LANDKREIS (jl). Schaumburgs Zukunftschancen sollen weiter wachsen – bis in die Top 100. Diesen, zugegebenermaßen zunächst Fragezeichen aufwerfenden Weg, verfolgen die hiesigen Sozialdemokraten. "Wir haben zuletzt viele Erfahrungen mit politpopulistischen Themen gemacht, die skandalisieren und Menschen emotionalisieren, sie aber mit ihren Problemen stehen lassen", erklärt der Schaumburger SPD-Vorsitzende Karsten Becker. Seine Partei wolle das Gegenteil: sowohl für und mit dem Bürger als auch in konstruktiver Kreistagsarbeit – die SPD ist stärkste Fraktion – gemeinsam Politik machen. Um dem Ziel Nachdruck zu verleihen, hat sie die Kampagne "Schaumburg wird Top 100" zur anstehenden Kommunalwahl entworfen.
Hintergrund ist das jüngste Prognos-Ranking, nach dem Schaumburg im Vergleich mit allen 404 Landkreisen und kreisfreien Städten Deutschlands mittlerweile auf Platz 175 gerückt ist – deutlich vor seinen Nachbarn wie Nienburg, Herford oder Hameln-Pyrmont. Im Jahr 2010 war es noch Rang 230. "Das zeigt die Stärke des Landkreises und die Entwicklung vor Ort, die wir fortsetzen wollen", betont Becker. "Wir haben das Potenzial, den Landkreis in der kommenden Legislaturperiode in die Top 100 zu bringen." Mit Blick auf den Strukturwandel vor 15 Jahren, im Zuge dessen 3.000 Industriearbeitsplätze weggebrochen sind, wertet Becker die aktuelle Platzierung als Zeichen dafür, dass "wir den Kopf nicht in den Sand gesteckt haben". Es sei die Bilanz einer "Investitionspolitik in Infrastruktur und Bildung", die die Sozialstruktur im Landkreis erhalten und den Menschen vor Ort die Teilhabe offengehalten hat. Verbesserungspotenzial sieht die SPD unter anderem beim Wohlstand der Einwohner. Becker: "Das liegt daran, dass wir durch den Strukturwandel auch eine hohe Wertschöpfung und ein hohes Einkommensniveau verloren haben." Hier gelte es die Verdienstmöglichkeiten zu verbessern und weiter auf die Wirtschaftsförderung sowie den Technologietransfer zu setzen. Das habe dazu beigetragen dass viele kleine Unternehmen deutlich angewachsen sind und zum Teil auch auf dem Weltmarkt erfolgreich auftreten. In Sachen Demographie "leidet" Schaumburg unter seinem herausragenden Bildungssektor. Der hohen Abiturientenquote von mehr als 40 Prozent ist es laut Becker geschuldet, dass viele junge Menschen das Schaumburger Land für ein Studium verlassen. Um die Absolventen zum Bleiben zu motivieren, müssen die dualen Ausbildungsgänge weiter gestärkt werden, rief Helma Hartmann-Grolm, stellvertretende Landrätin, auf die Agenda. Sozialverträgliche Wohnprojekte in Bahnhofsnähe sind nach Meinung des Vorsitzenden der SPD-Kreistagsfraktion Eckhard Ilsemann eine weitere Chance, den "Nachwuchs" vor Ort zu halten, obwohl er auswärts studiert. Das setze aber wiederum den weiteren Ausbau der Infrastruktur voraus, wichtig seien dabei Breitbandinternet und die günstige ÖPNV-Erschließung von Ballungsräumen wie Hannover und Braunschweig. Eine Auseinandersetzung mit der erstmals antretenden AfD befürchten die Sozialdemokraten nicht. "Die Schaumburger sind sehr kluge Menschen, die sich ihre Entscheidung gut überlegen", bringt es Becker auf den Punkt. Die Kreispolitik sei bekannt dafür, die Dinge auch anzupacken statt zu polarisieren. Diesen Trend werde man fortsetzen, so Becker abschließend. Foto: jl