Kreis Lippe (go). Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln oder von der Frage getrieben, ob vielleicht "blaues Blut" in der Familie pulsiert, beschäftigen sich immer mehr Menschen mit der Ahnenforschung. In Archiven sind die Ahnenforscher mit Abstand die größte Kundengruppe. Das bestätigen auch die Mitarbeiter des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, Abteilung Ostwestfalen-Lippe, in der Willi-Hofmann-Straße in Detmold. Das Heraussuchen der Folianten aus den Magazinen, die Benutzung der Personenstandsbücher im Lesesaal, die damit verbundenen Temperaturschwankungen, das alles kommt den historischen Unterlagen nicht zugute. Nicht zuletzt um sie zu schonen, wurde in Detmold ein Projekt zur Digitalisierung von Personenstandsunterlagen gestartet.
44.000 Sterbenebenregister der Jahrgänge 1874 bis 1938 aus den drei westfälischen Regierungsbezirken Münster, Arnsberg und Detmold sollen in den nächsten fünf Jahren digitalisiert werden und online der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden unter "www.archive.nrw.de". "Nebenregister" bedeutet dabei, dass es sich um Zweitbücher handelt, deren Hauptfassungen in den jeweiligen Standesämtern oder Kommunalverwaltungen aufbewahrt werden. Nebenregister, also Zweitfassungen, zu führen, wird seit der Preußischen Verwaltungsreform 1874 praktiziert, um für den Fall eines Brandes, Erdbebens oder einer Überschwemmung, noch eine "Sicherheitskopie" zu haben. Bisher wurden in der Abteilung Ostwestfalen-Lippe des Landesarchivs NRW rund 4.000 Register mit den Sterbeurkunden aus dem Regierungsbezirk Münster fotografiert. Das entspricht rund einer halben Million Foto-Aufnahmen. Wer macht so etwas? Die Abteilung Ostwestfalen-Lippe kooperiert hier mit Family Search, der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, auch "Mormonen" genannt. Dietmar Ingo Cziesla von Family Search: "Wir glauben, dass Familienbande für ewig bestehen. 4.600 genealogische Forschungsstellen betreiben wir weltweit. Auch die sind noch weitgehend analog ausgestattet mit Mikrofilmen. Aber die kann man kaum noch nachbestellen. Daher haben wir mit der Digitalisierung begonnen und unterstützen sie, wo wir nur können." Hundert spezielle Kameras hat Family Search dafür im Einsatz, eine davon steht in Detmold und wird von Volker Wetschera (Family Search) bedient. Für das Landesarchiv entstehen dabei keine Kosten, da es Family Search nicht um Erwerbszwecke geht, sondern darum, "wertvolle Kulturunterlagen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen", so Dietmar Ingo Cziesla. Die von Familiy Search angefertigten Aufnahmen, die sogenannten Rohdigitalisate, bearbeiten Mitarbeiter des Landesarchivs dann technisch weiter und stellen den Scan ins Internet. Die Präsentation des Scans erfolgt in Verknüpfung mit den Erschließungsdaten, so dass jedes Digitalisat eindeutig einem Registerband zugeordnet werden kann. Online gestellt von den oben erwähnten 4.000 Registern sind bislang knapp 1.000 Bände aus der Region Beckum. "Wir schließen zunächst den Regierungsbezirk Münster ab, dann folgen Arnsberg und Detmold", erklärt Dr. Bettina Joergens vom Landesarchiv die weitere Vorgehensweise. "Den Regierungsbezirk Detmold nehmen wir uns als letzten vor, weil die Detmolder Ahnenforscher ja nicht so eine weite Anreise bis zu uns in die Willi-Hofmann-Straße haben", erläutert sie. Natürlich verfügt auch der Lesesaal im Landesarchiv am Detmolder Standort über Computer mit Internetzugängen. Die Benutzung dort bietet den Vorteil, dass man sich bei Fragen direkt an die Mitarbeiter im Landesarchiv wenden kann. Wer die Online-Ahnenforschung sofort ausprobieren möchte, findet die Beckumer Scans folgendermaßen: Landesarchiv NRW (www.archive.nrw.de), Klick auf Abteilungen, Klick auf Ostwestfalen-Lippe und noch einmal einen Klick auf Service für Familienforschung.