1. Bessere Planung könnte langfristig Geld sparen

    Fachleute diskutieren Vereinbarkeit von Bäumen und städtischer Infrastruktur in Detmold

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    Detmold (ab). Bäume sorgen für ein großes Stück Lebensqualität, prägen das Stadtbild und übernehmen wichtige ökologische und klimatische Funktionen. Gleichzeitig bereiten sie Probleme. Ihre Wurzeln können Fahrbahndecken und Gehwege anheben und unterirdische Kabel, Rohre und Leitungen zerstören. Vertreter verschiedener städtischer Fachbereiche haben sich kürzlich bei einer Infoveranstaltung mit Experten darüber ausgetauscht, wie man künftig das Nebeneinander von städtischer Infrastruktur und Bäumen regeln kann. Langfristig könnte es in Detmold dafür ein sogenanntes Stadtbaumkonzept geben.

    Das Thema Bäume ist in Detmold stets ein heikles. Wenn es, aufgrund von Baumaßnahmen oder Umgestaltungen darum geht, dass ein Baum gefällt werden muss, ruft das reflexartig Gegner auf den Plan. Die Grünen stimmen nahezu grundsätzlich dagegen. Die CDU macht sich daraus mitunter einen Spaß und fordert in Ausschüssen die Fällung von Bäumen, nur um die Kollegen der anderen Fraktion damit zu ärgern. Dieser Witz wird zwar durch ständige Wiederholungen nicht lustiger, aber das Kernproblem bleibt: Wie gehen wir in Detmold mit unseren Bäumen um? Darum hatte der Fachbereich Städtische Betriebe vor einiger Zeit Verwaltungsmitarbeiter verschiedener Fachbereiche zur Vortrags- und Diskussionsveranstaltung eingeladen. Grundsätzlich gehe es darum, Bäume zu erhalten, erklärte Johann Bergmann, Leiter städtische Betriebe. Dafür müssten Infrastruktur und Bedürfnisse der Bäume in Einklang gebracht werden. "Planerisch müssen wir uns künftig der Herausforderung stellen, Standorte zu schaffen, die den Bäumen eine erhöhte Lebensdauer ermöglichen", erklärte Thomas Lammering, Technischer Beigeordneter der Stadt Detmold. Drei Experten unterschiedlicher Fachrichtungen zeigten in Impulsreferaten wie das gehen kann. Ein Stadtbaum habe eine durchschnittliche Standzeit von 76 Jahren. 2.000 bis 3.000 Euro kosten Pflege und Instandhaltung insgesamt. Das könne aber auch schnell mehr werden. Daher sollte man lieber so pflanzen, dass man nicht so viel pflegen muss. Investiert man bei der Pflanzung eines Baumes mehr, könne man hinterher sparen, appelliert Dr. Clemens Heidger, Sachverständiger für den Garten- und Landschaftsbau aus Hannover. Bäume brauchen vor allem Platz. Und zwar mehr, als man bisher eingeplant hat. Diplom-Ingenieur Christoph Bennerscheidt: schlägt vor, das Niederschlagswasserbeseitigungskonzept in die Überlegungen mit einzubeziehen. Er ist Geschäftsführer der Fachgemeinschaft Guss-Rohrsysteme EADIPS/FGR in Herten. Legt man von vornherein größere Pflanzgruben an, könne man diese als Wasserspeicher nutzen. "Stadtschwamm" nennt Bennerscheidt das. In einem Granulat wird das Wasser unterirdisch gespeichert und den Bäumen zur Verfügung gestellt. Auch Leitungsgräben ließen sich als Raum für die Wurzeln nutzen – entsprechende Rohre vorausgesetzt. Der Wurzelwuchs lasse sich zudem steuern, erklärte Dr. Clemens Heidger. Etwa dadurch, dass man dem Baum in bestimmten Erdschichten beste Bedingungen (Nährstoffe, Humos, Wasser) bereitstellt und seine Wurzeln sich so automatisch dort ausbreiten. Für den Herforder Landschaftsarchitekten Rolf Krämer müsste die Planung viel grundsätzlicher ansetzen. Er stellte das sogenannte "Stadtbaumkonzept" vor, das beispielsweise in Koblenz eingeführt wurde. Dabei werde das gesamte Stadtgebiet in den Blick genommen und sich nicht auf einzelne Baumaßnahmen beschränkt. Baumpflanzungen werden im ganzen Stadtgebiet nur an geeigneten Standorten umgesetzt. Das könnte ebenfalls auf lange Sicht positive Auswirkungen auf die städtischen Finanzen haben – denn neben dem geringerem Pflegaufwand sei auch häufig eine Förderung möglich. Langfristig könnte es ein solches Stadtbaumkonzept auch in Detmold geben, meinte Thomas Lammering. Das müsse aber politisch gewollt und beschlossen werden. Derzeit seien in Detmold rund 20.000 städtische Bäume registriert, die regelmäßig bewirtschaftet werden müssen.

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