REHBURG-LOCCUM (jan). Die Rehburger Grundschule wird Grund zur Freude haben: sie hatte sich vom Rotary-Club "Rehburg-Loccum am Kloster" Geld für die Einrichtung eines Raumes zur Sprachförderung gewünscht. Gesammelt hat der Club dieses Geld mit einer Charity-Orientierungsfahrt.
"Wir haben doch so etwas noch nie gemacht." Diese entschuldigende Aussage für Nachfragen haben die Streckenposten des MSC Rehburg oft zu hören bekommen. "So etwas"– also eine Orientierungsfahrt – hat auch der Rotary-Club zuvor noch nie gemacht. Dessen ehemaliger Präsident Klaus Horst und sein Nachfolger Reinhard Hein hatten sich in das neue Angebot gestürzt. Horst holte seinen Nachbarn Ulrich Bleeke ins Boot, der für den MSC Orientierungsfahrten auch auf dem Niveau Deutscher Meisterschaften fährt, der wiederum machte Stimmung im Motorsport-Club für das Projekt, der Vorsitzende Matthias Bleeke und Sportleiter Andreas Behlitz planten – und so nahmen die Tour ihren Lauf. 100 Euro Startgeld wollten die Rotarier haben, um genügend Geld für die Grundschule zusammen zu bekommen. Beim MSC habe das zunächst Kopfschütteln ausgelöst, sagte Horst. 30 bis 40 Euro seien eigentlich das übliche Startgeld für solche Fahrten. Doch davon ließen sich die Rotarier nicht entmutigen und behielten am Ende Recht: 30 mitfahrende Fahrzeuge hatten sie angepeilt, 30 Fahrzeuge gingen schließlich auch an den Start. Das Bild, das sich in der "Romantik Bad Rehburg"– dem Startpunkt – zwischen den historischen Gebäuden bot, war ebenfalls ein wenig anders als bei anderen Orientierungsfahrten. Sind die eigentlich ein guter Einstieg in den Motorsport, weil eben jedes Fahrzeug – auch die Familienkutsche – dabei mitmachen kann, so sollten bei dieser Fahrt nach Möglichkeit Youngtimer an den Start gehen. Dieses Kriterium wurde nicht allzu eng gesehen, Oldtimer standen schließlich neben Youngtimern und auch solche, die noch auf dieses Alter hinarbeiten, durften sich dazu gesellen. So startete beispielsweise auch ein Elektro-Auto. Und hatte Horst in der Ausschreibung von "vier Rädern" geredet, so durfte das angemeldete Motorrad dennoch mitmachen. Wie viel Arbeit in der Ausarbeitung und Durchführung solcher Touren steckt, ließ sich für alle Teilnehmer leicht ermessen. Eine rund 80 Kilometer lange Strecke über Bundes-, Landes-, Gemeindestraßen und teilweise auch Wirtschaftswege anzulegen, die Wegstrecke zu markieren und ein Bordbuch vorzubereiten, das manche kleine Finte bereit hält, den Fahrer bei ausreichend sorgfältigem Lesen aber ans gewünschte Ziel bringt, ist nicht in zwei Stunden zu erledigen. Einen großen Teil der MSC-Mitglieder lernten die Fahrer kennen: rund 20 Streckenposten stellte der Verein, um Kontrollen durchführen und eben auch manche Fragen der Neulinge beantworten zu können. Die "Aha-Erlebnisse" während der Tour häuften sich unterdessen. Hatten sich einige bereits beim ersten Straßenschlenker nach dem Start verfahren, so fuchsten sie sich nach und nach ein und lernten zu lesen, wie solch eine Schnitzeljagd auf Straßen aufgebaut ist und worauf geachtet werden sollte. Dass Schnelligkeit dabei keine Rolle spielt und mancher schneller ans Ziel kommt, der eine Minute länger überlegt, war eine der Weisheiten, die die Fahrt mit sich brachte. Dass bei Orientierungsfahrten manchmal auch Feldwege zur Strecke gehören, bemerkten insbesondere Fahrer schnittiger kleiner Wagen und auch mancher Oldtimer wie etwa des liebevoll instand gehaltenen Rolls Royce schmerzlich. Die gute Laune haben sie sich alle davon aber nicht verderben lassen und zum Ende gemeint, dass dabei gewesen zu sein doch wirklich eine feine Sache war. Der erste Platz, den ein Paar aus Hannover, das im Jaguar angetreten war, schließlich von Horst und Hein im Empfang nahm, ist nach dem schönen Tag mit Ausfahrt nahezu zur Nebensache geworden. Foto: jan