeben", erzählte Ursula Gerntrup bei der feierlichen Enthüllung am Sablé-Platz. Die über 30 Jahre alte Skulptur stiftet das Ehepaar der Staat daher als Dauerleihgabe.

    Der Bildhauer und Maler Volker Dierkes wurde bekannt durch seine großformatigen Plastiken, in denen immer der Mensch als Körper integriert ist. Nach vielen Jahren hat er seine Wahlheimat Spanien wieder verlassen und lebt heute auf dem Darß an der südlichen Ostseeküste. In jungen Jahren sei er sehr "revolutionärer" gewesen, so Ursula Gerntrup. In der Skulptur habe er seine persönliche Auseinandersetzung mit den damaligen Notstandsgesetzen der Republik, das "eingeschnürt sein der Bürger durch den Staat", verarbeitet. Bürgermeister Reiner Brombach sagte in seiner kurzen Ansprache, er wolle lieber von einem "Halt geben" als von einem "Einschnüren" sprechen. In das Kunstwerk hatte sich die Galeristin vor über 30 Jahren bei einem Besuch im Kreuzberger Atelier von Dierkes "verliebt". Ihr Ehemann habe dem Kauf glücklicher Weise zugestimmt. Die ursprünglich komplette Skulptur sei dem Erschaffer damals aber nicht weit genug gegangen, erläuterte Ursula Gerntrup. Nicht zu bremsen hätte Dierkes das Werk kurzerhand mit einer Kettensäge durchtrennt. Dabei sei auch ein wichtiges männliches Merkmal abhanden gekommen. "Was man ja auch als eine Art von Zwangsmaßnahme bezeichnen kann", schmunzelte die Galeristin. Sie sei froh, dass so ein guter Standort für das Werk gefunden worden ist. Viele Jahre über hätte sie das Stück jeden Tag in ihrem Garten bewundern können. "Jetzt kann ich mich immer zweimal in der Woche auf Weg zum Markt daran erfreuen."Foto: sk

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