Lügde (afk). Der Osterräderlauf 2017 kann kommen! Zumindest was die Versorgung mit dem für das Stopfen der sechs Osterräder erforderlichen speziellen Langhalm-Roggenstroh angeht, ist der Nachschub gesichert. Am letzten Dienstag war es wieder soweit: Die Aktiven-Gruppe des Dechenvereins war gefordert, denn der Roggen, der auf einem früher üblichen Langhalm wächst und deshalb heute speziell angebaut werden muss, wurde erstmals komplett auf dem 3.200 Quadratmeter großen vereinseigenen Feld am Osterberg geerntet.
Im Oktober 2014 hatte der Dechenverein zunächst als Versuch auf dem Feld im unteren Bereich der Laufzone der Osterräder am Osterberg einen Teil dieses benötigten Roggen angebaut. Der Rest kam dann vom Feld am "Silberbrink". Nach dem erfolgreichen Test im Vorjahr gab es nun also die Premiere der Kompletternte vom Osterberg. "Es war schon immer schon der Wunsch des Vereins gewesen, auf einem eigenen Feld diesen Spezial-Roggen anzubauen", sagt Dechen-Pressesprecher Dieter Stumpe. Dieser Roggen hat eine besonders lange Halmlänge, die sich beim Osterräderlauf bewährt hat. "Heute wird Getreide auf deutlich kürzeren Halmen von der Landwirtschaft bevorzugt. Die Mäher sind nur noch darauf eingestellt." Für das Stopfen der Räder aber braucht man unbedingt die längeren Halme, denn die sind besser in den Speichen zu befestigen und fallen beim Lauf selbst auch nicht so schnell vom Rad ab. "Das führte dazu, dass die Räder im unteren Teil ihres Laufes vermutlich größtenteils schon nicht mehr brennen wir würden", weiß Stumpe. Wegen dieser Besonderheit ist beim Dechenverein diese Getreideernte dann eben nicht ganz so komfortabel wie das heute mit den modernen Erntemaschinen möglich ist. Die Dechen als Traditionsverein haben sich entsprechend auf diese Herausforderung vorbereitet und vollziehen die Ernte mit historischer Geräteausrüstung. Dazu kommt auch noch jede Menge Handarbeit, die die Männer aber mit viel Spaß errichten. Der Ertrag war in diesem Jahr sehr ergiebig, nachdem die Unwetter in der Wachstumsphase des Getreides keinen Schaden angerichtet hatten (wir berichteten). "Für den Räderlauf brauchen wir etwa einhundert Bund Stroh für jedes Rad", weiß Stumpe aus Erfahrung. Wenn wir 400 Garben ernten, dann entspricht das der für einen Räderlauf erforderlichen Menge. Jetzt haben wir aber sogar 600 Garben aufgeschichtet. Damit haben wir einiges über, und das geht dann in unsere Reserve für die kommenden Jahre." Diese Reserve wird dann trocken in der Dechenscheune eingelagert. Geplant ist, dass die Dechen beim Ackerbürgerfest am 10./11. September im Emmerauenpark das Getreide öffentlich mit ihrer ebenfalls historischen Dreschmaschine dreschen. Das ist ein attraktives Ereignis, das in die Darstellung alter Lügder Traditionen wie sie bei diesem Fest vorgeführt werden, hervorragend passt. Der Pressesprecher hofft, dass das Spektakel dann dort auch stattfinden kann: "Das geht nämlich nur, wenn die Witterung trocken ist." Sollte es regnen muss die Dreschaktion in die Dechenscheune verlegt werden. Das Roggenkorn erhält der "Aktiven"- Landwirt Franz-Josef Schlieker, der das Saatgut im letzten Herbst am Osterberg auch eingesät hatte.