1. Weg zur inneren Einkehr

    Einladung zur Wanderung auf dem Weg der Stille

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    Schieder-Schwalenberg (la). Das gleichmäßige Knirschen der Wanderschuhe auf dem groben Schotter gibt wie ein Metronom den Rhythmus vor, auf dem der raschelnde Wind, die trällernden Vögel und das plätschernde Bächlein ihre Symphonie komponieren. Während die warmen Sonnenstrahlen durch das tausendgrüne Blätterdach spitzeln und die kühle Waldluft die müden Lungen füllt, fallen mit jedem Schritt die Gedanken und Gefühle mehr und mehr ab und machen den Geist frei für die mannigfaltigen Impressionen ringsum.

    Bewegung im Freien ist nicht nur gut für die körperliche Gesundheit, sondern auch eine Wohltat für die reizüberflutete Seele – vorausgesetzt, man lässt sich auf das ganzheitliche Erlebnis der Natur und die Trance der Schritte ein. Doch viele stapfen stumpfsinnig durch die Landschaft und jagen auch in ihrer Freizeit dem ewigen "Höher, schneller, weiter!" der Leistungsgesellschaft hinterher. Im Gegensatz dazu führt bewusstes Wandern nicht nur zurück zur Natur, sondern wie eine Meditation auch zum Kern des eigenen Seins. Über Jahrmillionen war Schritttempo die natürliche Höchstgeschwindigkeit des Menschen: Seit er zum ersten Mal aufrecht durch die Savanne streifte, sind seine Sinne darauf programmiert, die Eindrücke aus seiner Umgebung im Takt der Füße zu erfassen und zu verarbeiten. Doch mit der Erfindung der Eisenbahn, des Autos, der Flugzeugs setzte eine zunehmende Beschleunigung des Lebens ein. Die Gesellschaft verfiel einem regelrechten Rausch der Raserei, der längst nicht mehr nur die Art der Fortbewegung, sondern alle Lebensbereiche umfasst. Die Uhr ist zum Maßstab unserer Arbeit und unserer sozialen Beziehungen aufgestiegen. "Ich habe keine Zeit", seufzen die Überforderten, Überreizten und Überspannten, um gleich wieder zum nächsten Termin zu hetzen. Selbst bei Sport und Erholung gibt der Sekundenzeiger den Takt vor: Weil der moderne Mensch das Gefühl für die Grenzen des eigenen Körpers verloren hat, verlässt er sich auf Pulsgurte, Schrittzähler und Handy-Apps, um Kalorienverbrauch, Muskelaufbau und Leistungskurve zu optimieren. Nicht nur der Körper, auch das menschliche Gehirn kann mit diesem Tempo auf Dauer nicht Schritt halten. Wer sich aber gemessenen Schrittes auf das Erleben der Natur einlässt, den erwartet eine Fülle an Vorzügen: Neben der Schönheit der Landschaft und der Vielfalt der Tierwelt verheißt bewusste Bewegung im Freien sanfte Heilung für die Seele, wie britische Forscher von der University of Essex nachgewiesen haben. Demnach lindern schon kurze Aufenthalte im Grünen Stress und Depressionen, stärken das Selbstwertgefühl und hellen die Stimmung nachhaltig auf. Eine kostenlose Psychotherapie ohne Medikamente und langwierige Sitzungen also. Doch damit nicht genug: Achtsames Wandern wirkt wie eine Meditation, die zur eigenen Mitte führt. Man füllt den Geist bis zum Rand mit vielgestaltigen Sinneseindrücken und dem Rhythmus der Schritte. Das Gehen wird zu einem Sich-gehen-lassen. Statt der spektakulären Sehenswürdigkeiten sucht man die kleinen Unscheinbarkeiten am Wegesrand, anstelle der singulären Gipfelsiege geht es um die gesamte Gegend, die man mit offenem Auge und offenem Herzen durchschreitet und dabei in ihrer umfassenden Ganzheit erlebt. Und dieses Erlebnis wird am Sonntag, 28. August auf dem ökumenischen Weg der Stille für den möglich, der sich darauf einlässt. Die Wanderung startet um 12 Uhr in Brenkhausen vor der Bushaltestelle oberhalb des Klosters und endet um 17 Uhr mit einem Orgelkonzert des amerikanischen Künstlers Jonathan Dimmock in der Abteikirche von Marienmünster. Anschließend besteht die Möglichkeit zum gemeinsamen Abendbrot im benachbarten Klosterkrug. Die Wanderung findet bei jedem Wetter statt. Daher sind wetterfeste Kleidung und festes Schuhwerk erforderlich. Es findet kein Busshuttle statt. Mitwanderer sind herzlich willkommen.

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