STADTHAGEN/LANDKREIS (lo). Wer glaubt, sexuelle und häusliche Gewalt gebe es nur in Großstädten, der liegt daneben. Auch im Landkreis Schaumburg kommt es immer wieder hinter verschlossenen Türen zu dieser Art von Gewalt. Besonders Frauen und junge Mädchen sind davon oftmals betroffen und können sich nicht ohne Hilfe aus dem bedrohten Umfeld befreien. Der Verein "BASTA - Mädchen- und Frauenberatungszentrum e.V." wurde genau aus diesem Grund gegründet. Schon seit 1985 helfen Mitarbeiter der Organisation - am Anfang unter "Frauenzentrum Stadthagen e.V." - Frauen und Mädchen jeden Alters und jeder Herkunft mit meist schon langjährigen Problemen. Die Probleme sind meist Gewaltdelikte, wie sexuelle und häusliche Gewalt, doch auch bei Trennung, Essstörung, Depression und Ängsten berät die Organisation. Insgesamt arbeiten in der Beratungs- und Anlaufstelle Stadthagen (BASTA) drei ausgebildete Beraterinnen, die zusammen 75 Stunden in der Woche arbeiten, eine Fachfrau für Geschäftsführung und Verwaltung und eine Assistentin, sowie engagierte Ehrenamtliche, die den Verein leiten. Sie versuchen, Frauen und Mädchen aus Krisensituationen jeglicher Art zu helfen und die Betroffenen zu stärken. Die meisten Frauen und Mädchen sind Opfer von schwerer Gewalt, unterschiedlich in Art und Form: Ob körperliche oder psychische Gewalt, die Folgen sind immer gravierend. Bei solchen Fällen arbeitet der Verein ganz eng mit anderen Einrichtungen und Dienststellen zusammen, darunter die Polizei, Gerichte, dem LKA, dem Opferschutz, medizinischen Versorgungen, der "WEISSE RING e.V." und Frauenhäuser. Manche Fälle ziehen sich sogar teilweise über Jahre. Es kommen auch oft Betroffene zu der Beratungsstelle, die nicht genau wissen, was ihnen fehlt, sondern nur wissen, dass sie sich nicht gut fühlen. Dabei wird gemeinsam die Geschichte und Vergangenheit des Klienten beleuchtet und untersucht, ob Geschehnisse in der Vergangenheit - egal ob ferner oder naher - psychische Belastungen ausgelöst haben. Neben der Beratung und der Hilfeleistung des Vereins, engagieren sich die Mitarbeiter auch stark an Schulen. An der IGS Helpsen wurde beispielsweise die bundesweite Kampagne "Kein Raum für Missbrauch" von zwei Lehrern, einer Lehrerin, einer Schulsozialarbeiterin und einer BASTA-Mitarbeiterin unterstützt. Dabei wurde in den Räumlichkeiten eine erstellte Postkarte mit den Kontaktdaten der schulinternen AnsprechpartnerInnen und von BASTA aufgehängt. Außerdem wurde das Kollegium der Schule über die sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen informiert. "Häusliche und sexuelle Gewalt erfahren die meisten schon im Kinder- und Jugendalter.", so Ingetraud Wehking, Beraterin bei BASTA. "Deshalb ist es besonders wichtig, so früh wie möglich zu handeln und an Schulen vorzubeugen." Kinder und Jugendliche, die schon in jungen Jahren Gewalt derartiger Form erleben - ob direkt oder bei nahen Angehörigen - und keine Hilfe bekommen, haben später stark mit den psychischen Problemen zu kämpfen und können im Extremfall anderen ebenfalls Gewalt antun, da sie es nicht anders gelernt haben. Erschreckend ist auch, wie wenige Vergewaltigungen überhaupt angezeigt und wie viele daraufhin tatsächlich verurteilt werden. Denn: Jede siebte Frau erlebt schwere sexuelle Gewalt, doch nur ein Bruchteil wird wirklich vor Gericht gebracht. Einen großen Erfolg feiert BASTA mit der neuen Gesetzesreform unter dem Leitspruch "Nein heißt Nein!". Auch die Beratungs- und Anlaufstelle in Stadthagen hatte Fallbeispiele für diese Reform eingereicht, um das Sexualstrafrecht zu verbessern und Frauen und Mädchen besseren Schutz zu gewährleisten. "Trotzdem ist noch viel zu tun!", sagt Birgit Baron, ebenfalls Mitarbeiterin und Beraterin bei BASTA. "Aus Stadthagen kommen etwa 20 bis 30 Prozent der Frauen mit einem Anliegen. In den ländlichen Regionen ist es weniger. Das liegt vermutlich daran, dass manche keine mobile Möglichkeiten haben, um zur Beratungsstelle zu kommen.", so Baron weiter. Die Arbeit der Fachberatungsstelle wird finanziert durch Zuwendungen des Landes Niedersachsen, des Landkreises Schaumburg, der Stadt Stadthagen und vieler weiterer Kommunen im Landkreis sowie durch Spenden, Mitglieds- und Kostenbeiträge. Bei einem Treffen der Beraterinnen von BASTA mit Mitgliedern des Stadtrats Stadthagen, des Ortsrats Wendthagen und des Frauenhauses weisen die Beraterinnen aber auch darauf hin, dass die Präventionsarbeit nicht bezahlt wird. Dies und mehr werde in Angriff genommen, um schon früh Gewaltdelikte jeglicher Art zu vermeiden. Foto: lo
-
Fälle von häuslicher und sexueller Gewalt gibt es auch immer wieder im Landkreis
Das Mädchen- und Frauenberatungszentrum "BASTA" informiert über Gewaltdelikte an Frauen und Mädchen
Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum