1. Wenn der Kopf mal wieder "dröhnt"

    Schaumburger Gesundheitsforum: Ärzte und weitere Experten informieren über die Volkskrankheit "Kopfschmerzen"

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    BÜCKEBURG (sk). Kopfschmerzen gehören mit zu den häufigsten Erkranken in der Bevölkerung. Fast jeder musste schon einmal im Leben unter ihnen Leiden. Rund 47 Menschen in Deutschland werden regelmäßig von ihnen heimgesucht. Ein Thema also, das viele interessiert. Was auch die knapp 120 Zuhörer bewiesen, die am Mittwochabend zum dritten Schaumburger Gesundheitsforum ins Alte Forsthaus nach Bückeburg gekommen waren. Im Rahmen der Vortragsreihe, initiiert vom Schaumburger Wochenblatt, den Schaumburger Nachrichten und dem Agaplesion Klinikum Schaumburg, gab es vier Kurzvorträge heimischer Mediziner über den "Brummschädel".

    Eine Krankheit, die von den vielen Menschen oft in Eigenregie mit gängigen Schmerzmitteln behandelt werde, sagte Moderator Marc Fügmann, Chefredakteur der Schaumburger Nachrichten, einleitend. Unbedarfte oder falsche Selbstmedikation führe aber häufig zu schweren Organschäden und beschere oft eine "lange Karriere als Schmerzmittelpatient". Daher lautete der Appell, und das nicht nur einmal am Abend: "Lassen Sie regelmäßige oder ungewöhnliche Kopfschmerzen von einem Arzt abklären und entsprechend behandeln." Manchmal können Kopfschmerzen nämlich Anzeichen für eine ernste Erkrankung sein, wie Dr. Peter Lüdemann, Chefarzt der Neurologie des Klinikums Schaumburg am Kreiskrankenhaus in Rinteln, mitteilte. Ihn hatte kürzlich ein Patient aufgesucht, der über stechende Schmerzen im Hinterkopf klagte. Eine Untersuchung im CT ergab schließlich: Es handelte sich um einen Schlaganfall. Sekundären Kopfschmerzen, wie in diesem Fall, lägen immer andere Erkrankungen wie Infektionen, Blutungen oder Verletzungen zugrunde. Sie dürften nicht unterschätzt werden, mahnte Lüdemann. So dramatisch muss es aber nicht immer sein. Am häufigsten treten die sogenannten primären Kopfschmerzen auf, zu denen beispielsweise Migräne, Spannungs- oder Clusterkopfschmerzen gehören. "Da gibt es inzwischen viele gute Behandlungsmöglichkeiten", versicherte Lüdemann. Besonders erfolgreich sei die sogenannte "Multimodale Schmerztherapie" informierte Dr. Hubertus Finsterwalder, Schmerzmediziner und Chefarzt der Anästhesiologie sowie der Intensivmedizin des Klinikums Schaumburg. Neben Medikamenten kommen hier auch andere, oft physische Therapieformen wie Sport, Physiotherapie oder Entspannungsübungen zum Einsatz. Grundsätzlich bestünde in Deutschland allerdings eine Unterversorgung durch Schmerzmediziner, wenn es um chronische Schmerzpatienten ginge, so Finsterwalder. "Nur 2 Prozent befindet sich in medizinischer Behandlung." Rund 80 Prozent der Migränebetroffenen behandelten sich selbst und oft falsch mit Medikamenten. "Erschreckend", wie der Schmerzmediziner findet. Und: "Viele Kopfschmerzen entstehen erst durch falsch eingesetzte Medikamente." Dr. Anita Rupprecht, niedergelassene Neurologin in Rinteln, klärte speziell über das Thema Migräne auf. Einen Tipp gab es von ihr bereits ganz am Anfang: "Einfach schlafen, das ist oft die beste Therapie." Leider aber nicht immer möglich. Doch besonders Kinder würden von dieser einfachen "Therapie" häufig profitieren. Meist läge der Migräne eine genetische Ursache zugrunde, sagte die Medizinerin. Knapp 70 Prozent der Betroffenen hätten Familienangehörige, die ebenfalls unter den einseitigen, pulsierenden oder hämmernden Schmerzen leiden. Oft seien sie begleitet von Übelkeit und Erbrechen. Möglicherweise erhöhe ein genetisch zu hoher Glutamatspiegel die Erregbarkeit der Nerven. Dies würde durch Stress, einen unregelmäßigen Tagesrhythmus oder Überanstrengung begünstigt. Fest steht für die Neurologin: "Das Wetter ist es nicht, auch wenn das gerne genannt wird." Migräne trete weltweit auf, unbeeinflusst von unterschiedlichen Wetterlagen. Migränepatienten rät die Neurologin nichtsdestotrotz bei einem drohenden Schub schnell zu handeln. "Warten Sie nicht ab. Das ist der falsche Weg." Vielen helfe bereits die rechtzeitige Einnahme von leichten Schmerzmitteln (Ibuprofen oder Acetylsäure), verschreibungspflichtige Triptane seien ebenfalls probat Mittel. Das Kopfschmerzen oft mit dem Hormonhaushalt zusammenhängen, schilderte Dr. Momme Arfsten, Chefarzt der Gynäkologie am Klinikum Schaumburg, Kreiskrankenhaus Stadthagen und Ev. Krankenhaus Bethel Bückeburg. "Frauen leiden deutlich häufiger an Kopfschmerzen und Migräne als Männer." Verantwortlich seien vermutlich die natürlichen Schwankungen des weiblichen Hormonhaushalts, die mit der Menstruation, einer Schwangerschaft oder den Wechseljahre zusammenhingen. In manchen Fällen helfe die Pille dabei, die monatlichen Schwankungen auszugleichen. "Versuchen Sie es aber erst einmal mit einigen Hausmitteln, bevor Sie zu Medikamenten greifen", riet Arfsten . Ein Glas Wasser, Kräutertees aus Pfefferminze, Melisse und Johanniskraut oder feuchte Umschläge wirkten meist schon Wunder. Florian Volkmann, Physiotherapeut des Elithera Gesundheitszentrum rehamed Rinteln, informierte anschließend über mögliche physische Behandlungsmethoden. Aus seinem Berufsalltag konnte er von positiven Ergebnissen mit Manueller Therapie, Entspannungstechniken und gezieltem Körpertraining berichten. Als besten Beweis ließ Volkmann die Teilnehmer im Anschluss an die Fragerunde einige kurze Übungen durchführen, um die Muskeln vom langen Sitzen zu lockern. "Sie sollen ja nicht mit Kopfschmerzen nach Hause gehen."Foto: sk

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