REHBURG (jan). Sowohl der Kommunalarchäologie als auch dem Rehburger Bürger- und Heimatverein fehlt Jürgen Rieger. In beiden Bereichen hat Rieger ehrenamtlich unschätzbare Arbeit geleistet. Im Alter von nur 57 Jahren ist er gestorben.
"Jedes Jahr war ein Knaller dabei." Jens Berthold, Kommunalarchäologe in den Landkreisen Nienburg und Schaumburg, sitzt im Rehburger Heimatmuseum und erinnert sich an die Zusammenarbeit mit Jürgen Rieger. Rieger war einer derjenigen, die ihm gleich zu Beginn begegneten, als er 2009 seine Arbeit aufnahm. Wertvolle Arbeit habe er geleistet, habe sich sehr engagiert und so manches Stück gefunden, das wirklich interessant sei, sagt Berthold. Seine eigene Arbeit als Archäologe für die beiden Landkreise könne er doch nur ordentlich ausfüllen, wenn Menschen wie Rieger bereit seien, ihn zu unterstützen, was jener ausgezeichnet gemacht habe. Umso größer sei die Lücke durch Riegers frühen Tod. Ehrenamtlich Beauftragter für Archäologie im Landkreis Nienburg ist Rieger gewesen. Dadurch hatte er manche Rechte, aber auch etliche Pflichten. Für Berthold war er jemand, auf den er sich verlassen konnte, und der den richtigen Riecher für Fundstücke hatte. Als Hobby-Archäologe habe er sich viel Wissen angeeignet und sich sogar eigene Forschungsbereiche aufgebaut, sagt Berthold. Auf Burgen etwa hat Rieger sich spezialisiert. Burg Neuhaus, Burg Liebenau – das waren einige der Einsatzgebiete, die er oft absuchte und wo er viele Artefakte der Vergangenheit fand. Kiesgruben sind ein weiteres Spezialgebiet gewesen. Außerdem habe Rieger es hervorragend verstanden, mit den Menschen umzugehen, sagt Berthold. Ein Loccumer Kiesgruben-Besitzer etwa habe Rieger bei einem Besuch bei sich zu Hause einen früheren Fund gezeigt: ein kleines Zinngefäß, sechseckig und reich verziert. Was bei dem Loccumer schon lange Zeit im Küchenschrank stand und nahezu unbeachtet war, weckte Riegers Neugierde – zu Recht, wie sich zeigte. Die Schale wird nun im kommenden Jahr in einer Ausstellung zur Reformation in Hannover gezeigt. Wie sich herausstellte, ist sie ein seltenes liturgisches Gefäß. "Ohne Jürgen Rieger würde sie immer noch im Küchenschrank schlummern", sagt Berthold. Doch nicht nur für den Kommunal-Archäologen ist der Tod von Jürgen Rieger ein herber Verlust. Auch der Rehburger Bürger- und Heimatverein ist sehr betroffen. Dessen Vorsitzender Fritz Mackeben zeigt auf die archäologische Ausstellung im Dachgeschoss des Rehburger Heimatmuseums. "Das hat alles Jürgen Rieger aufgebaut", erzählt er. In den vergangenen zehn Jahren habe er Ordnung in das Sammelsurium des Vereins gebracht und eine auch wissenschaftlich interessante Ausstellung daraus gemacht. Ordnung und Übersichtlichkeit sowie eine ansprechende Präsentation waren das eine, was Rieger im Museum gemacht hat. Stets war er aber auch darauf bedacht, neue Fundstücke der Öffentlichkeit an jener Stelle zu präsentieren und immer gerne bereit, zu diesen Stücken auch allerlei zu erzählen. Die Leidenschaft, mit der er sein Hobby betrieben hat, war in jeder seiner Führungen zu spüren. "Jürgen wollte nicht, dass solche Funde irgendwo herumliegen", sagt Mackeben, "er wollte immer, dass sie auch gezeigt werden." Bereits 1979, erinnert sich Mackeben, sei er Rieger zuerst begegnet. Damals wurden die Überreste der Klosteranlage Asbeke bei Rehburg frei gelegt – und Rieger hat begeistert mitgemacht. "Seit dieser Zeit ist er immer irgendwie dabei gewesen", weiß Mackeben. "Irgendwie dabei"– bei allem, was der Bürger- und Heimatverein im Bezug auf Archäologie angepackt hat. Zumindest einen Teil von Riegers Arbeit im Museum übernimmt Ronald Reimann, der ebenfalls als ehrenamtlich Beauftragter für Berthold arbeitet. Ein schwerer Verlust ist der Tod von Jürgen Rieger aber dennoch für Museum und Kommunal-Archäologie. Foto: jan